International
Ukraine

Lukaschenko und die Atombombe: «Gott bewahre uns davor»

Lukaschenko spielt mit der Angst: «Gott bewahre uns davor, diese Waffe einzusetzen»

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko zählt zu den engsten Verbündeten Wladimir Putins. Dessen Spiel mit der Angst beherrscht er auch.
14.06.2023, 09:0714.06.2023, 09:30
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Ein Artikel von
t-online

Alexander Lukaschenko erfreut sich offenbar bester Gesundheit. Erwähnenswert ist das deswegen, weil es noch vor wenigen Wochen, am 9. Mai anlässlich der Feier zum russischen Tag des Sieges, Spekulationen darüber gab, ob der belarussische Diktator ernsthaft erkrankt sein könnte. Damals zeigte sich Lukaschenko mit verbundener Hand und dem Anschein nach geschwächt.

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Diktatoren unter sich: Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko (l.) in Putins Sommerresidenz.Bild: keystone

Doch fünf Wochen später sitzt er allen Unkenrufen zum Trotz in Minsk weiterhin fest im Sattel. Und der belarussische Machthaber erweist sich als treuer Verbündeter seines Widerparts im Kreml, Diktator Wladimir Putin. Ganz in dessen Sinne drohte Lukaschenko dem Westen nun mit dem Einsatz von Atomwaffen. Seine Begründung lautete erstaunlich: Er müsse im Falle einer Bedrohung nur im Kreml anrufen, sagte der 68-jährige Langzeitherrscher am Dienstag im russischen Fernsehen.

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«Was soll das für ein Problem sein, so einen Schlag abzustimmen?», fragte Lukaschenko. «Das ist überhaupt keine Frage.» Putin hatte im März die Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus angekündigt. Diese blieben aber unter Kontrolle Russlands, versicherte der Kremlchef.

Ohne Lukaschenko hätte Putin ein Problem

Die Atomwaffen würden gebraucht, um Belarus vor einem Angriff zu schützen. Seit Jahren versuche der Westen, das Land auseinander zu reissen, behauptete Lukaschenko. Doch mit Atomwaffen sei Belarus nicht mehr angreifbar.

Bislang hat jedoch niemand seinem Land direkt bedroht. Der einzige Druck, dem der belarussische Diktator ausgesetzt ist, kommt aus dem Kreml. Mehr als einmal hat Wladimir Putin seine schützende Hand über Lukaschenko gehalten und dafür Gegenleistungen eingefordert. Nach den mutmasslich manipulierten Wahlen vor zwei Jahren und heftigen Protesten im Land musste Lukaschenko um seine Macht fürchten.

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Putin in seiner noblen Sommerfrische am Schwarzen Meer: Wenn der russische Diktator westliche Staatsgäste empfängt, sind die Tische länger.Bild: keystone

Der Preis, den er für Putins Schutz zahlt, ist nach Ansicht von Experten hoch. So soll Lukaschenko dem Machthaber in Moskau politisch quasi ausgeliefert sein.

Allerdings braucht auch Putin den Mann in Minsk. Ohne Lukaschenko würde die Demokratiebewegung im Nachbarland der Ukraine wieder aufflammen – etwas, das der russische Autokrat gar nicht gebrauchen kann. Es ist ein Schicksalsbündnis, das die beiden Machthaber eingegangen sind, und es äussert sich in regelmässigen Drohungen gegenüber den vermeintlichen Feinden von aussen.

Erst vergangene Woche trafen sich Putin und Lukaschenko zu Konsultationen in der exklusiven Sommerresidenz des Kremlchefs in Sotschi am Schwarzen Meer. Sie plauderten in entspannter Atmosphäre über eine noch engere wirtschaftliche und auch militärische Zusammenarbeit. Lukaschenko zeigte sich in Freizeithemd mit Sonnenbrille. Es schien, als sei alles in Ordnung, alles normal. Wäre da nicht der Krieg und wären da nicht die Frage der Nuklearwaffen.

Bekanntes Spiel mit der Angst des Gegners

Lukaschenko spielte die Atomkrieg-Karte bei seinem Auftritt im russischen Fernsehen mit Kalkül. «Die Bomben sind dreimal so leistungsstark wie die Bomben in Hiroshima und Nagasaki», sagte der seit 1994 in Minsk herrschende Autokrat. «Etwa eine Million Menschen sterben sofort. Gott bewahre uns davor, diese Waffe einzusetzen.»

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Russlands Autokrat Wladimir Putin empfängt sein Gegenüber aus Minsk in seiner Sommerresidenz Botscharow Rutschej.Bild: keystone

Entsprechende Drohgebärden sind seit dem Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine auch regelmässig aus Moskau zu hören. Passiert ist trotz aller Warnungen bislang nichts. Es gehört zum Inventar von Männern wie Putin, dem ehemaligen KGB-Agenten, seine Gegner psychologisch unter Druck zu setzen. Das Spiel mit der Angst beherrscht er gut. Nun versucht sich offenbar auch Lukaschenko darin.

Belarus ist der engste Verbündete Russlands und hat auch sein Territorium für den russischen Angriff auf die Ukraine zur Verfügung gestellt. Das Land erhält nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen. Stationiert werden sollen Iskander-Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Auch mehrere belarussische Kampfflugzeuge wurden demnach auf die neuen Waffen umgerüstet. (t-online/cc/dpa)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Typu
14.06.2023 10:05registriert Oktober 2015
Atomwaffen sind eine Sackgasse. Man kann sie nicht nutzbringend einsetzen. Die Konsequenzen wören zu gravierend. Als Abschreckung vielleicht, aber nach der 500sten Drohung nimmt auch diese Wirkung ab.
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SeboZh
14.06.2023 10:00registriert Dezember 2017
Nach gefühlt der 700 Drohung glaubt das halt keiner mehr. Liefert Waffen an die Ukraine, das ist wichtiger als sich vor der 701. (leeren) Drohung zu fürchten
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(^_-) Pato (-_^)
14.06.2023 09:57registriert Oktober 2021
Im letzten Abschnitt des Artikels steht: "Das Land erhält nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen."

Die Ukraine hat in den 90er Jahren auch deren Atomwaffen im Gegenzug zu Sicherheitsgarantien (Russland, USA und GB), dass die Landesgrenzen der 🇺🇦 anerkannt werden.

Nach der Logik vom Kreml und Lukaschenko könnte man ja der 🇺🇦 auch wieder Atomwaffen zur Verfügung stellen.
Ein Telefonat mit YYZ würde dann reichen um diese einzusetzen.
oder, ODER, O D E R ?
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