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Ukraine

Russland spielt Ernst der Lage in Kursk herunter

epa11537020 Russian President Vladimir Putin holds a video conference meeting with Kursk Region Acting Governor Alexei Smirnov at the Novo-Ogaryovo state residence, outside Moscow, Russia, 08 August 2 ...
Putin hält eine Videokonferenz mit dem Gouverneur der Region Kursk.Bild: keystone

Warum Putin den Ernst der Lage in Kursk herunterspielt

Die ukrainischen Streitkräfte halten ihre eroberten Stellungen in Russland. Der Kreml antwortet darauf mit einem Antiterroreinsatz.
11.08.2024, 15:4811.08.2024, 17:23
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Nach dem Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk spielt der Kreml nach Einschätzung westlicher Militärexperten den Ernst der Lage in der Region herunter. Die Region an der Grenze zur Ukraine sei nur zu einer Zone für Anti-Terror-Operationen und nicht zu einem Kriegsgebiet erklärt worden, um womöglich Panik in der russischen Gesellschaft zu verhindern, hiess es in einer vom Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington veröffentlichten Analyse. Kremlchef Wladimir Putin scheue die Ausrufung des Kriegszustandes, weil er um die Stabilität im Land fürchte, hiess es.

Ukrainischer Vorstoss auf Region Kursk.
Die Ukraine setzt Moskau mit einer Offensive auf russischem Territorium unter Druck.Bild: cck / erstellt mit Datawrapper

Putin habe im Zuge seiner Invasion der Ukraine immer wieder gezeigt, dass er nicht bereit sei, die gesamte russische Gesellschaft in einen Kriegszustand zu versetzen, teilten die ISW-Experten mit. Der Kremlchef will demnach neuen Unmut im Land wie bei den Protesten gegen die Mobilmachung im Herbst 2022 aus dem Weg gehen - auch aus Angst um die Stabilität seines Systems. Aus Protest gegen die Zwangsrekrutierung von Reservisten für den Krieg hatten damals Hunderttausende das Land verlassen.

Russland hatte die Grenzgebiete Kursk, Belgorod und Brjansk in der Nacht zum Samstag zu Zonen für Anti-Terror-Operationen erklärt. Damit bekommen das Militär und anderen Teile des Sicherheitsapparats deutlich mehr Befugnisse, Personal, Ausrüstung und Mittel. Das gilt als eine Vorstufe zur möglichen Verhängung des Kriegsrechts. Russische Militärblogger und auch der vor knapp einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz gestorbene Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatten immer wieder das Kriegsrecht gefordert, um schlagkräftiger zu werden.

A view of the column of Russian Army trucks damaged by shelling by the Ukrainian Armed Forces on the highway in the Sudzhansky district, Kursk region of Russia, Friday, Aug. 9, 2024. (Anatoliy Zhdanov ...
Ein von der Ukraine zerstörter russischer Militärkonvoi in Kursk.Bild: keystone

ISW: Ukrainische Truppen halten Stellungen in Russland

Die Lage im Gebiet Kursk ist unübersichtlich. Die Behörden warnten vor Panik und forderten die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Vielerorts war Luftalarm zu hören, wie aus offiziellen Videos aus der Region hervorging. Der geschäftsführende Gouverneur, Alexej Smirnow, informiert auch in seinem Telegram-Kanal dauernd über den Raketenalarm und betonte, die Lage sei unter Kontrolle. Das russische Militär zog nach eigenen Angaben weitere Kräfte zusammen, um den ukrainischen Einmarsch zurückzuschlagen.

Nach Einschätzung der ISW-Experten verlangsamte sich der ukrainische Vormarsch angesichts der russischen Truppenkonzentration im Gebiet Kursk. Trotzdem hielten die ukrainischen Streitkräfte zuvor gemeldeten Stellungen und hätten sich auch etwas weiter vorwärts bewegt, teilte das Institut unter Berufung auf russische Militärblogger und die Auswertung von Geodaten veröffentlichter Videos auf Twitter mit.

(sda/dpa)

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105 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Meierli
11.08.2024 15:57registriert November 2019
Alles was Putin schadet, ist gut.
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AFK
11.08.2024 16:13registriert Juni 2020
2022: Russland hat die 2.stärkste Armee der Welt, 2023: Russland hat die 2.stärkste Armee in der Ukraine, 2024: Russland hat die 2 stärkste Armee in Russland :D
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Waterloo
11.08.2024 16:19registriert September 2022
Die ukrainische Armee wird den Angriff nicht ohne eine klare Strategie und abwägen der Risiken gemacht haben. Es wird eine lange Planung vorausgegangen sein. Putin wurde nun auf dem falschen Fuss erwischst und ist gehörig in die Defensive geraten. So schnell wird er die ukrainische Armee auf seinem Territorium nicht mehr los, ohne grosse Verluste an Material und Soldaten zu riskieren. Der Nachschub an seine Front in der Ukraine ist gestört und erfordert eine neue Strategie. Wenn die Ukraine die Bewilligung des Westens erhält, Langstreckenraketen einzusetzen, wird es richtig kritisch für Putin.
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