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Ukraine-Regierungsberater geht auf Russland los – «lügender Bastard»

November 13, 2019. - Brazil, Brasilia. - Russia s President Vladimir Putin, Russia s Foreign Minister Sergey Lavrov, Russia s President spokesman Dmitry Peskov from R to L during a meeting with China  ...
Was die Kommunikation an die Bevölkerung angeht, kennen Kreml-Politiker keine Skrupel.Bild: www.imago-images.de

Ukraine-Regierungsberater geht auf Russland los – «lügender Bastard»

06.10.2023, 18:3107.10.2023, 17:01
Anna Von Stefenelli / watson.de
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Tote, Vergewaltigungen, Kriegsverbrechen: Über 21 Monate lange dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits an. Seitdem mussten die Menschen in dem russischen Nachbarland einiges an Grauen und Leid erleben. Man denke da etwa an die Massaker von Butscha im vergangenen Jahr. Es ist nur eines der Kriegs-Ereignisse, die das Ausmass der Brutalität aufzeigen, mit der die russischen Truppen in der Ukraine vorgehen.

Lida Nechvolot, who lost her step-father reacts at the place of a Russian rocket attack that killed 51 people in the village of Hroza near Kharkiv, Ukraine, Thursday, Oct. 5, 2023. Ukrainian officials ...
Bei einem Angriff auf Hrosa kamen mindestens 51 Menschen ums Leben, weitere wurden verletzt.Bild: keystone

Während die Menschen in dem Land tagtäglich den Krieg miterleben, wird in Russland weiterhin strikt von einer «militärischen Spezialoperation» gesprochen. Angriffe auf Zivilisten werden propagandistisch abgestritten. Wie dreist die Lügen teilweise sind, kann der ukrainische Regierungsberater Anton Geraschtschenko kaum fassen. Er wettert aus aktuellem Anlass massiv gegen einen Russland-Sprecher, der das Offensichtliche abstreitet.

Ukraine: 15 Prozent der Menschen eines Dorfes bei Angriff getötet

Regelmässig werden Ziele in der Ukraine von russischen Truppen angegriffen. Am Donnerstag ereignete sich ein besonders schwerer Angriff, diesmal in einem Dorf in der schwer umkämpften Region Charkiw. Im Ort Hrosa sind bei einem Raketenangriff mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Damit gilt er als der tödlichste, einzelne, russische Angriff in der Ukraine in diesem Jahr. Offiziellen Angaben zufolge lebten in dem Dorf aktuell nur noch 330 Menschen. Damit sind also mehr als 15 Prozent der dort lebenden Einwohner getötet worden.

Besonders tragisch: Die Opfer hatten sich dort zu einer Trauerfeier versammelt, wie der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko bestätigte. Mindestens 60 Menschen hatten sich zu einem Essen im Gedenken an einen verstorbenen und zu Grabe getragenen Nachbarn getroffen. Gegen 13.24 Uhr ist die Rakete nach ukrainischen Angaben dann in dem Gebäude eingeschlagen. Unter den Trümmern wurden anschliessend die Toten geborgen, unter anderem ein sechs Jahre alter Junge.

«Die Terroristen haben den Angriff absichtlich zur Zeit des Mittagessens ausgeführt, um eine maximale Zahl von Opfern sicherzustellen», behauptet der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow. In dem Dorf habe es keine militärischen Ziele gegeben. «Dies ist ein schändliches Verbrechen, das die Ukrainer einschüchtern soll.» Der Präsident des Landes, Wolodymyr Selenskyj, spricht von einem terroristischen Akt.

Auf Social Media und in Agenturen kursierten vielfach Bilder der Zerstörung.

Russland bestreitet Attacke auf ziviles Ziel in Hrosa in Ukraine

Dass Russland Zivilisten angreift, bestreitet das Land jedoch vehement. Auf den Angriff in Hrosa angesprochen, antwortete der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow:

«Wir betonen weiterhin: Das russische Militär greift keine zivilen Ziele an. Angriffe werden gegen militärische Infrastruktur und Orte durchgeführt, an denen Militärs und Vertreter der militärischen Führung stationiert sind.»

Ukraine-Berater Geraschtschenko wettert gegen Russland-Sprecher

Eine Aussage, die Anton Geraschtschenko zur Weissglut treibt. Der Berater des ukrainischen Innenministeriums teilte die Audioaufnahmen des Russland-Sprechers und schreibt dazu: «Peskow über den gestrigen russischen Angriff auf das Dorf Groza in der Region Charkiw: Russisches Militär greift keine zivilen Ziele an.» Er bezeichnet Peskow und die anderen Kreml-Mitarbeitenden als «lügende Bastarde.»

Viele Angaben über die Geschehnisse im Krieg in der Ukraine können nicht unabhängig überprüft werden. Dass Russland aber nicht nur militärische Ziele angreift, ist unumstritten. Auch im jüngst angegriffenen Dorf hat sich nach Angaben von Verteidigungsminister Rustem Umjerow keine militärische Basis befunden.

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quelle: www.imago-images.de / imago images
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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
06.10.2023 19:12registriert August 2018
Was ich nicht verstehe, dass die SVP sämtliche Sanktionen gegen Putin und Russland aufheben will. Die SVP will auch keine Oligarchengelder aufspüren in der Schweiz. Und die SVP will mit Putin ein normales Verhältnis haben.

Ich verstehe diese Partei nicht.
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Amadeus
06.10.2023 19:18registriert September 2015
Ich bin sicher Roger Köppel hat auch eine super Erklärung dafür warum Russland nicht Schuld ist am Raketenangriff.
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Lefka Ori
06.10.2023 18:48registriert Dezember 2018
Natürlich nicht die Diplomatensprache; doch auf den Punkt gebracht und in jeder Hinsicht nachvollziehbar und richtig. Die Kreaturen im Kreml beweisen täglich ihr absolut niedrigstes Niveau des menschlichen Abschaums.
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    «Trump ist kein Diktator»
    Der US-Präsident überfordert die politische Konkurrenz, die Gerichte und auch die Medien mit immer neuen Entscheidungen. Einer der besten Kenner ist John Harris, Chefredaktor des amerikanischen Politmagazins «Politico». Ein Diktator sei Trump keineswegs, sagt er.

    Während der ersten Amtszeit von Donald Trump verzeichneten Newsportale – auch Ihr Medium «Politico» – einen deutlichen Anstieg bei Klickzahlen und Abonnements. Dieser Effekt würde sich bei einer Wiederwahl abschwächen, wurde erwartet. Ist das bislang der Fall?
    John Harris: Es gibt nach wie vor ein intensives Interesse an der Trump-Berichterstattung. Es liegt auf konstant hohem Niveau, und man beobachtet weniger Ausschläge als in der ersten Amtszeit, als die Zugriffszahlen stark schwankten. «Politico» setzte allerdings nie auf blosse Reichweite. Unser Fokus lag stets darauf, eine spezifische Zielgruppe zu erreichen – politische Entscheidungsträger in Washington oder anderen Machtzentren. Wir wollen den Wert unseres Journalismus über Abonnements oder gezielte Werbung monetarisieren.

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