Sein Rufname als Kommandeur bei den Wagner-Söldnern ist «Graues Haar», auf russisch «Sedoy». Er steht auf der EU-Sanktionsliste und soll einer der ranghöchsten Militärs in Prigoschins Truppe sein. Jetzt wurde öffentlich, dass Andrei Trotschew, wie er mit bürgerlichen Namen heisst, offenbar auch dem russischen Präsidenten aufgefallen ist. Putin soll ihn nämlich als Prigoschins Nachfolger vorgeschlagen haben.
In einem Gespräch mit einem Journalisten des staatlich finanzierten russischen Nachrichtenportals «Kommersant» hatte Putin von einem Treffen berichtet, bei dem auch der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und mehrere seiner Kommandeure anwesend war. Dabei sagte der russische Präsident, er habe den Offizieren der Söldnergruppe angeboten, ihren Einsatz unter der Führung einer Person mit dem Rufzeichen «Sedoy» fortzuführen. Er soll laut Putin ohnehin die Person gewesen sein, welche die Wagner-Söldner seit Beginn der russischen Invasion angeführt haben soll.
In einem Dokument der EU über Sanktionen im Zusammenhang mit dem Krieg in Syrien wird Andrei Trotschew als «Executive Director (Chief of Staff)» der Wagner-Truppe bezeichnet – also als Chef des Stabes. Er soll laut Dokument auch einer der Gründer der Söldnergruppe gewesen sein.
Trotschew ist Jahrgang 1953, geboren wurde er in St. Petersburg – auch Putins Heimatstadt. Als Verbündete werden der Wagner-Mitbegründer Dimitrij Utkin sowie die Kommandeure Andrei Bogatow und Sergeevich Kuznetsow angegeben – beide ebenfalls wegen ihrer Aktivität in Syrien auf der EU-Sanktionsliste. Laut dem EU-Dokument sei Trotschew direkt in die Militäroperationen in Syrien verwickelt gewesen und habe das Regime in Damaskus aktiv unterstützt. Auch in britischen Sanktions-Unterlagen wird er als geschäftsführender Direktor der Wagner-Gruppe bezeichnet.
Trotschew kämpfte als Soldat bereits im Afghanistan-Krieg für die damalige Sowjetunion, sein letzter Rang war Colonel, was einem Oberst in der Bundeswehr entspricht. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters erhielt er für seinen Einsatz zweimal den «Orden des Roten Sterns» und wurde ausserdem als «Held Russland» ausgezeichnet – weil er beim Sturm gegen IS-Terroristen in Palmyra dabei war. Er stammt aus Putins Heimatstadt St. Petersburg und wurde vor einigen Jahren in Gesellschaft des Präsidenten fotografiert.
Putin hatte den Kommandeuren laut Interview Trotschew besonders ans Herz gelegt und vorgeschlagen, unter dessen Führung weiterzumachen. «Sie hätten sich alle an einem Ort versammeln und weiter dienen können», sagte Putin, «und für sie hätte sich nichts geändert. Sie würden von derselben Person geführt, die die ganze Zeit über ihr eigentlicher Befehlshaber war.» Laut Putin hätten viele Wagner-Kommandeure genickt. Das gefiel offenbar dem Wagner-Chef nicht.
Prigoschin sagte, nachdem er zugehört hatte «Nein, die Jungs werden mit einer solchen Entscheidung nicht einverstanden sein'», wurde Putin zitiert.
Prigoschin selbst ist seit dem 24. Juni nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden, als er die russische Stadt Rostow am Don verliess, die er mit seinen Kämpfern besetzt hatte. Am Freitag tauchte ein Video auf, dass ihn in Unterwäsche sitzend auf einem Feldbett zeigt – unklar ist aber der Ort und Zeitpunkt der Aufnahme. Früheren Angaben zufolge soll er mit Putin vereinbart haben, zusammen mit einigen seiner Kämpfer ins Exil nach Belarus zu gehen. Das Verteidigungsministerium dort teilte am Freitag mit, Mitglieder der Gruppe seien südöstlich von Minsk an der Ausbildung belarussischer Soldaten beteiligt. Zwei Wagner nahestehende Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, einige der Söldner seien seit spätestens Dienstag in Belarus.