Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale Gemeinschaft auf der Münchner Sicherheitskonferenz dingend um Kampfflugzeuge zur Abwehr der russischen Aggression gebeten. Derweilen gerieten in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut im Osten die ukrainischen Verteidiger immer stärker unter Druck.
Die Nacht im Überblick:
Die internationale Gemeinschaft habe sich bereits bei anderen Waffensystemen bewegt, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an der Münchner Sicherheitskonferenz am Freitag. Der Appell richtete sich an Politiker, Militärs und Experten.
Es gebe die Koalition zur Lieferung von Kampfpanzern, das Tabu bei Artilleriegeschossen mit hoher Reichweite sei gefallen, sagte der Präsident. «Die Welt hat bereits gehört, wie notwendig es für die globale Sicherheit ist, eine Flugzeug-Koalition für die Ukraine zu schaffen.»
Selenskyj berichtete dem heimischen Publikum am Freitagabend, was er zur Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt habe. «Die Kernbotschaft der Ukraine auf der Sicherheitskonferenz ist klar: Wir müssen alles tun, um die russische Aggression in diesem Jahr zum Scheitern zu bringen», sagte er. Das sei möglich, aber es sei nur zu schaffen, «wenn die Ukraine die Waffen erhält, die sie dazu braucht».
Genau wie bei den Panzern könne man verantwortlich im Voraus sagen, «dass das Problem der Flugzeuge gelöst wird», sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba nach Angaben Kiewer Medien in München. «Es wird ein wenig mehr Zeit brauchen.» Die Diskussion über die Flugzeuge werde anders strukturiert sein als bei den Panzern. «Aber diese Arbeit hat bereits begonnen», sagte Kuleba. Der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow bat in München darum, der Ukraine auch mit Streumunition und Phosphor-Brandbomben zu helfen.
«Der Ort Paraskowijiwka ist vollständig unter der Kontrolle von Abteilungen der Söldner-Firma Wagner», teilte Prigoschin nach Angaben der russischen Agentur Interfax mit. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht. Damit wüchse die Gefahr, dass die Ukrainer von Nachschub und Rückzugsrouten abgeschnitten werden.
Im Abendbericht des ukrainischen Generalstabs wurde der Ort nicht erwähnt.
Russische Militärblogger schrieben, dass Paraskowijiwka ein wichtiger Knotenpunkt der ukrainischen Verteidigungslinien nördlich von Bachmut gewesen sei. Sollten auch die angrenzenden Dörfer Werchiwka Berchiwka und Jahidne erobert werden, könnten die ukrainischen Truppen in Bachmut nicht mehr von Norden versorgt werden. Auch im Süden von Bachmut drängen russische Kräfte in den Rücken der Ukrainer.
Auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr in Bayern sind nach Angaben des US-Militärs bereits mehrere Hundert ukrainische Soldaten an Bradley-Schützenpanzern ausgebildet worden. In dieser Woche habe eine erste Gruppe von etwa 635 Ukrainern ihr fast fünfwöchiges Training abgeschlossen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Zwei weitere Bataillone hätten mit dem Training begonnen. Kommende Woche solle ausserdem für eine erste Gruppe ukrainischer Soldaten die Ausbildung an Radschützenpanzern des Typs Stryker beginnen. Die USA als wichtiger Verbündeter liefern der Ukraine beide Panzer-Typen.
Die USA stiften nach Ansicht Moskaus die Ukraine zu Schlägen auf die Schwarzmeer-Halbinsel Krim an und befeuern damit den Konflikt. «Jetzt gehen die amerikanischen Kriegshetzer noch weiter: Sie stiften das Kiewer Regime zur weiteren Eskalation an, indem sie den Krieg auf unser Territorium verlegen», sagte die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa, in Moskau.
Auslöser waren Äusserungen der US-Spitzendiplomatin Victoria Nuland, wonach Washington russische Militäreinrichtungen auf der Krim für legitime Angriffsziele hält. «Die Ukraine wird nicht sicher sein, wenn die Krim nicht zumindest entmilitarisiert ist», hatte Nuland in Washington gesagt. Dabei könne Kiew auf Unterstützung der USA zählen.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist auch am zweiten Tag das wichtigste Thema auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Als Redner werden unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Vizepräsidentin Kamala Harris und der britische Premier Rishi Sunak erwartet.
Russland war vor fast einem Jahr am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. Für die Ukraine ist Samstag der 360. Tag ihres Abwehrkampfes. Allerdings hat im Verständnis der meisten Ukrainer der Krieg schon 2014 begonnen. Damals annektierte Russland die Halbinsel Krim und entsandte Soldaten unter dem Deckmantel einer angeblichen Separatistenbewegung in den Donbass in der Ostukraine.
(yam/sda/dpa)