Im Kampf um die ukrainische Hafenstadt Mariupol war plötzlich ein Panzer auf ihn gerichtet. «Ich sah ein helles Licht», erzählt der ukrainische Soldat Hilb Stryzhko dem britischen Sender BBC nach seiner Freilassung aus russischer Gefangenschaft. Im Gefecht um Mariupol war er in die Hände des russischen Militärs geraten.
Nachdem der Panzer auf ihn gefeuert hatte, sei er drei Stockwerke tief gefallen – und unter Trümmern begraben worden, erinnert sich Stryzhko. Sein einziger Ausweg: «Entweder schreien und mir helfen lassen oder unter diesen Trümmern sterben.» Also habe er geschrien, bis ein paar ukrainische Soldaten ihn hörten. Diese hätten ihn in ein Feldlazarett gebracht.
"russians broke my body, but they will never break my spirit. Semper fidelis!"This is Hlib Stryzhko, he is a marine & former mentor of @ual_ua. 3 weeks ago he was injured & captured when fighting for #Mariupol. russians held him for 17 days & then returned home via a swap /1 pic.twitter.com/Igfx9WRfm9— Olena Halushka (@OlenaHalushka) May 6, 2022
Doch dort angekommen, hätten die Ärzte nur eins für die Verletzten tun können: «Sie sagten uns, dass wir, um unser Leben zu retten, an die Russen übergeben werden», so Stryzhko. Den ukrainischen Ärzten selbst sei das in der stark umkämpften Hafenstadt, die nur wenig später vollständig unter russische Kontrolle fiel, nicht mehr möglich gewesen. Stryzhko, der einen Becken- und einen Kieferbruch erlitten und das Sehvermögen auf einem Auge verloren hatte, willigte ein.
Doch auch auf russischer Seite, sei eine Behandlung ausgeblieben, erzählt Stryzhko. Die Schmerzen habe er bei vollem Bewusstsein ertragen müssen. Nur wenige Krankenschwestern hätten ihm zu essen gegeben. «Die anderen stellten das Essen hin und sagten: 'Versuch das mal zu essen, du ukrainisches Gesindel!'» Nachts seien dann tschetschenische Soldaten mit Messern über seinen Körper gefahren und hätten ihn verspottet.
Tage habe er dort gelegen, nicht fähig, sich aufzurichten. Erst nach über zwei Wochen sei er schliesslich nach Russland und dann zu einem Militärflugplatz auf der von Russland annektierten Krim gebracht worden – für einen Gefangenenaustausch. «Wenn Sie meinen Befehlen folgen, werden Sie heute Abend in der Ukraine sein», habe ihm ein russischer Soldat gesagt.
Und so sei es gekommen: Stryzhko sei in einen Transporter verladen und in ein Krankenhaus in Saporischschja gebracht worden – nur wenige hundert Kilometer von seiner Heimatstadt Poltawa entfernt. In Poltawa erholt er sich nun, bis seine Knochenbrüche verheilt sind. Dann sei er bereit, erneut in den Kampf gegen die russische Armee zu ziehen. «Ich werde der Armee helfen, den Sieg über Russland näherzubringen», so Stryzhko.
(MaM,t-online)