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Selenskyj ist bereit, «Territorien zu tauschen» – die wichtigsten Punkte

Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy speaks during the briefing with President of the European Investment Bank Nadia Calvino in Kyiv, Ukraine, Monday, Feb. 10, 2025. (AP Photo/Efrem Lukatsky)
Wolodymyr Selenskyj ist bereit, den USA entgegenzukommen, um deren Unterstützung beibehalten zu können.Bild: keystone

Selenskyj ist bereit, «Territorien zu tauschen» – das sind die wichtigsten Punkte

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach eigenen Angaben bei möglichen Friedensverhandlungen bereit, Territorien mit Russland zu tauschen. Eine Übersicht zu den Aussagen.
12.02.2025, 05:2212.02.2025, 06:33
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    Darum geht es

    Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview mit dem britischen «Guardian» erstmals angegeben, dass die Ukraine im Zuge von Friedensverhandlungen bereit sein könnte, einige der von Russland attackierten Regionen in der Ostukraine abzugeben – allerdings nur, wenn Russland seinerseits andere Regionen an die Ukraine zurückgibt.

    Bemerkenswerte Aussagen

    Knapp drei Jahre nach dem russischen Überfall auf Befehl von Präsident Wladimir Putin, äussert sich Selenskyj damit zum ersten Mal konkret bezüglich einer möglichen Abgabe von Territorium an den Aggressor.

    Wenn es US-Präsident Donald Trump gelinge, die Ukraine und Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, «werden wir ein Territorium gegen ein anderes tauschen», sagte Selenskyj.

    Die Ukraine hatte zudem bei einer Überraschungsoffensive im vergangenen August Territorium in der russischen Region Kursk erobert. Ob dieses Gebiet ebenfalls in mögliche Verhandlungen einfliessen könnte, darauf ging Selenskyj nicht ein.

    Unklar, welche Gebiete «getauscht» werden könnten

    Welche Gebiete die Ukraine zurückfordern könnte, sagte Selenskyj nicht. «Ich weiss nicht, wir werden sehen. Alle unsere Territorien sind wichtig, es gibt keine Prioritäten», erklärte er.

    Russland reklamiert fünf ukrainische Regionen für sich: die 2014 besetzte Halbinsel Krim und die 2022 überfallenen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Durch Scheinreferenden hat Russland diese während des Krieges annektiert und betrachtet sie seither als russisches Staatsgebiet. Allerdings kontrolliert das russische Militär die Regionen nur teilweise.

    Zugeständnisse für Trumps Unterstützung?

    Nicht bestätigt ist, ob die jüngsten Aussagen Selenskyjs in Zusammenhang mit jenen von US-Präsident Donald Trump stehen, der erklärte hatte, dass ukrainisches Gebiet «eines Tages russisch» sein könnte. Der Verdacht liegt allerdings nahe.

    Denn Selenskyj hat im Gespräch mit der britischen Zeitung auch über die künftige Unterstützung der Ukraine durch den Westen gesprochen. Er sagte unter anderem, dass Europa nicht vollumfänglich in die Bresche springen könnte, um die Sicherheit und Versorgung der Ukraine zu garantieren, wenn die USA sich zurückziehen würden.

    Eine starke und unabhängige Ukraine gebe es nur mit Unterstützung der Vereinigten Staaten. Im Gegenzug sprach Selenskyj offen darüber, den USA Rohstoffe wie Seltene Erden und Investitionsmöglichkeiten in seinem Land anzubieten. Davon könnte beide Seiten profitieren. Donald Trump hatte jüngst Gegenleistungen der Ukraine in Form von Rohstoffen für die fortwährende US-Unterstützung zum Thema gemacht.

    Putins Position

    Wladimir Putin hat bisher nicht direkt auf Selenskyjs Aussagen reagiert. Allerdings hat sich der russische Präsident in der Vergangenheit kaum offen für Friedensverhandlungen gezeigt – oder aber für solche die Bedingung gestellt, dass Selenskyj nicht daran teilnehmen darf. Dieser hatte darauf erklärt, die Aussage zeige nur, dass Russland nicht wirklich an Verhandlungen interessiert sei.

    Russland hatte die Ukraine im Februar 2022 überfallen und besetzt Teile im Osten des Landes. Der nach westlichen Standards demokratisch gewählte jüdische ukrainische Präsident Selenskyj sollte durch eine dem Kreml in Moskau ergebene Marionetten-Regierung ersetzt werden. Moskau stört sich vor allem am ukrainischen Bestreben, dem westlichen Militärbündnis Nato beizutreten.

    Überhaupt spricht Putin der Ukraine das Recht auf staatliche Souveränität ab und sieht das ukrainische Volk als Teil einer grösseren ostslawischen oder russischen Welt – Russkii Mir – an, wie er bereits in einem längeren Aufsatz vom Sommer 2021 darzulegen versuchte. Dazu zählt Putin auch Belarus.

    Der russische Präsident wird seit März 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl als Kriegsverbrecher gesucht. Dieser Haftbefehl beruht auf dem begründeten Verdacht, dass Putin für Deportationen ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich sei. (sda/afp/con)

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    35 Kommentare
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    Die beliebtesten Kommentare
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    Haarspalter
    12.02.2025 06:36registriert Oktober 2020
    „Putin hat in der Vergangenheit kaum offen für Friedensverhandlungen gezeigt – oder aber für solche die Bedingung gestellt, dass Selenskyj nicht daran teilnehmen darf.“

    Jemand anders sollte von den Verhandlungen ausgeschlossen werden:

    Der Russische Präsident ist mental in seiner Sackgasse gefangen und wird nie mehr eine konstruktive Lösung für Russland erzielen können.

    Die Russen täten sehr gut daran, ihren Präsidenten in einem Trakt des Kremls wegzusperren und eine hochrangige aussenpolitische Verhandlungsdelegation zu stellen, um dem von Putin angezettelten Desaster ein Ende zu setzen.
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    Zanzibar
    12.02.2025 06:31registriert Dezember 2015
    Das heisst zusammengefasst dass es sich lohnen kann einen Krieg zu starten.
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