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Angeblich durchgesickerter Kreml-Bericht: Das bereitet Putin Sorgen

epa11880648 Russian President Vladimir Putin listens to Prime Minister Mishustin during a meeting at the Kremlin in Moscow, Russia, 07 February 2025. EPA/GAVRIIL GRIGOROV/SPUTNIK/KREMLIN / POOL MANDAT ...
Ein Kreml-Bericht soll die neue Weltordnung zeigen, die Kreml-Chef Wladimir Putin anstrebt.Bild: keystone

Angeblich durchgesickerter Kreml-Bericht: Was Putin Sorgen bereitet

11.02.2025, 22:2911.02.2025, 22:29
Anne-Kathrin Hamilton / watson.de
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Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die Weltordnung ins Wanken geraten. Nun kehrt Donald Trump ins Weisse Haus zurück und mit ihm seine Unberechenbarkeit. Werden die USA die Ukraine weiterhin unterstützen? Wenn ja, wie sieht der Plan konkret aus?

Während die Welt verfolgt, welche Dekrete Trump in Fliessbandgeschwindigkeit unterschreibt und welche Drohungen er an Verbündete wie Kanada ausspricht, zimmert sich Kreml-Chef Wladimir Putin offenbar bereits seine ganz eigene Welt zusammen.

Eine durchgesickerte Präsentation soll angeblich die langfristigen Pläne Putins zeigen. Sein Ziel: Vor allem Moskaus Einfluss auf postsowjetische Staaten und den globalen Süden festigen.

Russland will wohl eigenen Wirtschaftsblock bilden

Laut des Kreml-Berichts plant Russland, langfristig eine regionale Dominanz auszuüben, indem es einen Handelsblock als Gegengewicht zur EU aufbaut. Aber: Der russische Einmarsch in die Ukraine habe diese Vision behindert.

Das berichtet die »Financial Times« («FT»), die jedoch nicht angibt, wie sie an das Dokument gekommen ist. Die Echtheit des Inhalts kann derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Der «FT» zufolge wurden die Details in einer Präsentation dargelegt, die «auf einer Strategiesitzung unter der Leitung von Premierminister Michail Mischustin im April letzten Jahres gezeigt wurde».

An dieser nahmen demnach hochrangige Persönlichkeiten teil, darunter «mehrere Dutzend hochrangige Regierungsbeamte und Spitzenmanager einiger der grössten russischen Staatsunternehmen» sowie einige Kreml-Hardliner wie der rechtsextreme Philosoph Aleksandr Dugin.

epa11886645 Servicemen of the 3rd Separate Tank Brigade of the Ground Forces of Ukraine operate a tank near the frontline at an undisclosed location in the Kharkiv region, eastern Ukraine, 10 February ...
Seit bald drei Jahren wehrt sich die Ukraine gegen die russische Invasion.Bild: keystone

In dem Bericht werde eingeräumt, dass die westlichen Sanktionen die ehemaligen Verbündeten des Kremls aus seinem Einflussbereich vertrieben haben.

Was Moskau nun anstrebe: eine sogenannte «Makroregion».

Russland will eine «Makroregion» aufbauen

Der «FT» zufolge strebt Russland die Schaffung einer vom Kreml geführten, handelsorientierten eurasischen «Makroregion» an, um seinen globalen Einfluss wiederherzustellen. Dieser Block soll auch den globalen Süden einbinden. Als Lockmittel sollen Zugang zu Rohstoffen, Finanz- und Transportbeziehungen dienen.

Aber auch ein «ideologisches Element» soll die Länder vereinen; das einer gemeinsamen «Weltsicht ... in der wir Regeln für die neue Welt aufstellen [und] unsere eigene Sanktionspolitik haben», heisst es angeblich in dem Bericht.

Nach Russlands Vision würde der Block am Ende ein Gegengewicht zu anderen Wirtschaftsblöcken bilden, darunter die USA, die EU – und vor allem China.

Was dem Kreml offenbar besonders ein Dorn im Auge ist: Der schwindende Einfluss Moskaus auf den postsowjetischen Raum; was zum Teil auf die westlichen Sanktionen gegen Russland zurückzuführen sei.

Russland zeigt sich besorgt über Zentralasien

In der Präsentation heisst es laut «FT», dass der Westen die zentralasiatischen Staaten sowohl gezwungen als auch motiviert habe, sich dem russischen Einfluss zu entziehen.

Zur Erinnerung: Zentralasien galt lange als der sogenannte «Hinterhof» Putins. Früher waren sie in der Sowjetunion vereint. Nach dem Zerfall führten die Länder weiterhin eine enge Beziehung zu Moskau. Doch dann marschierte Russland in die Ukraine ein.

Einer der engsten Verbündeten verwandelte sich in einen toxischen Akteur für die internationale Gemeinschaft. «Kasachstan befindet sich seither etwa in einer unbequemen Position», sagte Zentralasien-Experte Temur Umarov in einem früheren watson-Gespräch.

Vorher sei die rote Linie ganz klar gewesen, doch der Krieg habe sie weggewaschen. Seither nähert sich das Kasachstan zunehmend dem Westen an – nicht zuletzt aufgrund der Sanktionen gegen Russland.

«Russlands Verbündete haben unterdessen von den Sanktionen profitiert, indem sie russische Unternehmen aus ihrem Heimatland vertrieben, die Kontrolle über Import- und Exportströme übernahmen und die Produktion aus Russland verlagerten», heisst es im Bericht.

In der Präsentation räume der Kreml angeblich ein, dass es aufgrund der Sanktionen schwieriger sei, Einfluss auf diese Länder auszuüben; selbst wenn Moskaus Angriffskrieg in der Ukraine zu einem russischen Sieg führen würde.

Das Ziel sei dennoch: «Auf lange Sicht» Einfluss auf den postsowjetischen Raum in Zentralasien zu nehmen. Dabei wolle sich der Kreml auf »die gemeinsame Geschichte« berufen und «so tun, als würde er die Unabhängigkeit dieser Länder respektieren».

Die Präsentation spricht laut «FT» auch Probleme innerhalb bestehender Bündnisse an.

Seit Ukraine-Krieg schwindet Russlands Einfluss

In der Eurasischen Wirtschaftsunion, zu der Weissrussland, Armenien, Kasachstan und Kirgisistan gehören, gebe es «systemische Probleme». Unter anderem bevorzugten Mitglieder wohl westliche Zahlungssysteme, als Russlands Bankenzugang eingeschränkt wurde.

Zudem verkündete Armenien, einer der ehemaligen Verbündeten Moskaus, den Austritt aus der von Russland geführten Militärallianz «Collective Security Treaty Organization» (CSTO), für Juni 2024. Stattdessen unterzeichnete Armenien ein strategisches Partnerschaftsabkommen mit den USA.

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46 Kommentare
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JBV
12.02.2025 00:17registriert September 2021
Was kann Russland Kasachstan bieten? Nichts. Öl, Gas, Rohstoffe, Agrarprodukte... hat Kasachstan alles selber. Kasachstan braucht potente Handelspartner wie China, USA, EU, Golfstaaten. Es muss allerdings sehr, sehr vorsichtig agieren, ansonsten könnte dem Land, mit seinen über 15% Russen, das gleiche Schicksal ereilen wie der Ukraine.
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bitzliz'alt
11.02.2025 23:02registriert Dezember 2020
Russlands "Makroregion" ist eiune reine Träumerei von Putin! Das auf kriegswirtschaft getrimmte Russland kann - ausser verbilligten Erdölprodukte und Erdgas (ohne Pipelines und/oder Verladetechnologie für Gastanker) nix bieten! Und mit dem "Schleiderkurs" gegenüber Armenien (Berg-Karabach ist weg, Aserbeidschan und die Türkei reiben sich die Hände ...) will doch niemand mehr mit Putin, ausser er ist in einer Notlage und sehr hilfebedürftig, wie etwa der Diktator von Belarus ...
Wenn nicht Trump einen Riesenblödsinn macht, erledigt sich der "Makrobund von Putin" von selbst.
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The Guitar Player
12.02.2025 03:38registriert Oktober 2023
Russland ist ein wirtschaftlicher Zwerg, der von Rohstoffen lebt und keine Innovationen ausser ein paar kurzlebige Waffen bieten kann. Putin hat sich in seinem imperialistischen Traum stark überschätzt und wird hoffentlich bald seine Machtgelüste extrem teuer bezahlen.
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