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Russland: Ukraine wirft Moskau illegalen Einsatz von Giftgas vor

Ukraine wirft Moskau illegalen Einsatz von Giftgas vor

Die russische Seite geht immer brutaler gegen die ukrainischen Soldaten vor. Auch ein Gas aus dem Ersten Weltkrieg soll an der Front zum Einsatz kommen.
22.04.2025, 15:4522.04.2025, 15:45
Konstantin Hitscher / t-online
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t-online

Russland hat seine Nutzung von verbotenen chemischen Waffen in der Ukraine offenbar deutlich ausgeweitet. Das schreibt die britische «Times» und beruft sich dabei auf Zahlen des ukrainischen Militärs. Demnach sollen die verbotenen Waffen mindestens 767-mal im vergangenen Monat zum Einsatz gekommen sein – im November des vergangenen Jahres wurden noch lediglich 166 Gasangriffe gezählt.

A soldier of the Ukraine's National Guard 1st brigade Bureviy (Hurricane) ride an APC during combat training at a military training ground in the north of Ukraine Friday, Nov. 3, 2023. (AP Photo/ ...
Ukrainische Soldaten bei einer Übung im Norden des Landes: Russland setzt wohl verstärkt Giftgas ein.Bild: keystone

Laut dem Bericht verwendet Russland neben nicht identifizierten Gasen Chlorpikrin, das im Ersten Weltkrieg unter dem Namen Grünkreuz 1 bekannt war. Wie die «Times» unter Berufung auf Augenzeugen schreibt, setzt Russland die chemischen Waffen ein, um ukrainische Truppen von ihren Stellungen zu vertreiben oder sie für folgende, konventionelle Angriffe anfälliger zu machen. Auch Tränengas soll zum Einsatz kommen.

Meist wurden Granate mit dem Gas genutzt. In einigen Fällen soll laut ukrainischem Militär zudem Kamikaze-Drohnen mit den Gas-Granaten präpariert worden seien. Insgesamt hätten die Angriffe seit der Amtseinführung von Donald Trump und den Friedensverhandlungen deutlich zugenommen.

Verätzungen und Tod als Folge

Laut dem Oberleutnant Sergej Skibtschyk verschneidet die russische Seite oft Tränengas mit weiteren Chemikalien, wodurch das Gas tödlich wird. Er erklärt gegenüber der «Times»: «Wir sprechen hier nicht von Tränen und Husten, sondern von Verätzungen des Kehlkopfs, der Lunge, der Mundhöhle, des Nasen-Rachenraums und sogar der Haut.»

Iranian Shahed Drones Iranian-made Shahed-136 Kamikaze drone flies over the sky of Kermanshah, Iran on March 7, 2024. Iran fired over 100 drones and ballistic missiles on Saturday, April 13, 2024, in  ...
Iranische «Kamikaze-Drohnen»: Russland bestückt sie wohl auch mit den verbotenen Gasen.Bild: IMAGO / Middle East Images

Oft sei den Soldaten dabei nicht klar, womit sie gerade angegriffen würden. Eine Soldatin berichtet der Zeitung: «Ich erinnere mich an einen Gasangriff auf sechs unserer Soldaten: Einer wurde getötet, die anderen fünf wurden vergiftet. Sie litten unter ständigem Weinen, Speichelfluss, kurzzeitigem Sehverlust und Erstickung.» Auch Langzeitfolgen seien nicht untypisch.

Moskau streitet Vorwurfe ab

Da Chemiewaffen deutlich weniger Spuren als herkömmliche Munition hinterlassen, sind sie auch deutlich schwieriger nachzuweisen – die Vorwürfe stützen sich meist auf Augenzeugenberichte. Die russische Seite bestreitet den Einsatz der seit 1925 durch das auch von Russland unterzeichnete Genfer Protokoll verbotene Chemiewaffen. Zudem wirft Moskau der ukrainischen Seite vor, die verbotenen Gase einzusetzen.

Russland werden von der ukrainischen Seite immer wieder Kriegsverbrechen vorgeworfen – etwa der gezielte Beschuss von Zivilisten. Mit der Veröffentlichung von Aufnahmen von Kriegsgefangenen verstösst auch die Ukraine laut einigen Kritikern gegen die Genfer Konventionen. Beide Seiten setzen die von den Vereinten Nationen geächtete Streumunition ein.

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4 Kommentare
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Liebu
22.04.2025 16:38registriert Oktober 2020
Meist wurden Granate mit dem Gas genutzt. In einigen Fällen soll laut ukrainischem Militär zudem Kamikaze-Drohnen mit den Gas-Granaten präpariert worden seien. Insgesamt hätten die Angriffe seit der Amtseinführung von Donald Trump und den Friedensverhandlungen deutlich zugenommen.

Da hoffe ich doch bei beidem, dass sich der Wind zugunsten der Ukraine dreht.
Unglaublich was sich Putin alles erlauben kann.
Auf der andern Seite eskaliert es wegen einem Anzug.
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