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NATO

Experte: Krieg zwischen NATO und Russland bereits in zwei Jahren möglich

Militärexperte warnt: NATO-Staaten könnten schon 2027 mit Russland im Krieg stehen

20.04.2025, 06:5120.04.2025, 08:37
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Die Nato-Staaten könnten nach Einschätzung eines britischen Militärexperten schon in zwei Jahren in einen militärischen Konflikt mit Russland verwickelt sein. Das sagte Ed Arnold von der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute (RUSI) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

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Seit über drei Jahren greift Wladimir Putin die Ukraine an.Bild: keystone

Mit Blick auf die geplanten massiven Investitionen Deutschlands im Rüstungsbereich warnte Arnold, dass die Bundesregierung angesichts der Bedrohung durch Russland keine Zeit habe, die Investitionen über einen Zeitraum von zehn Jahren zu verteilen. Stattdessen müsse sich die Bundeswehr zunächst darauf fokussieren, rasch die Bestände an bewährten Waffensystemen und an Munition – vor allem Artilleriemunition – erheblich auszubauen.

Bundeswehr grossteils mit schwerem Gerät ausrüsten

Zu den empfohlenen Systemen gehören laut Arnold unter anderem der Marschflugkörper Taurus, der Kampfpanzer Leopard 2 A8 und das gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug Boxer. Beides seien Fahrzeuge, die auch von anderen europäischen Nationen genutzt würden. Die Bundeswehr könne die Produktion hier «massiv erhöhen» und ihre Einheiten in weiten Teilen mit schwerem Gerät ausstatten sowie Verbündete versorgen, so der Brite.

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Experte Arnold empfiehlt, die Produktion von Taurus-Marschflugkörpern zu erhöhen.Bild: keystone

Deutsche Luftabwehrsysteme wie IRIS-T und der bei der Bundeswehr bereits ausgemusterte Flakpanzer Gepard haben sich im Krieg in der Ukraine laut dem Experten als «bemerkenswert effektiv» herausgestellt. Auch diese sollten massenhaft hergestellt und auch an Verbündete exportiert werden, empfiehlt er.

Nicht immer das Beste notwendig

Europa müsse sich von der Vorstellung verabschieden, immer nur die technologisch hochwertigsten Waffen anzustreben, sagte Arnold. «Was die Ukraine zeigt, ist, dass man nicht immer das Beste haben muss. Man muss nur ein bisschen besser sein als der Gegner», so der Experte. Zudem wäre es nicht ratsam, zu viel Geld für Geräte zu verschwenden, von denen man im Ernstfall zehn Stück am Tag verliere.

Bei Drohnen gehe es neben dem Anschaffen eigener Bestände vor allem auch um den Aufbau von Produktionskapazitäten, um sich den schnellen Entwicklungszyklen anzupassen. «Der Wandel in der Kriegsführung bedeutet, dass Drohnen auf der niedrigsten Ebene eingesetzt werden», sagte er. Sie seien «allgegenwärtig auf dem Schlachtfeld».

Krieg mit Russland könnte im Baltikum beginnen

Deutschland müsse sich auch die Frage stellen, ob es angesichts der politischen Ausrichtung Washingtons tatsächlich weiterhin in US-Waffensysteme investieren wolle, sagte Arnold. Das betreffe vor allem die Bestellung von F-35-Tarnkappenjets, aber auch das Luftabwehrsystem Patriot. Diese könnten mittelfristig durch europäische Systeme ersetzt werden.

Sollte Russland absichtlich den Konflikt suchen, wäre dies nach Einschätzung des Experten am wahrscheinlichsten im Baltikum möglich, etwa an der Suwalki-Lücke, der einzigen Landbrücke zwischen den Nato-Staaten in Mitteleuropa und den baltischen Verbündeten. Zugleich warnte Arnold vor der Möglichkeit, dass die Nato-Staaten und Russland angesichts der vielen militärischen Aktivitäten in Europa unbeabsichtigt in einen Konflikt an anderer Stelle hineinschlitterten. (sda/dpa)

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222 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jacques #23
20.04.2025 07:16registriert Oktober 2018
Es erscheint stets so, als ob man Russland schutzlos ausgeliefert ist. Als ob Russland so unglaublich überlegen ist.

Russland blutet sich selbst gerade aus, ein äusserst ungesundes Land, das nicht mal überraschend gegen ein grösstenteils unvorbereitetes Europa in der Ukraine voran kommt.

Gut, dass sich Nato vorbereitet, gut gibt es Warnungen.

Doch auch wenn sie wollten, wird Russland kein Schritt über die Grenze wagen, geschweige denn gelingen.

Eher ist damit zu rechnen, dass die Wirtschaft Russlands kollabiert und Putin gestürzt wird.

Putins Zeit läuft ab.
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ist das konsequent?
20.04.2025 08:41registriert September 2024
Ein mir gut bekannter Militärexperte meinte kürzlich an einer Tagung: Europa sollte 1. die Situation der verschiedenen europ. Armeen überprüfen, 2. entsprechende Aufbaupläne entwickeln und insbesondere 3. eine europ. Strategie entwerfen und nicht 30plus nationale Panik-Aufrüstungsszenarien verfolgen, wie es D gerade als schlechtes Beispiel vormacht. 4. Es sei nicht hilfreich, im Wochentakt medial irgendwelche Experten zu zitieren, die schwärzeste Drohszenarien im Konjunktiv malten.
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Poly Tick
20.04.2025 07:55registriert Oktober 2023
Was ich so mühsam finde ist, dass im Westen immer kolportiert wird weshalb wir so schwach sind, was alles bei uns nicht funktioniert. Klar muss wiederschafft werden, müssen Bestände aufgestockt werden um ggf. "bereit" zu sein und müssen Strategien entwickelt werden um "Antworten " bereit zu haben (auch ohne den Ami), aber sich immer und immer wieder klein zu machen und gleichzeitig den Scheinriesen im Osten zu gross zu machen ist lächerlich Lasst Putin im Ungewissen über Schlagkraft und Termine und beschafft das Material das nötig ist ...
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