Wie kann ein Friedensschluss dem Ukraine-Krieg ein Ende setzen? Und vor allem: Wie könnten die Bedingungen für ein Kriegsende aussehen? Mit dem Näherrücken des Schweizer Ukraine-Gipfels auf dem Bürgenstock werden solche Fragen zunehmend drängender.
Friedensforscherin Alexandra Dienes sagt zwar: «Im Ukraine-Krieg scheint momentan nicht der Zeitpunkt für Diplomatie zu sein, bis vielleicht auf den sehr schleppend verlaufenden Gefangenenaustausch.» Doch zukünftig werde «die Diplomatie der einzige Weg sein», wie sie jüngst an einer Podiumsveranstaltung in Wien betonte.
An derselben Veranstaltung skizzierte Stephanie Fenkart, die Direktorin des dort ansässigen Internationalen Friedensforschungsinstituts, die Aussichten für die beiden Kriegsparteien. Die Kriegsverlaufsforschung zeige, dass bewaffnete Konflikte grundsätzlich auf zwei Arten enden könnten: «Entweder mit einem klaren militärischen Sieg, der aus heutiger Perspektive weder für die Ukraine noch für Russland in greifbarer Nähe liegt. Der andere Weg sind natürlich Verhandlungen.»
Laut Fenkart sind die verfeindeten Parteien aber erst dann zu Verhandlungen bereit, wenn sie kriegsmüde sind, und wenn die Abnutzung so gross ist, dass man glaubt, auf dem Schlachtfeld keine Vorteile mehr erzielen zu können. «Davon sind wir weit entfernt», folgert die Direktorin des Internationalen Friedensforschungsinstituts.
Vielleicht hilft an dieser Stelle ein Blick zurück in die Geschichte. Die nachfolgende Übersicht auf vier bedeutende Kriege der Moderne erklärt die Mechanismen, welche zum jeweiligen Friedensschluss respektive Kriegsende geführt haben.
Bekanntlich wiederholt sich Geschichte nicht. Aber die nachfolgenden vier Beispiele können zumindest eine Vorstellung davon geben, wie der Ukraine-Krieg einst ausgehen könnte – oder eben auch nicht:
Der unerwartete Überfall des kommunistischen Nordens auf die Republik Korea im Juni 1950 brachte im Verlauf von drei äussert blutigen Kriegsjahren beide Seiten an den Rand einer Niederlage, ehe sich nach geschätzt 3,5 Millionen Kriegstoten die Front entlang des 38. Breitengrads stabilisierte.
Der erste grosse Stellvertreter-Krieg des Kalten Kriegs führte nach langen, zähen Verhandlungen vor allem deshalb zum Waffenstillstandsabkommen von Panmunjeon, weil die Grossmächte hinter den Kriegsparteien - die Sowjetunion nach dem Tod Stalins, China und die USA - die Notwendigkeit eines baldigen Kriegsendes einsahen. Beide Seiten versuchten jedoch bis auf den letzten Tag vor Einstellung der Kampfhandlungen noch Geländegewinne zu erzielen.
Seither gilt der Koreakrieg als eingefrorener Konflikt, der selbst das Ende des Kalten Krieges überdauert hat. Einen Friedensschluss hat es nie gegeben, und auf beiden Seiten der demilitarisierten Zone liegen sich zwei hochgerüstete, stets kriegsbereite Armeen gegenüber. Das demokratische Südkorea setzt für seine Sicherheit zudem in wesentlichem Mass auf die Stationierung von US-Truppen und den atomaren Schutzschirm seines wichtigsten Verbündeten.
Die Serie von blutigen Kriegen nach dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er-Jahren endete durch verschiedene Abkommen, denen jedoch etwas gemeinsam war: Nach massivem Druck durch die internationale Gemeinschaft mussten die nichtatomaren Kriegsparteien, allen voran das als Aggressor wahrgenommene Serbien unter Slobodan Milosevic, den jeweiligen Friedensplänen zustimmen; der bekannteste war das Friedensabkommen von Dayton 1995, das den Massakern im Bosnienkrieg ein Ende setzte.
Zur Beendigung des Kosovo-Kriegs 1998/99 setzte die NATO sogar auf direkte militärische Gewalt durch Bombardierungen, ehe Serbien einlenkte. Nur ein Jahr später wurde Milosevic gestürzt und nach Den Haag ausgeliefert. Für den deutschen Politikwissenschafter Carlo Masala zeigt dieser Ausgang, dass der Aggressor Serbien an den Punkt gebracht werden musste, wo «er befürchtete, durch die Fortführung des Krieges mehr zu verlieren, als zu gewinnen» - eine auf das heutige Russland übertragbare Lektion.
Dauerhafte Stabilität brachte das Ende der offenen Kriege jedoch nicht. Insbesondere der Kosovo-Konflikt führt immer wieder zu neuen Spannungen, wobei bisher wohl vor allem die Stationierung der UN-Friedenstruppe KFOR grössere Auseinandersetzungen verhindert hat.
Dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan nach einem Jahrzehnt der blutigen Besetzung lagen zwei entscheidende Faktoren zugrunde: der in der sowjetischen Bevölkerung zunehmend als sinnlos empfundene, unpopuläre Guerillakrieg mit den islamistischen Mudschaheddin und der von Michail Gorbatschow eingeleitete innenpolitische Umbruch.
Erst unter der neuen sowjetischen Führung reifte die Einsicht, dass sich der im strategischen Patt bewegende Kriegseinsatz in Afghanistan weder militärisch, politisch noch wirtschaftlich lohnte - dabei waren die damaligen sowjetischen Verluste an Menschen und Material bloss ein Bruchteil dessen, was Russland heute für seinen Angriffskrieg auf die Ukraine bezahlt.
Für die Sowjetunion stellte der selbstbestimmte Abzug aus Afghanistan im Februar 1989 den sichtbaren Anfangspunkt des staatlichen Auseinanderfallens dar. Im zerrütteten Afghanistan folgten permanenter Bürgerkrieg und nach 9/11 eine weitere, diesmal doppelt so lange Intervention fremder Truppen gegen islamistische Guerillas, diesmal durch eine US-geführte Westallianz.
Der heute weitgehend vergessene erste Golfkrieg ist ein Musterbeispiel für einen Krieg, der in der gegenseitigen militärischen Abnutzung endet, ohne dass eine der beiden Seiten Kriegsparteien einen wesentlichen Vorteil daraus zieht. Weder konnte Iraks Diktator Saddam Hussein durch seinen Überfall 1980 das im Vorjahr an die Macht gekommene Mullah-Regime von Ayatollah Khomeini stürzen, noch der Iran im Gegenzug seine islamische Revolution auf sein Nachbarland übertragen.
Im Gegenteil brachte der Krieg beide grossen Öl-Fördernationen an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds. Die beiderseitige Anerkennung einer UN-Waffenstillstandresolution im August 1988 machte dann lediglich den Weg frei für eine Kette weiterer Eskalationen im Nahen und Mittleren Osten: Saddam Hussein suchte sein Heil zwei Jahre später im Überfall auf Kuwait, der Beginn des zweiten Golfkriegs.
Der Iran führt bis auf den heutigen Tag seine Proxy-Kriege in der Region mithilfe verbündeter terroristischer Organisationen wie der Hamas und der schiitischen Hisbollah fort - mit dem direkten, massiven Raketenüberfall auf Israel am 14. April 2024 als beispiellosem Höhepunkt.
(aargauerzeitung.ch)
Er will und kann nicht den Krieg beenden, ohne Territorium der Ukraine einzuverleiben.
Und das wird die Ukraine, verständlicherweise, niemals zulassen.
Einen Kriegstreiber wie Putin kann man nur mit Krieg zur Vernunft bringen. Härte ist das einzige, was Menschen wie Putin einer ist, verstehen.
Denn nichts anderes haben sie verdient