Ihre gewaltigen Verluste in der Ukraine zwingen die russische Armee offenbar zum Improvisieren: Wie auf Bildern in sozialen Medien zu sehen sein soll, schickt der Kreml jetzt ausrangierte Schiffskanonen aus den 1940er-Jahren in den Kampf – montiert auf Fahrgestelle sowjetischer Truppentransporter aus den 1970er-Jahren. Bei Kriegsbeobachtern lösen die Bilder der «neuartigen» Flugabwehrkanone Spott aus.
«Russland hat behauptet, die zweitstärkste Armee der Welt zu haben», heisst es beispielsweise im Twitteraccount «Tendar», der regelmässig Aufnahmen vom Krieg in der Ukraine analysiert. «Jetzt schrauben sie ihre Jahrzehnte alten Schiffskanonen auf Truppentransporter, als wären sie eine Terrorzelle des ,Islamischen Staats' in der syrischen Wüste. Das spricht Bände über den armseligen Zustand der russischen Rüstungsindustrie.» Diese Bilder sollen die improvisierten Fahrzeuge zeigen:
Russian troops are receiving "new" MT-LB with a 25-mm naval gun complex 2M-3 mounted on top of it. The development of this gun dates back to 1945. pic.twitter.com/gotJBTOQrh
— NOËL 🇪🇺 🇺🇦 (@NOELreports) March 4, 2023
Bei den Kanonen soll es sich um Exemplare vom Typ 2M-3 handeln, ein doppelläufiges Geschütz vom Kaliber 25 Millimeter, das nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt wurde. Unklar ist, wo die Bilder entstanden sind und ob die improvisierten Fahrzeuge schon in der Ukraine im Einsatz sind. Angeblich hat die ukrainische Armee aber schon ein ähnliches Modell erobern können, berichtet der Rechercheverbund «Oryx», der seit Kriegsbeginn die Verluste an Panzerfahrzeugen beider Seiten dokumentiert:
Some more Russian MT-LBs now equipped with 14.5mm 2M-7 and 12.7mm DShK naval gun mounts.
— Oryx (@oryxspioenkop) March 4, 2023
One MT-LB fitted with a 2M-7 naval gun mount has already been captured by Ukraine.https://t.co/iNZ9nXfPZm pic.twitter.com/qK0mdO1hoO
«Oryx» zufolge hat die russische Armee seit Kriegsbeginn einen Grossteil ihrer Fahrzeuge verloren – fast 9'500 Stück, darunter 1'787 Kampfpanzer sowie knapp 3'250 Schützenpanzer und gepanzerte Truppentransporter. Dabei zählt der Rechercheverbund nur solche Verluste, die bildlich dokumentiert und lokalisiert wurden. Zuletzt sollen Putins Truppen allein bei Angriffen auf die Stadt Wuhledar fast 140 Fahrzeuge innerhalb weniger Wochen verloren haben. (t-online)