Die nigerianische Regierung hat die bislang grösste Säuberungsaktion im ölverseuchten Niger-Delta gestartet. Vize-Präsident Yemi Osinbajo gab am Donnerstag bei einer Zeremonie in Ogoniland den Startschuss für das auf eine Milliarde Dollar geschätzte Programm, das laut UNO bis zu 30 Jahre dauern könnte.
Das ehrgeizige Projekt ist eine Antwort auf einen Bericht des UNO-Umweltprogramms UNEP von 2011. Damals hatte die Behörde geurteilt, nach einer Reihe von Ölverschmutzungen benötige die Region im Bundesstaat Rivers den wohl grössten Säuberungseinsatz der Welt. Kostenpunkt laut UNEP: 1 Milliarde US-Dollar.
#NDCleanUp: @UN remains available to support Nigeria in environmental cleanup of #Ogoniland https://t.co/NVfsy3DcTm pic.twitter.com/JOfLXEDI4k
— UN Environment (@UNEP) 2. Juni 2016
UNEP empfahl die Einrichtung eines Sonderfonds, in den die Ölunternehmen und die nigerianische Regierung eine Milliarde Dollar einzahlen sollten.
On behalf of President Buhari, I formally launched the clean-up and environmental restoration programme in Ogoniland pic.twitter.com/seyzKh244y
— Prof Yemi Osinbajo (@ProfOsinbajo) 2. Juni 2016
Eigentlich hätte Staatschef Muhammadu Buhari bei der Zeremonie zugegen sein sollen, er sagte jedoch sein Kommen in die Region kurz zuvor ohne Angaben von Gründen ab. Dafür waren Fussballnationalspieler Joseph Yobo und Miss Nigeria Pamela Lessi anwesend.
Im Niger-Delta gab es zuletzt verstärkt Angriffe militanter Aktivisten auf wichtige Einrichtungen der Ölindustrie. Eine neue Rebellengruppe namens Niger Delta Avengers (NDA), die die Säuberung des Niger-Deltas fordern, hat sich zu den Attacken bekannt, die Armee spricht von «Wirtschaftsterroristen».
Der britisch-niederländische Konzern Shell kündigte bei der Zeremonie am Donnerstag an, er wolle sich an dem Programm in Ogoniland beteiligen. Shell wolle mit allen Beteiligten an der Umsetzung des UNEP-Berichts zusammenarbeiten, sagte der Konzern-Vertreter Osagie Okunbor.
Das westafrikanische Nigeria ist der grösste Ölproduzent des Kontinents, Shell ist dort traditionell einer der grössten Ölförderer. Aus Ogoniland musste sich der Konzern 1993 angesichts von Unruhen zurückziehen.
Anfang 2015 wurde Shell von einem britischen Gericht dazu verurteilt, Fischern und Bauern im Nigerdelta eine Entschädigung von umgerechnet 77 Millionen Franken zu zahlen. Damit wurde ein Streit über die Folgen von zwei Ölkatastrophen im Jahr 2008 aussergerichtlich beigelegt. (kad/sda/afp)