«Ich freue mich unglaublich», sagte US-Präsident Joe Biden am Sonntag vor den Medien. Grund für seine Freude sind die Resultate der Midterms, die die Kräfteverhältnisse im Parlament für die nächsten zwei Jahre festlegen. Seit den 90er-Jahren ist es üblich, dass die Partei des US-Präsidenten im House of Representatives die Minderheit stellt. Nur George W. Bush konnte 2002 sowohl mit einer Mehrheit im House als auch im Senat regieren. Joe Biden dürfte dies in den nächsten zwei Jahren allerdings verwehrt bleiben.
Im Senat könnten die Republikaner den Sitz in Georgia zwar noch holen und somit auf die 50 Sitze der Demokraten aufschliessen, mit Kamala Harris als Tie-Breaker hätten die Demokraten faktisch dennoch eine Mehrheit. Hier gibt es für die Republikaner also nichts mehr zu holen. Für eine Mehrheit im House hingegen sieht es hingegen sehr gut aus. Eine demokratische Sensation ist theoretisch noch möglich, aber unwahrscheinlich. Hier der aktuelle Stand der Resultate:
Die Republikaner konnten den Demokraten im House bisher 18 Sitze abjagen. Umgekehrt konnte Bidens Partei nur 6 Sitze erobern, die vorher in republikanischer Hand lagen. Damit liegen die Republikaner mit 12 Sitzgewinnen vorne. Für eine Mehrheit braucht es 218 Sitze. Gewinnen die Republikaner also noch ein einziges der zehn offenen Rennen, stellen sie ab nächstem Jahr eine Mehrheit im House.
>>> Zum Liveticker der Midterms 2022
Konkret liegen die Republikaner laut CNN aber auch in vier der Rennen vorne. Die Demokraten müssten also alle diese Rennen drehen und zusätzlich die sechs Wahlen, in denen sie vorne liegen, über die Ziellinie retten. Nur so gelänge es, eine Mehrheit im Repräsentantenhaus zu halten.
Der «Guardian» meint allerdings, dass mindestens eines der offenen Rennen (Kalifornien 3) mehr oder weniger deutlich an die Republikaner gehen dürfte. Auch im 27. Distrikt von Kalifornien sieht es nicht gut aus für die Demokraten. Diese Rennen müssten die Demokraten noch drehen:
In allen diesen Rennen müssen die Demokraten ihre Siege über die Ziellinie bringen:
So sieht es in den einzelnen Staaten konkret aus:
Im nördlichsten Bundesstaat ist noch ein Distrikt offen: At-Large. Hier führt die bisherige Amtsinhaberin und Demokratin Mary Peltola deutlich vor den republikanischen Herausforderern, der ehemaligen Gouverneurin Sarah Palin und Unternehmer Nick Begich. Sollte Peltola jedoch die 50-Prozent-Marke nicht knacken, werden die Zweit-, Dritt- und Viertstimmen ausgezählt. Dann könnte es nochmals knapp werden.
In diesem Bundesstaat sind ebenfalls noch zwei Sitze zu holen. In Distrikt 8 hat Republikanerin Barbara Kirkmeyer ihre Niederlage gegenüber der Demokratin Yadira Caraveo bereits eingestanden, auch wenn viele US-Medien noch nicht überzeugt sind, dass sie tatsächlich verliert.
Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien sind die Rennen um sechs Sitze noch offen. In allen Distrikten verläuft das Rennen extrem knapp. Auch hier ist also noch alles offen.
In Maine liegt der demokratische Kandidat und bisherige Amtsinhaber Jared Golden vor seinem republikanischen Herausforderer Bruce Poliquin. Auch in den Vorhersagen wurde dieser Distrikt eher den Demokraten zugerechnet. Wenn keiner der Kandidaten die 50-Prozent-Marke erreicht, werden die Zweitstimmen ausgezählt.
Im 6. Distrikt von Oregon treten die Demokratin Andrea Salinas und der Republikaner Mike Erickson gegeneinander an. Salinas hat etwas über 4000 Stimmen Vorsprung, ausgezählt sind aber erst 80 Prozent der Stimmen.
Sollte es den Demokraten tatsächlich gelingen, alle diese Rennen zu drehen, würde dies einer Sensation gleichkommen. Hier konnten die Demokraten zwar besonders gegen das Ende der Wahl hin stets zulegen, die Republikaner müssen aber nur einen weiteren Sitz für sich gewinnen.
Laut dem «Guardian» gehen aber bereits einer der Verbliebenen (Kalifornien 3) mehr oder weniger deutlich an die Republikaner. Hiesse: Diese müssten zusätzlich nur dieses Rennen für sich entscheiden, um eine Mehrheit im House zu erlangen. Die Demokraten hingegen müssen alle Rennen gewinnen, um eine Mehrheit zu halten. (leo)
Weis da jemand mehr?