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Was US-Vize J.D. Vance den Grönländern zu sagen hatte

Vice President JD Vance, left, and second lady Usha Vance pose during a tour of Pituffik Space Base, Friday, March 28, 2025, in Greenland. (Jim Watson/Pool via AP)
Vance
Touristen wie du und ich: Der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance und seine Gattin Usha Vance auf dem US-Stützpunkt Pituffik Space Base in Grönland.Bild: keystone

«Können diesen Ort nicht länger ignorieren»: Was Vance den Grönländern zu sagen hatte

Eine Delegation aus Washington hielt sich am Freitag drei Stunden lang in Grönland auf. Die Amerikaner hatten eine Botschaft.
28.03.2025, 20:3328.03.2025, 22:41
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Der Empfang war frostig. «Es ist scheisskalt hier», sagte J.D. Vance, kaum war der amerikanische Vizepräsident am Freitag zusammen mit seiner Gattin Usha und einer Delegation aus Washington in Grönland gelandet. «Niemand hat mir das gesagt», witzelte Vance.

Tatsächlich zeigte das Thermometer auf dem US-Stützpunkt Pituffik Space Base eine Temperatur von minus 3 Grad Fahrenheit an oder umgerechnet minus 19 Grad Celsius. Aber das war nicht der einzige Grund, warum die lokale Bevölkerung das amerikanische Ehepaar nicht empfangen wollte. Die Grönländer finden es überhaupt nicht lustig, dass der amerikanische Präsident Donald Trump und sein Vize ständig darüber sprechen, das dänische Territorium müsse aus Sicherheitsgründen zwingend Teil der USA werden. Der neue grönländische Ministerpräsident Jens-Frederik Nielsen verurteilte die Visite der Delegation aus Washington, der auch Sicherheitsberater Mike Waltz angehörte, als «respektlos».

Vance, kein Freund der europäischen Sicherheitsarchitektur, scheint solche Kritik egal zu sein. Der Vizepräsident ist vielmehr der Meinung, dass Dänemark die Bewohner in seinem Territorium im Nordatlantik vernachlässige – und damit eigentlich auch den Anspruch verloren habe, weiter über Grönland zu bestimmen.

«Dieser Stützpunkt ist leider weniger sicher als vor 30 oder 40 Jahren», weil feindlich gesinnte Länder wie China immer stärker in die Arktis vordrängen, sagte Vance in einer kurzen Ansprache. «Dänemark hat es nicht geschafft, Grönland zu beschützen.» Dies werde sich nun ändern. «Wir können diesen Ort nicht länger ignorieren», sagte Vance.

Präsident Trump sagt erneut: «Wir müssen Grönland haben»

Ähnliche Worte schlug sein Chef derweil in Washington an. Trump bekräftigte, dass die USA die grösste Insel der Welt weiterhin übernehmen wollen. «Wir müssen Grönland haben», sagte der amerikanische Präsident, um den Weltfrieden zu bewahren. «Wir haben keine andere Wahl.» Dieser Meinung sei auch der Nato-Verbündete Dänemark, behauptete Trump.

Solche Aussagen sind eine nackte Provokation für die Regierungen in Nuuk, der grönländischen Hauptstadt, und Kopenhagen. Vance versuchte, diese Provokation etwas abzuschwächen, indem er sagte: Selbstverständlich respektiere Washington das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung von Grönland. Aber die Insel würde besser fahren, wenn sie sich vollständig unter dem amerikanischen Sicherheitsschirm befinden würde. Ein Militäreinsatz werde nicht nötig sein, weil die lokale Bevölkerung selbst die Vorteile einer Partnerschaft mit den USA erkennen werde.

Die amerikanische Delegation nutzte den recht kurzen Aufenthalt auf dem Stützpunkt Pituffik Space Base, um sich über die Arbeit der dort stationierten Soldatinnen und Soldaten kundig zu machen. Rund 150 Angehörige der Space Force und der Luftwaffe sind ständig in Grönland stationiert. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, vor möglichen ballistischen Raketenangriffen auf den nordamerikanischen Kontinent zu warnen. Vance und Waltz lobten die Arbeit der Streitkräfte, nachdem sie hinter verschlossenen Türen ein Briefing über die Sicherheitslage bekommen hatten. (aargauerzeitung.ch)

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Trump Jr. trifft in Grönland ein
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Trump Jr. trifft in Grönland ein
Donald Trump Jr. posiert für Fotos nach seiner Ankunft in Nuuk.
quelle: keystone / emil stach
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Trump: Wir werden Grönland so oder so bekommen
Video: youtube
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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gurgelhals
28.03.2025 20:50registriert Mai 2015
Im an abstossenden Persönlichkeiten ja wirklich nicht mangelnden Horror-Kabinetts der Trump-Regierung sticht dieser JD Vance irgendwie als ein besonders abstossendes und widerwärtiges Exemplar hervor.

Das muss wohl hauptsächlich daran liegen, dass er halt "nur" ein Bully zweiter Ordnung ist: Einer, der sich nur deshalb zu diesen grosskotzigen Auftritten traut (ob in München, bei der Selenskyj-Episode im Oval Office oder eben hier auf Grönland), weil er sich auf den Schutz von einem noch grösseren Bully verlassen kann.
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mMn
28.03.2025 21:12registriert September 2020
Wenn die USA nun auch Imperialismus betreiben, wird das Vorbildfunktion haben. Dann wird China sich sagen, "das kann ich auch" sie werden dann Vietnam und in den Philippinen Inseln besetzen. Weiter in Afrika sich strategische Punkte unter den Nagel reissen etc.

Trump ist der grösste Idiot seit Menschen denken können. Er kann weder verhandeln noch bringt er Frieden oder hilft er dem amerikanischen Volk. Er zerstört die Wirtschaft, damit den Wohlstand und danach zieht er in den Krieg, um davon abzulenken.
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Amadeus
28.03.2025 21:23registriert September 2015
Jede Menge Geld verschwendet, nur um Grönländer zu trollen. Vielleicht sollte der Elon Musk besser mal bei JD Vance mit sparen ansetzen.
1962
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