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Grönland: Vance-Besuch sorgt für Unmut und Streit mit Washington

People take part in a march ending in front of the US consulate, under the slogan, Greenland belongs to the Greenlandic people, in Nuuk, Greenland, Saturday March 15, 2025. (Christian Klindt Soelbeck/ ...
Eine Demonstratin hebt auf einem Marsch in der grönländischen Hauptstadt Nuuk Mitte März ein Schild, auf dem steht: «We are not for sale!»Bild: keystone

Grönland: Vance-Besuch sorgt für Unmut und Streit mit Washington

Die jüngste Besuchsankündigung des US-Vizepräsidentenpaares löst in Grönland Unmut aus. Die Stimmung in der lokalen Bevölkerung ist kurz vor ihrem Eintreffen gereizt.
28.03.2025, 16:5928.03.2025, 16:59
Sonja Ruf / t-online
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t-online

Erst sollte Usha Vance, die Frau von US-Vizepräsident J. D. Vance, an diesem Freitag alleine nach Grönland reisen – angeblich aus privaten Gründen. Dann kündigte ihr Mann an, sie begleiten zu wollen. Schon die Ankündigung löste in der Bevölkerung Unmut aus, immerhin hatte sich US-Präsident Donald Trump zuvor für eine mögliche Annexion des Gebiets ausgesprochen.

Das zeigt sich auch an multiplen wütenden Stimmen in örtlichen Zeitungen und den sozialen Medien.

Besuch wird als «aggressiver Akt angesehen»

Grönland ist ein politisch selbstverwalteter Teil von Dänemark. Auf der Insel leben rund 60'000 Einwohnerinnen und Einwohner.

In der dänischen Zeitung «Berlingske» heisst es: «Provokation erfordert eine klare Antwort – Vance hat in Grönland nichts zu suchen.» Auch die «Jyllands-Posten» schreibt von einem «gefährlichen Spiel», welches Trump spiele, wenn er seinen Vizepräsidenten nach Nordwestgrönland schicke.

epa11888084 Vice President of the United States James David 'JD' Vance (R) and his wife Usha Vance (L) pose for pictures at the Elysee Palace in Paris, France, 11 February 2025. EPA/Teresa S ...
Die Vances reisen heute nach Grönland – auch wenn sie dort nicht willkommen sind. (Archivbild)Bild: keystone

In einer Analyse der Zeitung «Politiken» schreibt der US-Korrespondent, es handle sich bei dem Besuch «um einen überstürzten und ungeschickten Versuch der USA, in Grönland Einfluss zu gewinnen».

«Das einzige Land, das Grönland bedroht, sind Sie»

Der dänische Aktivist und Organisator Orla Joelsen schrieb auf der Plattform X über ein Video von Vance, in dem er ankündigte, seine Frau nach Grönland zu begleiten: «Das einzige Land, das Grönland bedroht, ist das Ihre und Trumps.»

In einem anderen Post witzelt Joelsen über den Abtransport von mehreren US-amerikanischen Fahrzeugen. «Wie viel amerikanisches Steuergeld wurde hier gespart?», fragt er in Richtung von Techmilliardär Elon Musk, der im Auftrag der US-Regierung mit der Effizienzbehörde Doge Wege finden soll, um Gelder einzusparen.

Die nun ungenutzt wieder verstauten Fahrzeuge waren noch für einen alten Reiseplan vorgesehen gewesen, bei dem Usha Vance auch die grönländische Hauptstadt Nuuk besuchen wollte. Diese Pläne wurden in der Zwischenzeit abgeändert, und ein solcher Besuch steht aktuell nicht mehr auf der Agenda – entsprechend sind auch die bereits getroffenen Vorbereitungen nun obsolet.

«Besonders aggressiver Akt»

Die grönländische Wochenzeitung «Sermitsiaq» verfolgt den Besuch eng, das Interesse der Leserschaft vor Ort ist gross. Die meistgelesenen Artikel an diesem Tag sind «Sicherheitsberater und Minister nehmen an US-Besuch in Grönland teil», «Múte: Jetzt muss die internationale Gemeinschaft eingreifen» und «Die USA sind in das Zentrum von Nuuk eingezogen».

In einem Kommentar heisst es, dass der Besuch ein «sehr klares Signal an Dänemark, Grönland und die Nato ist, dass sie Grönland immer noch wollen».

Die grönländische Regierung werte den Besuch von Vance und seiner Frau «als besonders aggressiven Akt», schreibt die Zeitung zudem. Das sei insbesondere so, weil Grönland derzeit dabei ist, eine neue Regierung zu bilden.

In einer Stellungnahme hinterfragte der amtierende Ministerpräsident Múte Egede die langjährigen Beziehungen zwischen Grönland und den USA. Der neuen amerikanischen Führung gehe es lediglich darum, «unser Land über unsere Köpfe hinweg zu übernehmen», so Egede.

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Trump Jr. trifft in Grönland ein
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Trump Jr. trifft in Grönland ein
Donald Trump Jr. posiert für Fotos nach seiner Ankunft in Nuuk.
quelle: keystone / emil stach
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Trump: Wir werden Grönland so oder so bekommen
Video: youtube
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Celtic Swiss
28.03.2025 17:39registriert Juni 2024
Und die ganzen "privaten" Reisen der MAGA-Verräter und Schwerverbrecher werden auch noch mit Steuergelder von Johnny Sixpack, oh, warte, die bezahlen sicher keine Steuern (oder wenig).

Also bezahlt der Mittelstand und die Besserverdienenden diese Reisen.

Aber eben, die US-Amis: Bildungsresistente Intelligenzallergiker, oder so ähnlich, sonst hätten sie dieses MAGA-Gesindel schon vor 12 Jahren in die Wüste geschickt!
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Jobara64
28.03.2025 17:14registriert Dezember 2024
Wieviele Einwohner hat Grönland? Etwa 56‘000 Einwohner. Und von deren Gekreische lässt sich doch das Ehepaar Vance nicht aufhalten, nicht wahr?

Der Besuch der Vance' ist vermutlich Absicht, eine gezielte Provokation. Und eine willkommene Ablenkung von «Signal-Gate». Je lauter die Grönländer protestieren, desto besser, desto grösser die Medienpräsenz.
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Helvetiavia Philipp
28.03.2025 18:03registriert Februar 2018
Warum wurde den Fliegern nicht die diplomatische Freigabe, oder den Vances die Einreise verweigert?
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