Paul Manafort war Trumps ehemaliger Wahlkampfleiter, bevor er 2019 wegen Steuer- und Bankbetrugs verhaftet wurde. In seinen neu erschienen Memoiren «Political Prisoner: Persecuted, Prosecuted, but Not Silenced» beschreibt er die Ereignisse, die dazu führten, dass Mike Pence im Jahre 2016 zum Vizepräsidenten von Donald Trump ausgewählt wurde.
Im Buch beschreibt Manafort, wie er plante, Mike Pence ins Visier des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu bringen. Obwohl es bekannt war, dass Pence in den GOP-Vorwahlen Ted Cruz unterstützen wollte, wie die «Newsweek» schreibt.
Dies sei schwierig gewesen, weil beide, Pence und Cruz, von der vermögenden Ricketts-Familie finanziert wurden. Knackpunkt für Mike Pence war sein Auftritt in einer Radiosendung.
Mike Pence trat am Freitag vor der Vorwahl in seiner regulären Radiosendung WIBC in Indianapolis auf. «Fünf Minuten lang sprach Pence darüber, was für ein toller Kerl Donald Trump sei. Er sprach über all die Themen, in denen er Trump zustimmte, und lobte Trump in den Himmel hinauf. Dann sprach er seine Unterstützung für Cruz aus und beendete die Radiosendung», schrieb Manafort in seinem Buch.
Trump soll gleich danach Manafort angerufen haben. «Das war die beste Nichtbefürwortung, die ich je bekommen habe», lachte Trump. Die Lobeshymne auf Trump sei so eindrucksvoll gewesen, dass es am Schluss unwichtig war, dass Pence Cruz formal unterstützt hatte, meinte Manafort.
Dies beruhigte Trump offenbar. «Trump genoss die Absurdität der Situation», schreibt Manafort.
In einem späteren Kapitel in seinem Buch beschreibt Paul Manafort, wie Trump Pence zu seinem Vizepräsidenten wählte. Der Gouverneur soll zu Beginn nicht auf der Liste der zwanzig potenziellen Kandidaten gewesen sein.
Die Liste wurde schliesslich auf drei Namen eingegrenzt: Christ Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, Newt Gingrich, ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses, und Mike Pence. Pence sei erst später von Manafort in den Hut geworfen worden.
«Pence erfülle die Kriterien eines Konservativen und eines Kongressabgeordneten, da er als Mitglied der republikanischen Führung im Repräsentantenhaus den Haushaltsprozess verwaltet hatte», so Manafort in seiner Memoiren. Er sei bei der christlichen Wählerschaft beliebt und brachte bedeutende Regierungserfahrung mit. Ebenfalls schreibt Manafort über Pence:
Im Juli 2016, kurz vor dem Nationalkongress der Republikaner, besuchte Trump, gemeinsam mit seinem Sohn, Mike Pence in Indiana. Geplant für den nächsten Tag war ein Besuch von Gingrich in New York. Doch als Trumps Flugzeug wegen technischen Problemen nicht starten konnte, blieben sie über Nacht in Indianapolis.
Am nächsten Morgen gab es ein Frühstück in der Villa von Pence, zusammen mit der Familie, Manafort und Trump. «Es war ein grossartiges Treffen», schreibt Manafort.
Wegen der Verzögerung hätte Gingrich beschlossen, nach Indiana zu fliegen, um Trump zu treffen. Aber es war zu spät. Trump war bereits entschlossen, Pence als seinen Vizepräsidenten zu küren. Trump soll Gingrich gesagt haben, dass er ihn als Teil des Kabinetts betrachte, so Manafort. Aber nicht als Vize.
Manafort sagte, nachdem sie sich in Indiana getroffen hatten, Pence habe «privat zugestimmt», den texanischen Senator Ted Cruz nicht weiter zu unterstützen. Cruz hätte Pence daraufhin unter Druck gesetzt. Er benötigte die Unterstützung, um die anstehenden Zwischenwahlen zum Gouverneursamt in Indiana zu gewinnen.
Am Morgen des 15. Juli 2016 twitterte Trump, dass er Mike Pence zu seinem Vizepräsidenten gewählt hatte.
«Auf eine nicht konventionelle Art und Weise und auch nicht den konventionellen Kandidaten für das Amt. Donald Trump hat wieder einmal Geschichte geschrieben und seine Wahl auf seine Weise bekannt gegeben», meinte Manafort.
Donald Trump hatte im Dezember 2020 Paul Manafort begnadigt, nachdem er zu sieben Jahren Haft wegen Steuer- und Bankbetrugs im Rahmen der Russland-Ermittlungen im Gefängnis verurteilt worden war. Im Mai 2020 wurde Manafort aus dem Gefängnis in den Hausarrest entlassen.
(lab)