Er ist zurück. Zumindest ein bisschen. Im März hat Präsident Joe Biden in den Meinungsumfragen verlorenen Boden gutgemacht und den Rückstand auf seinen republikanischen Konkurrenten Donald Trump verringert. Laut der britischen Zeitschrift «The Economist» liegen Trump und Biden bei einem Durchschnitt aller Umfragen zurzeit gleichauf.
Einige nationale Erhebungen sehen den Demokraten nun im Rennen um das Weisse Haus gar vorne. Die Demoskopen der Quinnipiac University veröffentlichten diese Woche eine Erhebung, in der Biden im direkten Duell gegen Trump auf 48 Prozent der Stimmen kommt.
Noch ist es aber zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen. Die Zustimmungswerte für Bidens Amtsführung sind immer noch historisch tief. Viele Menschen finden, dass der Präsident, der im November seinen 82. Geburtstag feiern wird, zu alt für das Amt sei. Auch bekommt Trump von den Wählerinnen und Wählern bessere Noten für zahlreiche seiner Ideen, zum Beispiel in der Einwanderungspolitik.
Und, vielleicht noch wichtiger: In den sieben oder acht politisch umkämpften Bundesstaaten, die im November letztlich die Präsidentenwahl entscheiden werden, hat Trump immer noch die Nase vorn. Aktuelle Umfragen aus Michigan, Pennsylvania und Wisconsin zeigen aber, dass Biden vor allem im Mittleren Westen Boden gut macht. Hingegen scheint der Republikaner in Georgia und North Carolina über einen soliden Vorsprung aufzuweisen.
Verantwortlich für den positiven Biden-Trend, knapp sieben Monate vor dem Wahltag, sind wohl vor allem anhaltend gute wirtschaftspolitische Nachrichten. Immer mehr Amerikanerinnen und Amerikaner scheinen zur Erkenntnis zu gelangen, dass es ihnen eigentlich gar nicht so schlecht geht – obwohl viele immer noch fälschlicherweise überzeugt davon sind, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt in einer Rezession steckt.
Auch profitiert Biden von den Exzessen seines Konkurrenten. Viele Wählerinnen und Wähler scheinen vergessen zu haben, wie stark sie sich während der Präsidentschaft von Donald Trump, von 2017 bis 2021, jeden Tag über den Bewohner des Weissen Hauses aufregten. Trump erinnert sie nun wieder daran, wenn er während Wahlkampfauftritten kontroverse Stellungnahmen von sich gibt.
Zufrieden registriert das Weisse Haus auch, dass die Demokraten kein Problem haben, ihre Kernwähler zu mobilisieren. Zuletzt eroberte am Dienstag eine Kandidatin der Biden-Partei in Alabama bei einer Nachwahl einen politisch umkämpften Bezirk von den Republikanern zurück. Die Demokratin setzte in ihrer Kampagne ganz auf die Themen künstliche Befruchtung und Schwangerschaftsabbruch – nachdem Politiker und Richter im konservativen Südstaat restriktive Vorgaben erlassen hatten, und damit viele Frauen und Männer erzürnten.
Hinzu kommt, dass Biden förmlich im Geld schwimmt. Am Donnerstag trat er gemeinsam mit seinen Vorgängern Barack Obama (2009 bis 2017) und Bill Clinton (1993 bis 2001) an einer Spendengala in New York City auf, die angeblich mehr als 26 Millionen Dollar in seine Wahlkampfkasse spülte.
BOOM! I’m at the fundraiser with President Biden, President Obama, President Clinton and I’m blown away by these men. So intelligent, so passionate and so involved. BIDEN 2024! pic.twitter.com/GXOAwvkj18
— Harry Sisson (@harryjsisson) March 29, 2024
Einige dieser Mittel wird das Biden-Team für den Kampf gegen mögliche Spielverderber reservieren. Vor allem die Präsidentschaftskandidatur des parteilosen Robert F. Kennedy Junior. Der Spross einer Dynastie von demokratischen Politikern scheint vielen Parteifreunden des Präsidenten Angst zu machen.
Das hat auch damit zu tun, dass die Zustimmungswerte für den 70 Jahre alten Kennedy bei Jungwählern sensationell hoch sind. Gemäss einer Umfrage der Organisation Split Ticket würden 23 Prozent der bis zu 29-Jährigen ihre Stimme für Kennedy abgeben. Biden bringt es demnach in diesem Wählersegment nur auf 35 Prozent.
NEW survey from @SplitTicket_, exclusively surveying voters 18-29:
— Split Ticket (@SplitTicket_) March 27, 2024
Joe Biden: 35%
Donald Trump: 25%
Robert F. Kennedy, Jr: 23%
n=227 LV, 3/19-3/21
This is part of a larger experiment. Read more here: https://t.co/HppXWCix6y
Auf diese Wähler aber ist Biden angewiesen, will er gewinnen. Also wird der Präsident den unliebsamen Konkurrenten anschwärzen, und Kennedy Jr. als Strohmann Trumps bezeichnen. «Wir werden sicherstellen, dass die Wähler gut informiert sind», sagte kürzlich ein Sprecher der Demokraten.
Die anfänglich zitierte Quinnipiac-Umfrage zeigt: Wenn die Demoskopen den Namen von Kennedy erwähnen, dann verliert Biden mächtig an Zustimmung. Trump würde es demnach auf 39 Prozent bringen, und Biden erhielte 38 Prozent der Stimmen. Der Spielverderber hätte 13 Prozent. (aargauerzeitung.ch)
Leicht manipulierbar…