Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom gewinnt an Popularität in den USA – und hat bei Umfragen erstmals Donald Trump in der Nettobeliebtheit überholt. In zwei Befragungen liegt er fünf Prozent vor dem US-Präsidenten. In den vergangenen Monaten hat sich der Demokrat zum Hauptgegenspieler von Donald Trump entwickelt. Auf der Plattform X parodiert sein Pressebüro immer wieder Trumps Beiträge auf dessen Netzwerk Truth Social.
Bei den Demokraten gilt er als aussichtsreichster Kandidat, auch wenn der ehemalige Bürgermeister von San Francisco sich selbst noch mit einer Kandidatur zurückhält. Die amerikanische Verfassung sieht eine dritte Amtszeit eines US-Präsidenten nicht vor, deshalb würde der 57-Jährige wohl gegen Vizepräsident JD Vance antreten, der als Trumps Nachfolger gehandelt wird. Allerdings hat Trump nicht ausgeschlossen, einen Weg für eine weitere Kandidatur zu suchen.
Laut einer Umfrage von The Economist/YouGov liegt Gavin Newsoms Nettobeliebtheit bei minus 10 Prozentpunkten, während Donald Trump auf minus 15 Prozentpunkte kommt. Befragt wurden dafür 1'691 Erwachsene zwischen dem 29. August und dem 2. September. Der statistische Fehlerbereich liegt bei +/– 3,4 Prozentpunkten.
Eine weitere Umfrage von Yahoo/YouGov unter 1'690 Erwachsenen ergab, dass Newsoms Nettobeliebtheit bei minus 9 Prozentpunkten liegt, während Trump auf minus 14 Prozentpunkte kommt. Auch diese Befragung fand vom 29. August bis 2. September statt und weist einen Fehlerbereich von +/– 3,1 Prozentpunkten auf.
Die Nettobeliebtheit ist die Differenz zwischen den Werten für eine Zustimmung und einer Ablehnung. Dass die Zahlen im Minus sind, kommt gerade bei kontroversen Themen oder umstrittenen Kandidaten vor. Die Umfrage zeigt aber, dass der landesweit noch weitgehend unbekannte Newsom gegenüber Trump Punkte machen kann.
Der britische Politikwissenschaftler Mark Shanahan von der Universität von Surrey sieht Chancen für den Kalifornier: «Gavin Newsom ist der erste Demokrat, der sich wirklich als glaubwürdiger Kandidat für die Demokraten für das Wahljahr 2028 profiliert. Bislang hat er dies mit einer gut ausgestatteten Medienkampagne getan, die Trump verärgert hat, indem er sich mit sehr trump'schen Taktiken über den Präsidenten lustig gemacht hat. Im Moment geht seine Strategie auf, nicht zuletzt, weil der Präsident weder im In- noch im Ausland die grossen Erfolge erzielt, die er braucht, um seine eigenen Umfragewerte zu verbessern.»
Gavin Newsom ist seit 2019 Gouverneur von Kalifornien. Zuvor war er Bürgermeister von San Francisco (2004–2011) und anschliessend Vizegouverneur des Bundesstaates (2011–2019). Schon früh machte er mit progressiven Entscheidungen auf sich aufmerksam, etwa 2004, als er gleichgeschlechtliche Ehen in San Francisco erlaubte – ein Schritt, der landesweit für Schlagzeilen sorgte. Als Gouverneur setzt er stark auf Klimaschutz, den Ausbau erneuerbarer Energien, strengere Waffengesetze sowie eine Reform des Gesundheits- und Bildungssystems.
Mit einer öffentlichen Aussage über eine Kandidatur dürfte Newsom aber noch warten. Zunächst stehen 2026 die Midterms, die Zwischenwahlen an. Bei diesen werden die Demokraten die Chance haben, die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus zurückzuerlangen. Ein Wahlsieg wäre eine gute Grundlage für den Senkrechtstarter, der bereits als Kandidat für die Biden-Nachfolge genannt worden war, dann aber Kamala Harris den Vortritt liess.