MAGA verabschiedet sich von Charlie Kirk – diese 5 Dinge fielen auf
Fast fünf Stunden dauerte am Sonntag die Trauerfeierlichkeit für den am 10. September ermordeten Charlie Kirk. In einem Sportstadion in der Agglomeration von Phoenix (Arizona), dem Wohnort des getöteten Aktivisten, versammelten sich mehr als 70'000 Menschen.
Diese fünf Momente werden von der Veranstaltung, halb politische Massenkundgebung, halb religiöse Erweckungsfeier, in Erinnerung bleiben.
Witwe Erika Kirk setzt sich für Versöhnung ein
Die Witwe des Ermordeten hatte am Sonntag die schwierigste Aufgabe. Erika Kirk, seit dem Tod ihres Mannes an der Spitze seiner Organisation Turning Point USA stehend, weinte denn auch offen, als sie als vorletzte Rednerin das Wort ergriff.
Sie beschrieb, wie sich nach dem Attentat auf ihren Mann an den Tatort in Utah geflogen sei, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Charlie habe ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht getragen, sagte Erika. Das sei eine Erleichterung für sie gewesen. Charlie habe keinen Todeskampf durchstehen müssen, sondern sei umgehend gestorben, getroffen von einem Schuss, den der 22 Jahre alte Tyler Robinson abgegeben hatte.
Dann folgten überraschende Worte. Erika Kirk sagte, das Ziel ihres Mannes sei es gewesen, junge Männer zu retten und sie von den Vorteilen eines konservativen Lebenswandels – Heirat, Kinder, Kirchenbesuch, Patriotismus – zu überzeugen. Sie zitierte eine Passage aus dem Neuen Testament und sagte: Sie sei bereit, so wie Jesus auch, dem Mörder ihres Mannes zu verzeihen. «Dieser junge Mann. Ich vergebe ihm», sagte Erika Kirk. Viele Menschen im Publikum weinten ganz offen.
Unter dem tosenden Beifall der Anwesenden fügte Erika Kirk an, dass die Antwort auf Hass nicht Hass sein könne. Vielmehr sei «Liebe», und zwar «immer Liebe», die richtige Antwort, so stehe es bereits in der Bibel. Charlie Kirk, rief sie den Menschen zu, hätte genauso gehandelt.
Trump: «Ich hasse meine Gegner»
Donald Trump sprach als letzter, gleich nach Erika Kirk. Er hielt, natürlich, die längste Rede. Trump nannte Charlie Kirk einen «amerikanischen Helden». Und er sagte ganz offen, dass er mit Versöhnung und Vergebung wenig anfangen könne. «Ich hasse meine Gegner», sagte Trump. «Es tut mir leid, Erika.»
Auch kündigte Trump an, dass sein Justizministerium bereits Ermittlungen gegen das angebliche Netzwerk von «linksradikalen Irren» aufgenommen habe, das politische Gewalt in den USA unterstütze und fördere. «Wir glauben, dass wir viele von ihnen kennen», sagte der amerikanische Präsident.
Diese Aussage war zwar nicht neu. Trump hatte bereits wenige Stunden nach dem Attentat auf Kirk Vergeltung angekündigt. Aber es war dennoch aussergewöhnlich, wie offen Vertreter der amerikanischen Regierung am Sonntag darüber sprachen, dass sie den Tod eines Freundes dazu nutzen wollen, um gegen die Opposition Gegner vorzugehen. «Sie sind Nichts», rief Trump-Berater Stephen Miller, der ebenfalls eine aufstachelnde Rede hielt, dem politischen Gegner zu.
Charlie Kirk wird zum Quasi-Heiligen hochstilisiert
Die Trauerfeierlichkeit war eine höchst ungewöhnliche Mischung aus Wahlkampfveranstaltung, Gottesdienst und Staatsbegräbnis. Viele Beobachter waren sich am Sonntag einig: So etwas hat es in der Geschichte der USA für eine Privatperson noch nie gegeben.
Aussergewöhnlich war auch, wie konzertiert Freunde und Verbündete von Charlie Kirk ihn posthum zu einer Heiligenfigur stilisierten. «Charlie Kirk war ein Prophet, von der biblischen Sorte», sagte Andrew Kolvet, ein langjähriger Weggefährte. Der Aussenminister Marco Rubio zog eine Parallele von der Erweckungsgeschichte Jesu zu Charlie Kirk. Und JD Vance, der Vizepräsident des Landes, nannte den ermordeten 31 Jahre alten Evangelikalen nicht nur einen «Helden für die Vereinigten Staaten von Amerika». Charlie Kirk sei ein «Märtyrer für den christlichen Glauben», sagte Vance auch. Und weiter:
Und der Kopf dieser politisch-religiösen Bewegung auf diesem Planeten, daran liess eigentlich kein Redner Zweifel aufkommen, heisst Donald Trump.
Musk taucht auf – und versöhnt sich mit Trump?
Welche wichtige Rolle Charlie Kirk zuletzt für die moderne Republikanische Partei spielte, zeigt ein Blick auf die Gästeliste. Sämtliche führenden Köpfe der Republikanischen Partei waren am Sonntag in Glendale, einem Vorort von Phoenix, präsent. Viele dieser Politiker verdanken Charlie Kirk ihre Wahl, wie Vizepräsident Vance ganz offen einräumte.
Auch der reichste Mann der Welt gab ein Stelldichein. Überraschend tauchte der Unternehmer Elon Musk am Event auf. Präsident Trump liess seinen ehemaligen Freund Musk, mit dem er sich vor einigen Monaten im Streit getrennt hatte, gar in seine Stadion-Loge vor. Die beiden schüttelten sich die Hände und unterhielten sich. «Für Charlie» hätten die beiden das Kriegsbeil begraben, schrieb Musk anschliessend auf seinem Online-Dienst X. Das Weisse Haus verbreitete auf dem offiziellen X-Account anschliessend ein ähnliches Bild mit der gleichen Aussage.
Vermischung von Religion und Politik in «Super-Gottesdienst»
Charlie Kirk pflegte über seine Organisation Turning Point USA zu sagen: «Bei uns gibt es keine Mittelmässigkeit.» Dieses Motto galt auch am Sonntag. Von Beginn bis Ende war der Gottesdienst, der für viele Menschen im Publikum bereits in den frühen Morgenstunden begonnen hatte, durchgestylt, so wie man sich das von Turning Point-Veranstaltungen gewöhnt ist. Die Redner hielten sich mehrheitlich ans Skript und wurden mit christlicher Rock-Musik, Kirchenliedern und Feuerwerk empfangen.
Diese Show erinnerte an einen Gottesdienst in einer «Mega Church», und folgte dem amerikanischen Trend, wonach man in aller Öffentlichkeit über seine Religiosität sprechen soll. (aargauerzeitung.ch)
