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MAGA verabschiedet sich von Charlie Kirk – diese 5 Punkte fielen auf

President Donald Trump, left, stands with Erika Kirk at the conclusion of a memorial for her husband, conservative activist Charlie Kirk, Sunday, Sept. 21, 2025, at State Farm Stadium in Glendale, Ari ...
Eine Mischung aus Trauer, Inszenierung und Propaganda: Donald Trump hält die Hand von Charlie Kirks Witwe Erika.Bild: keystone

MAGA verabschiedet sich von Charlie Kirk – diese 5 Dinge fielen auf

Zehntausende von Menschen haben am Sonntag in Arizona Abschied vom rechten Aktivisten Charlie Kirk genommen. Während sich Kirks Witwe für Versöhnung einsetzte, nutzten Trump und seine MAGA-Kumpane den Event, um gegen die politischen Gegner Stimmung zu machen.
22.09.2025, 05:0122.09.2025, 05:24
Renzo Ruf, Washington / ch media

Fast fünf Stunden dauerte am Sonntag die Trauerfeierlichkeit für den am 10. September ermordeten Charlie Kirk. In einem Sportstadion in der Agglomeration von Phoenix (Arizona), dem Wohnort des getöteten Aktivisten, versammelten sich mehr als 70'000 Menschen.

Diese fünf Momente werden von der Veranstaltung, halb politische Massenkundgebung, halb religiöse Erweckungsfeier, in Erinnerung bleiben.

Witwe Erika Kirk setzt sich für Versöhnung ein

Die Witwe des Ermordeten hatte am Sonntag die schwierigste Aufgabe. Erika Kirk, seit dem Tod ihres Mannes an der Spitze seiner Organisation Turning Point USA stehend, weinte denn auch offen, als sie als vorletzte Rednerin das Wort ergriff.

Sie beschrieb, wie sich nach dem Attentat auf ihren Mann an den Tatort in Utah geflogen sei, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Charlie habe ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht getragen, sagte Erika. Das sei eine Erleichterung für sie gewesen. Charlie habe keinen Todeskampf durchstehen müssen, sondern sei umgehend gestorben, getroffen von einem Schuss, den der 22 Jahre alte Tyler Robinson abgegeben hatte.

Dann folgten überraschende Worte. Erika Kirk sagte, das Ziel ihres Mannes sei es gewesen, junge Männer zu retten und sie von den Vorteilen eines konservativen Lebenswandels – Heirat, Kinder, Kirchenbesuch, Patriotismus – zu überzeugen. Sie zitierte eine Passage aus dem Neuen Testament und sagte: Sie sei bereit, so wie Jesus auch, dem Mörder ihres Mannes zu verzeihen. «Dieser junge Mann. Ich vergebe ihm», sagte Erika Kirk. Viele Menschen im Publikum weinten ganz offen.

People listen as Erika Kirk speaks at a memorial for her late husband conservative activist Charlie Kirk, Sunday, Sept. 21, 2025, at State Farm Stadium in Glendale, Ariz. (AP Photo/John Locher)
Charli ...
Tränen im Publikum bei der Rede von Erika Kirk.Bild: keystone

Unter dem tosenden Beifall der Anwesenden fügte Erika Kirk an, dass die Antwort auf Hass nicht Hass sein könne. Vielmehr sei «Liebe», und zwar «immer Liebe», die richtige Antwort, so stehe es bereits in der Bibel. Charlie Kirk, rief sie den Menschen zu, hätte genauso gehandelt.

Trump: «Ich hasse meine Gegner»

Donald Trump sprach als letzter, gleich nach Erika Kirk. Er hielt, natürlich, die längste Rede. Trump nannte Charlie Kirk einen «amerikanischen Helden». Und er sagte ganz offen, dass er mit Versöhnung und Vergebung wenig anfangen könne. «Ich hasse meine Gegner», sagte Trump. «Es tut mir leid, Erika.»

Auch kündigte Trump an, dass sein Justizministerium bereits Ermittlungen gegen das angebliche Netzwerk von «linksradikalen Irren» aufgenommen habe, das politische Gewalt in den USA unterstütze und fördere. «Wir glauben, dass wir viele von ihnen kennen», sagte der amerikanische Präsident.

President Donald Trump speaks at a memorial for conservative activist Charlie Kirk, Sunday, Sept. 21, 2025, at State Farm Stadium in Glendale, Ariz. (AP Photo/Julia Demaree Nikhinson)
Charlie Kirk Mem ...
Will nichts von Versöhnung wissen: Donald Trump.Bild: keystone

Diese Aussage war zwar nicht neu. Trump hatte bereits wenige Stunden nach dem Attentat auf Kirk Vergeltung angekündigt. Aber es war dennoch aussergewöhnlich, wie offen Vertreter der amerikanischen Regierung am Sonntag darüber sprachen, dass sie den Tod eines Freundes dazu nutzen wollen, um gegen die Opposition Gegner vorzugehen. «Sie sind Nichts», rief Trump-Berater Stephen Miller, der ebenfalls eine aufstachelnde Rede hielt, dem politischen Gegner zu.

epa12397007 US White House Deputy Chief of Staff Stephen Miller speaks during the public memorial service of political activist Charlie Kirk at State Farm Stadium in Glendale, Arizona, USA, 21 Septemb ...
Stephen Miller nutzte seine Rede, um gegen die politischen Gegner zu schiessen.Bild: keystone

Charlie Kirk wird zum Quasi-Heiligen hochstilisiert

Die Trauerfeierlichkeit war eine höchst ungewöhnliche Mischung aus Wahlkampfveranstaltung, Gottesdienst und Staatsbegräbnis. Viele Beobachter waren sich am Sonntag einig: So etwas hat es in der Geschichte der USA für eine Privatperson noch nie gegeben.

Aussergewöhnlich war auch, wie konzertiert Freunde und Verbündete von Charlie Kirk ihn posthum zu einer Heiligenfigur stilisierten. «Charlie Kirk war ein Prophet, von der biblischen Sorte», sagte Andrew Kolvet, ein langjähriger Weggefährte. Der Aussenminister Marco Rubio zog eine Parallele von der Erweckungsgeschichte Jesu zu Charlie Kirk. Und JD Vance, der Vizepräsident des Landes, nannte den ermordeten 31 Jahre alten Evangelikalen nicht nur einen «Helden für die Vereinigten Staaten von Amerika». Charlie Kirk sei ein «Märtyrer für den christlichen Glauben», sagte Vance auch. Und weiter:

«Das Böse dachte, heute würde eine Beerdigung stattfinden. Gott aber schuf eine Erweckungsbewegung.»

Und der Kopf dieser politisch-religiösen Bewegung auf diesem Planeten, daran liess eigentlich kein Redner Zweifel aufkommen, heisst Donald Trump.

Musk taucht auf – und versöhnt sich mit Trump?

Welche wichtige Rolle Charlie Kirk zuletzt für die moderne Republikanische Partei spielte, zeigt ein Blick auf die Gästeliste. Sämtliche führenden Köpfe der Republikanischen Partei waren am Sonntag in Glendale, einem Vorort von Phoenix, präsent. Viele dieser Politiker verdanken Charlie Kirk ihre Wahl, wie Vizepräsident Vance ganz offen einräumte.

President Donald Trump and Elon Musk talk at a memorial for Charlie Kirk, Sunday, Sept. 21, 2025, at State Farm Stadium in Glendale, Ariz. (AP Photo/Ross D. Franklin)
APTOPIX Charlie Kirk Memorial
Haben sich wieder ein wenig lieber: Donald Trump und Elon Musk unterhielten sich.Bild: keystone

Auch der reichste Mann der Welt gab ein Stelldichein. Überraschend tauchte der Unternehmer Elon Musk am Event auf. Präsident Trump liess seinen ehemaligen Freund Musk, mit dem er sich vor einigen Monaten im Streit getrennt hatte, gar in seine Stadion-Loge vor. Die beiden schüttelten sich die Hände und unterhielten sich. «Für Charlie» hätten die beiden das Kriegsbeil begraben, schrieb Musk anschliessend auf seinem Online-Dienst X. Das Weisse Haus verbreitete auf dem offiziellen X-Account anschliessend ein ähnliches Bild mit der gleichen Aussage.

Vermischung von Religion und Politik in «Super-Gottesdienst»

Charlie Kirk pflegte über seine Organisation Turning Point USA zu sagen: «Bei uns gibt es keine Mittelmässigkeit.» Dieses Motto galt auch am Sonntag. Von Beginn bis Ende war der Gottesdienst, der für viele Menschen im Publikum bereits in den frühen Morgenstunden begonnen hatte, durchgestylt, so wie man sich das von Turning Point-Veranstaltungen gewöhnt ist. Die Redner hielten sich mehrheitlich ans Skript und wurden mit christlicher Rock-Musik, Kirchenliedern und Feuerwerk empfangen.

Diese Show erinnerte an einen Gottesdienst in einer «Mega Church», und folgte dem amerikanischen Trend, wonach man in aller Öffentlichkeit über seine Religiosität sprechen soll. (aargauerzeitung.ch)

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260 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
22.09.2025 05:58registriert Juli 2014
«Linksradikale Irre.» «Sie sind nichts.»

Eines der wichtigsten Merkmale des Faschismus ist, den Gegner sprachlich zu entmenschlichen. Zuerst die sprachliche Vernichtung, dann die physische. In den USA hat eine dunkle Zeit begonnen.

Wir in Europa, in der Schweiz sind gefordert, endlich aufzuwachen und alles zu tun, um die rechtsstaatliche, auf Menschenrechten beruhende Demokratie selbständig zu verteidigen. Die USA sind nicht mehr der liebe Onkel, der uns beschützt.
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Alex23
22.09.2025 06:14registriert Februar 2015
Trump hasst sein Gegner, sagt er ganz offen und unumwunden. So wie in den USA keine Niedrigkeit mehr niedrig genug ist, als dass sie nicht auf höchster Regierungsstufe ausgesprochen werden dürfte. Es ist leider so, wir können die USA abschreiben. Ich glaube nicht, dass dieses in die Abgründe einer Diktatur sinkende Schiff noch zu retten ist. Tun wir alles, dass das hier nicht passiert!
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Wolfgang Bumbuy
22.09.2025 05:28registriert November 2024
Na toll.
Jetzt wo Trump schon nicht Papst werden durfte, wird er ein evangelikaler Ayatollah.
Erschreckend wie zerbrechlich die Gesellschaft ist. Das Trump die USA schwächt, indem er sie spaltet ist ihm egal. Er macht eine Art Predigershow für seine Anhänger.
Und führt dabei die Bergpredigt eines gewissen Jesus Christus ad absurdum.
Der sagte liebet eure Feinde.
Frau Kirk hat diese Grösse, Trump hat sie nicht.
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