Der Mann schrie: «Ich habe kein Essen, ich habe nichts zu trinken, ich habe die Nase voll.» Dann sagte der 30 Jahre alte Afroamerikaner, der später als Jordan Neely identifiziert wurde: Es sei ihm egal, wenn er im Gefängnis lande. «Ich bin bereit, zu sterben.»
Schauplatz dieses Ausbruchs: Ein Zug der New Yorker U-Bahn, irgendwo im Tunnelgewirr unter den Hochhäusern von Brooklyn und Manhattan. Regelmässige Besucherinnen und Besucher der grössten Stadt der USA wissen, dass solche Zwischenfälle keine Seltenheit sind. Meist bleiben sie friedlich.
Diese Episode endete am Montag aber anders. Ein Passagier, ein 24 Jahre alter Weisser, überwältigte den schreienden Neely, und nahm ihn in einen Würgegriff. Der Mann, ein Militärveteran, liess auch dann nicht los, als Neely das Bewusstsein verlor. Schaulustige, so ist es in einem Video eines Augenzeugen zu sehen, liessen ihn gewähren. Als Neely von der alarmierten Polizei in ein Spital eingeliefert wurde, war er tot.
Nun fragt sich New York: Wie konnte es bloss so weit kommen? Weil in der Grossstadt aber mehr als 8 Millionen Menschen wohnen, fällt die Antwort auf diese Frage nicht eindeutig aus. Viele New Yorker sagen: Furchtbar! Sie empören sich darüber, dass der Würger nicht umgehend festgenommen wurde. Die Ermittlungen dauern an, sagte die Polizei zuletzt. Die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez sprach dennoch von einem Mordfall.
Jordan Neely was murdered.
— Alexandria Ocasio-Cortez (@AOC) May 3, 2023
But bc Jordan was houseless and crying for food in a time when the city is raising rents and stripping services to militarize itself while many in power demonize the poor, the murderer gets protected w/ passive headlines + no charges.
It’s disgusting. https://t.co/YJeQp9bbgE
Die andere Hälfte der Bevölkerung aber zeigt sich nicht erstaunt darüber, dass ein U-Bahn-Passagier das Recht in die eigene Hand nahm. Diese New Yorker weisen darauf hin, dass sich das Sicherheitsgefühl in der Subway seit der Corona-Pandemie stark verschlechtert hat. Dafür verantwortlich sind auch Menschen wie Neely. Früher hatte er Passagiere mit Darbietungen begeistert, zuletzt aber war er obdachlos und litt unter psychischen Problemen. Seine Präsenz verunsicherte andere Passagiere.
Der New Yorker Stadtpräsident Eric Adams sagte, er halte an seinem Ziel fest, «Menschen mit massiven emotionalen Problemen» von der U-Bahn fernzuhalten. Die Tötung von Jordan Neely zeigt: Von diesem Ziel ist er noch weit entfernt. (aargauerzeitung.ch)
in der öffentlichkeit.
ohne not ermordet, nur weil er nervte.
das schockiert mich zutiefst.
das kommt alles nicht gut!