USA: Geleakter Chat enthüllt Hitler-Verehrung und Rassismus
Ein geleakter Telegram-Chat führender Mitglieder der Jungorganisation der Republikanischen Partei in den USA hat rassistische, antisemitische und gewaltverherrlichende Äusserungen von Nachwuchspolitikern ans Licht gebracht. In Tausenden Nachrichten, die dem Portal «Politico» vorliegen, beleidigten die Beteiligten Minderheiten, scherzten über Vergewaltigungen, lobten Gewaltfantasien gegen politische Gegner und bedienten sich offen der Sprache der Nazis. Einer schrieb dabei: «Wenn dieser Chat jemals auffliegt, sind wir erledigt.»
«Ich bin bereit, Menschen brennen zu sehen.»
Die Veröffentlichung wirft ein Licht auf führende Köpfe, unter anderem Vorsitzende und Co-Vorsitzende verschiedener Regionalverbände, der Nachwuchsorganisation der Republikaner, die sich in der Partei als künftige Führungskräfte gesehen haben. Zu den in den Chatprotokollen genannten Personen zählen unter anderem Peter Giunta, William Hendrix und Bobby Walker. Einige der Beteiligten haben inzwischen öffentlich Stellung genommen, Entschuldigungen ausgesprochen oder erklärt, die Nachrichten könnten manipuliert worden sein. Die Protokolle selbst jedoch zeichnen ein anderes Bild.
So schrieb der damalige Vorsitzende der New York State Young Republicans Peter Giunta: «Jeder, der mit Nein stimmt, kommt in die Gaskammer. Ich werde einige der grössten psychologischen Foltermethoden entwickeln, die die Menschheit je gesehen hat. Wir wollen nur wahre Gläubige.» Darauf reagierte ein anderes Mitglied zynisch: «Können wir die Duschen reparieren? Gaskammern passen nicht zum Hitler-Stil.» Ein weiterer Teilnehmer fügte hinzu: «Ich bin bereit, Menschen brennen zu sehen.» Solche Aussagen wurden im Chat häufig mit lachenden Emojis oder Flammen-Symbolen bestätigt.
In einer anderen Nachricht bekannte sich Giunta, der mit Abstand am aktivsten in der Gruppe war, unverhohlen zum Nationalsozialismus: «Grossartig. Ich liebe Hitler.»
Reaktion aus der Partei: «Verhalten ist unentschuldbar».
In weiteren Chatverläufen machten die Mitglieder auch Witze über Sklaverei und Vergewaltigung. Giunta lobte eine Jugendgruppe, weil sie «Sklaverei und all den Kram unterstützt». In einem anderen Austausch schrieb ein Teilnehmer: «Die Spanier kamen nach Amerika und hatten Sex mit jeder einzelnen Frau», worauf ein anderer entgegnete: «Sex? Das war Vergewaltigung». «Episch» kommentierte ein Dritter. Auch rassistische Klischees über Schwarze wurden ungehemmt geteilt. Als ein Mitglied nach einem NBA-Spiel fragte, antwortete Giunta: «Ich würde in den Zoo gehen, wenn ich Affen Basketball spielen sehen will.»
Nachdem die Nachrichten öffentlich wurden, verlor Giunta seinen Job als Personalchef des New Yorker Parlamentsabgeordneten Michael Reilly. Walker wiederum wurde das Angebot entzogen, eine Wahlkampagne zu leiten. Führende Republikaner wie Elise Stefanik (Mitglied des US-Repräsentantenhauses) und Rob Ortt (Mitglied des New Yorker Senats), für den Walker zeitweise arbeitete, reagierten mit Empörung auf die Chats. Ortt erklärte: «Dieses Verhalten ist unentschuldbar und hat in unserer Partei oder im öffentlichen Leben keinen Platz.»
Einige der Beschuldigten baten um Entschuldigung. Giunta selbst sprach von einer «koordinierten Kampagne zur Rufschädigung» und behauptete, Teile der Chats seien manipuliert worden, schrieb aber zugleich: «Es tut mir aufrichtig leid für die verletzenden und unentschuldbaren Äusserungen in den über 28'000 Nachrichten des privaten Gruppenchats.»
Weisses Haus weist Verantwortung zurück
Während die Beschuldigten um Schadensbegrenzung bemüht sind, sehen Beobachter in den Enthüllungen ein strukturelles Problem. Der Soziologe Joe Feagin von der Texas A&M University spricht über die Enthüllungen mit «Politico». Er sieht Symptome einer Verrohung der politischen Kultur, die durch den Einfluss Trumps verstärkt wurde. «Je offener das politische Klima, desto eher fühlen sich Menschen ermutigt, rassistische Witze oder Kommentare zu machen – in der Öffentlichkeit wie im Privaten», sagte Feagin. «Das ist beunruhigend, weil solche Worte einmal zu Taten führen werden.»
Eine Sprecherin des Weissen Hauses, Liz Huston, wies jeden Zusammenhang zwischen der Rhetorik von US-Präsident Donald Trump und den hasserfüllten Chatnachrichten zurück. Sie warf Journalistinnen und Journalisten vor, «linke Aktivisten» zu sein, die Trump zu Unrecht mit einem «zufälligen Gruppenchat» in Verbindung brächten, und beschuldigte demokratische Politiker, selbst «von Mordfantasien» und «Nazivergleichen» besessen zu sein. Huston betonte zudem, niemand sei so sehr Ziel von bösartiger Rhetorik und Angriffen gewesen wie Donald Trump und seine Anhänger.
Verwendete Quellen:
- politico.com: "Private chat among young GOP club members raises concerns about extremism" (Englisch)