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Schule in Belp BE kürzt Ferien von 13 auf 6 Wochen

Schule in Belp BE kürzt Ferien von 13 auf 6 Wochen – das ist der Plan dahinter

04.12.2025, 09:3804.12.2025, 10:10

In der Berner Gemeinde Belp wird ab dem nächsten Sommer der Stundenplan an einer Primarschule radikal umgekrempelt: Neu sollen die Kinder nur noch sechs statt wie bisher 13 Wochen Ferien pro Jahr haben. Dafür sollen sie auch nur noch an vier statt fünf Tagen pro Woche Unterricht haben – jeweils von 8 bis 16.30 Uhr, inklusive Mittagessen.

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Kürzere Woche und weniger Ferien: Eine Schule im Kanton Bern plant eine Innovation.Bild: keystone

Entwickelt wurde das Konzept von Daniela Schädeli, die seit Sommer 2024 die Abteilung Familie und Bildung der Gemeinde leitet. Die Überlegung dahinter ist, dass mit diesem neuen Modell die Kinderbetreuung für Eltern vereinfacht werden könnte. Vor allem das durchgehende Programm von Morgen bis Nachmittag nach dem Vorbild der Tagesschule sei dabei wichtig.

«Wir haben immer mehr Kinder, die viel Zeit an der Tagesschule verbringen», so Schädeli gegenüber der Berner Zeitung. Orientiert man sich an diesem Ansatz, könnten Eltern die Betreuung einfacher planen. Zudem sei es dadurch auch möglich, ganze Schultage mit multidisziplinären Themen zu gestalten.

Zunächst soll der neue Schulplan als Pilotprojekt getestet werden. Die Schule nimmt derzeit Anmeldungen entgegen – gesucht werden sowohl Kinder als auch Lehr- und Betreuungspersonen. Geplant ist eine Klasse mit 18 Kindern, bei mehr Anmeldungen könnte auch eine zweite eröffnet werden.

Tagesschule, Mittagstisch
Beim neuen Projekt in Belp soll es in der Schule auch ein Mittagessen geben.Bild: Keystone

Wie Schädeli ausführt, soll das Konzept laufend weiterentwickelt werden. Dabei sollen Eltern, Lehr- und Betreuungspersonen involviert sein. Eine erste Informationsveranstaltung für Eltern findet diese Woche statt. «Die ersten Reaktionen sind positiv», sagt Schädeli der Berner Zeitung. «Aber es braucht etwas Mut, das ist mir klar.»

Positives Feedback

Schädeli selbst schaut dem Projekt optimistisch entgegen. Auch die kürzeren Ferien sieht sie nicht als Problem. Niemand würde damit etwas verlieren, im Gegenteil: Man erhalte dadurch mehr Freiheit, argumentiert sie. Für Lehrpersonen würde sich die Arbeitsbelastung besser über das ganze Jahr verteilen. Und der zusätzliche freie Tag pro Woche sei nach Einschätzungen der Gemeinde auch für Eltern mit hohem Arbeitspensum «organisierbar».

Auch sonst stösst die Idee derzeit auf Anklang. Die Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern schreibt gegenüber der Berner Zeitung, man begrüsse das Projekt. Dies ermögliche es, «innovative Unterrichtsformen und Schulstrukturen zu erproben, die Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Volksschule generieren können».

Ähnlich sieht dies auch Michelle Jutzi, Forscherin an der Pädagogischen Hochschule. «In einem System, das sich nur schwer bewegt, braucht es Mut, neue Modelle auszuprobieren», sagt sie der Berner Zeitung. Der Bedarf an ganztägigen Betreuungsangeboten steige, gleichzeitig würden Eltern die Kinder nicht möglichst viel abgeben wollen. Der zusätzliche freie Tag sei somit eine Chance für «echte Familienzeit». Zudem sei es auch für Kinder positiv, den ganzen Tag an der Schule zu verbringen. «Diese Kontinuität tut vielen Kindern gut», sagt Jutzi. Und für Lehrpersonen verschiebe sich einfach ein Teil der heute in die Ferien eingeplanten Arbeit auf einen fixen Vorbereitungstag.

Projekt ohne Risiken

Trotzdem warnt Jutzi auch, dass das neue Modell gewisse Risiken bergen könne, die beachtet werden müssten. So brauche es bei der längeren gemeinsamen Zeit der Kinder viel Absprache und es brauche genaue Beobachtung – etwa bei möglichen Mobbingsituationen. Die Mitarbeitenden sollten deswegen besonders gut sensibilisiert werden.

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Das Pilotprojekt soll mindestens drei Jahre dauern. Nach anderthalb Jahren soll die Pädagogische Hochschule Bern evaluieren. Fällt das Fazit positiv aus, wird der Versuch auf sechs Jahre ausgeweitet. Erst in einem weiteren Schritt würde eine Gesetzesänderung zum Thema werden – so müsste der Kanton sein Volksschulgesetz ändern, damit solche Pläne definitiv umgesetzt werden können. (dab)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jackie Brown
04.12.2025 09:49registriert Oktober 2022
Ich verstehe die zugrundeliegenden Überlegungen dieses Projektes natürlich. Und sicherlich hat es auch Vorteile. Wenn ich aber von der Kinderseite schaue, was gab es schöneres in der Kindheit als die langen Sommerferien? Einfach mal ausspannen und in den Tag hinein leben. Das fehlt diesen Kindern dann sicher.
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Xicotencatl Axayacatl
04.12.2025 10:12registriert August 2024
Kinder machen in diesen Jahren eine enorme Entwicklung durch. Sie brauchen Erholung, Zeit zum spielen, Zeit ohne Leistungsdruck und ohne formellen Input. Jeder weiss wohl aus eigener Erfahrung, dass 2 Wochen Ferien eine ganz andere Erholung bieten, als ein freier Tag pro Woche. Kürzlich wurde gejammert, die Schule sei strenger und schwieriger geworden. Wieso gönnt man den Kindern nicht einmal frei? Ausserdem: Wie soll das im Sommer gehen, mit Temperaturen über 30 Grad?
Wer Kinder will, muss halt Opfer bringen, auch im Job. Kinder haben Bedürfnisse und sind keine Lifestyle-Accessoires.
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Max Dick
04.12.2025 10:20registriert Januar 2017
Nur 6 Wochen Ferien als Kind und Jugendlicher? Muss der Horror sein.
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