Die Navy Seals gelten als eine der härtesten Elite-Einheiten der Welt. Die US-Kämpfer geniessen einen ausgezeichneten Ruf. Nicht zuletzt, weil sie Osama Bin Laden zur Strecke brachten.
Doch nun hat die Webseite The Intercept ein Dokument veröffentlicht, das ordentlich am Image der Spezialeinheit kratzt. Im Report geht es unter anderem um Enthauptungen, Folter und um einen skurrilen Streit um Buchrechte. Im Zentrum steht dabei die Einheit «Seal Team 6».
Die Vorwürfe sind heftig, wurden jedoch genau recherchiert. Der Reporter Matthew Cole führte langjährige Recherchen durch und hielt mit rund einem Dutzend Zeugen Interviews. Cole hielt aber auch fest, dass die meisten Mitglieder der Seals ehrliche und tapfere Kämpfer seien.
Begonnen hat das Grauen demnach im Jahr 2004 in Afghanistan, als ein US-Leutnant mit dem Stiefel auf den Kopf eines verstorbenen Zivilisten stand. Es war dies ein Racheakt für einen verstorbenen Kollegen, der von den Taliban getötet wurde. Eine Drohne filmte damals, wie ein Extremist dem Amerikaner den Kopf abschnitt.
Das Video dieser Enthauptung verbreitete sich unter den Seals und löste bei vielen ein Trauma aus. Die Moral sank und in den Camps der US-Kämpfer verbreitete sich eine neue Mode: Die Mitglieder der Spezialeinheit reichten sich regelmässig sogenannte «Kriegs-Pornos» herum. Clips, in denen zu sehen ist, wie Feinde verbluten und sterben.
Die Führungskräfte der Soldaten liessen den makaberen Zeitvertreib offenbar weitestgehend zu.
Doch das war erst der Anfang. In den Lagern machte sich eine sadistische Kultur breit. Wie im Bericht von Matthew Cole steht, dürften sich bei den Einsätzen der Seals in Afghanistan unter anderem folgende Gräueltaten zugetragen haben:
Auch die Tötung von Osama Bin Laden soll alles andere als eine Heldengeschichte gewesen sein. Nach dem Einsatz brach zwischen zwei Seals-Mitglieder darüber ein Streit aus, wer den Terrorführer tatsächlich umgebracht hat.
Beide Kämpfer schrieben nach jenem Einsatz im Jahr 2011 ein Buch über die Tötung Bin Ladens. Angeblich brüllten sie sich bereits Tage vor der Kommandoaktion an und stritten über Buch- und Filmrechte. Besonders pikant: Die beiden Soldaten waren derart heiss darauf, Osama Bin Laden zu töten, dass sie sich beim Einsatz nicht mehr an ihre Position hielten. Nur um als Erster beim Drahtzieher der 9/11-Anschläge zu sein.
Der Kämpfer, der letzten Endes für den tödlichen Schuss verantwortlich gewesen sein soll, gab später an, dass er den Kopf Bin Ladens mit der Canoeing-Praxis spaltete. Zum Magazin Esquire sagte er: «Seine Stirn sah grauenhaft aus, sie klaffte auseinander wie ein V.» (cma)
>>> Hier geht es zur ausführlichen Recherche von «The Intercept»