Die jährliche Rede zur Lage der Nation des amerikanischen Präsidenten ist auch ein Sicherheitsrisiko für die Vereinigten Staaten. Denn im Kongress sind dann neben Joe Biden und seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris und der Parlamentssprecher zur gleichen Zeit anwesend – was selten der Fall ist.
Wenn, wie in der Netflix-Serie «Designated Survivor» mit Kiefer Sutherland gezeigt, ein Anschlag auf das Parlamentsgebäude verübt würde und die Regierungsmitglieder nicht mehr handlungsfähig wären, braucht es einen Ersatz. Dieser «vorbestimmte Überlebende» ist meistens ein Kabinettsmitglied. Dessen Name wird kurz vor der Rede veröffentlicht.
Während der Ansprache wird diese Person an einem geheimen Ort versteckt, schwer bewacht vom Secret Service. Sollten Präsident und Stellvertreter bei der Rede ums Leben kommen, werden dieser Person automatisch die Regierungsgeschäfte übertragen.
Dieses Jahr ist der «Designated Survivor» Bildungsminister Miguel Cardona. Der 48-Jährige sass am Donnerstagabend (Ortszeit) nicht im Publikum im US-Kongress.
Im vergangenen Jahr war es Arbeitsminister Marty Walsh, der ausgewählt wurde, im Notfall einspringen zu müssen. «Ich wusste nicht einmal, wohin ich gebracht wurde», beschrieb er seine Erfahrung. «Gnade Gott, wenn etwas passiert, aber es gibt so einen Moment, in dem man darüber nachdenkt», sagte er der «Washington Post».
Die Idee, eine Person für den Notfall zu bestimmen, stammt aus der Zeit des Kalten Krieges. Durch die atomare Bedrohung hatte es, so das US-Magazin «Newsweek», mehrere Szenarien gegeben, wie bei einem Angriff die Regierungsgeschäfte weitergeführt werden können.
Nicht jeder ist dafür geeignet: Um im Fall der Fälle die Amtsgeschäfte übernehmen zu können, muss die Person rechtlich in der Lage sein, Präsident der Vereinigten Staaten sein zu können – also zum Beispiel in den USA geboren sein. Das Mindestalter beträgt 35 Jahre. In den meisten Fällen sind es Kabinettsmitglieder, die die Sonderrolle zugeteilt bekommen, meistens aus dem Landwirtschafts- oder Innenministerium.