Am Anfang stand Filmmogul Harvey Weinstein. Er hat mit seinem perversen Verhalten die MeToo-Bewegung ausgelöst. Diese hat inzwischen zahlreiche Politiker, Businessgrössen und Showstars entlarvt. Einer ist jedoch bisher weitgehend verschont geblieben: der Milliardär Jeffrey Epstein.
Dabei ist Epstein Mittelpunkt eines der vielleicht grössten Sex-Skandale der jüngeren Vergangenheit in den USA. Der inzwischen 66-jährige Hedge-Fund-Manager soll über Jahre hinweg einen Ring von minderjährigen Mädchen organisiert haben, die nicht nur ihm, sondern auch seinen teils sehr mächtigen Freunden zur Verfügung standen. Einige der Mädchen waren erst 13 Jahre alt. Am Wochenende ist Epstein in New York verhaftet worden.
Epstein hat seine Karriere als Investmentbanker bei Bear Stearns begonnen. Nach sechs Jahren gründete er seinen eigenen Fund und verdiente damit einen Haufen Geld. Sein Vermögen wird auf mehrere Milliarden geschätzt. Zu seinen Kunden gehörten unter anderem Leslie Wexner, der Besitzer der bekannten Damenunterwäsche-Kette Victoria’s Secret.
Epstein war nicht nur geschäftlich, sondern auch sozial erfolgreich. Er gehörte bald zu den besseren Kreisen New Yorks. Seine Partys in seiner riesigen Villa an der Upper East Side in Manhattan wurden legendär. Vor allem ältere Männer genossen die Nähe zu Epstein. Er war stets von jungen und hübschen Mädchen umgeben.
Seine Freunde durften in seinem Privatjet mit ihm auf seine Insel in der Karibik oder sein Anwesen in Florida fliegen. Der Jet trug den sinnigen Titel «Lolita Express».
In den Privatjet eingeladen wurden unter anderen Ex-Präsident Bill Clinton, der britische Prinz Andrew und Hollywood-Star Kevin Spacey. Sie alle waren Teilnehmer an einem mehrtägigen Trip durch Afrika.
Auch Donald Trump war ein Fan von Epstein. Er sei ein «toller Typ», erklärte er einst gegenüber dem «New York»-Magazin. Er kenne ihn seit 15 Jahren und es sei sehr lustig in seiner Gegenwart. «Man sagt, er liebe wie ich schöne Frauen, und sie seien eher auf der jüngeren Seite.»
Die Mädchen, die Epstein und seinen Freunden sexuell zur Verfügung stehen mussten, stammten meist aus armen Verhältnissen oder wurden gar auf der Strasse aufgelesen. Sie wurden darin unterrichtet, wie sie die sexuellen Bedürfnisse Epsteins und seiner Freunde zu befriedigen hatten.
Organisiert wurde der Sex-Sklaven-Ring von Ghislaine Maxwell, der Tochter des unter mysteriösen Umständen verstorbenen ehemaligen britischen Medien-Tycoons Robert Maxwell. Auch gegen sie soll ein Strafverfahren laufen. Sie bestreitet jegliche Beteiligung am Sex-Ring.
Das bunte Treiben des Jeffrey Epstein blieb nicht unbemerkt. Mehrere Mädchen reichten Klage gegen ihn ein. Bereits 2008 wurde Epstein deswegen angeklagt. Nun zeigte es sich aber, dass es sich auszahlt, wenn man a) reich ist und b) Freunde in hohen Regierungsfunktionen hat.
Die Klage gegen Epstein wurde von Alexander Acosta geleitet. Er war damals Staatsanwalt des Southern District of Florida. Heute ist er Arbeitsminister im Kabinett von Trump. Acosta sorgte für einen Deal, der zu einer lächerlich milden Strafe gegen Epstein führte. Vor allem sorgte Acosta dafür, dass Epsteins Machenschaften nicht an die Öffentlichkeit gelangten, und dass die Opfer keine Möglichkeit mehr hatten, weitere Klagen einzureichen.
Hartnäckige Recherchen des «Miami Herald» sorgten dafür, dass nun trotzdem Licht in die schmutzige Affäre gelangte. Epstein wollte dies mit einem hochkarätigen Team von Anwälten verhindern.
Zu diesem Team gehört unter anderen der emeritierte Harvard-Professor Alan Dershowitz. Dershowitz tritt beinahe täglich als Trump-Verteidiger auf Fox News auf. Er soll nicht nur juristischen Beistand geleistet, sondern auch von den sexuellen Angeboten profitiert haben. Das dementiert er allerdings vehement.
Auch Kenneth Starr, der ehemalige Sonderermittler gegen Bill Clinton, gehört zu Epsteins juristischem Team. Mit vereinten Kräften schien es zunächst zu gelingen, den Skandal in Florida zu vertuschen.
Doch nun hat sich die Staatsanwaltschaft von New York der Sache angenommen. Ihr liegen neue Zeugenaussagen von Opfern vor. Sie hat deswegen Epstein verhaften und seine Villa durchsuchen lassen. Epstein muss noch diese Woche vor dem Richter erscheinen. Er muss befürchten, dass das Verfahren neu aufgerollt wird. Sollte er schuldig gesprochen werden, droht im eine Gefängnisstrafe von bis zu 45 Jahren.
Bisher ist Epstein von der Justiz sehr sanft angefasst worden. Die in Florida ausgesprochene Strafe sei «geradezu krankhaft milde ausgefallen», sagt Ben Sasse, republikanischer Senator aus Nebraska. «Gerechtigkeit hängt nicht vom Bankkonto ab», so Sasse weiter. «Dieser Milliardär darf nicht ungestraft davon kommen, weil er grosse Schecks ausstellen kann. Das Justizdepartement muss hier für Gerechtigkeit sorgen.»
Nein (mit drei Ausrufezeichen). Falls die MeeToo Bewegung Opfer gefordert haben sollte, dann würden Sie diese unter der grossen Mehrheit der anständigen Männer finden.
Was Sie ansprechen, ist die Entlarvung von Widerlingen, welche Ausbeutung und Erniedrigung von Sexobjekten (aka. Frauen, Jünglingen und Kindern) kraft ihrer Macht und ihrer Finanzkraft scham- und skrupellos durchzogen. Das sind niemals Opfer, sondern nur Täter.
So schnell macht man aus Tätern Opfer!