International
USA

Zollstreit: Jetzt wird Infantino als Fürsprecher der Schweiz aktiv

FIFA President Gianni Infantino, center, Switzerland's soccer federation president Dominique Blanc, left, and Swiss Federal Councilor Guy Parmelin, right, react before the UEFA Nations League soc ...
Guy Parmelin (rechts) besuchte im vergangenen November mit Gianni Infantino (Mitte) ein Fussballspiel im Zürcher Letzigrund.Bild: keystone

Infantino läuft im Bundeshaus direkt ins Büro von Parmelin – das steckt dahinter

Der Bundesrat kämpft um eine Senkung der sehr hohen US-Zölle. Jetzt wird Fifa-Präsident Infantino als Fürsprecher der Schweiz aktiv.
11.09.2025, 19:2511.09.2025, 19:25
Francesco Benini / ch media
Mehr «International»

Nachdem Donald Trump einen Zoll von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz verhängt hatte, meinten Politiker der SVP und der vormalige Diplomat Thomas Borer: Fifa-Präsident Gianni Infantino könnte beim amerikanischen Präsidenten ein gutes Wort für die Schweiz einlegen.

Jetzt hat Infantino Bundesrat Guy Parmelin getroffen. Der Präsident des Weltfussballverbandes und der Wirtschaftsminister begegneten sich am Mittwochnachmittag im Bundeshaus Ost. Das Wirtschaftsdepartement bestätigte eine entsprechende Meldung von Radio SRF.

Es wurden keine Anstrengungen unternommen, das Treffen geheim zu halten. Infantino und Parmelin hätten zusammenkommen können, ohne dass jemand davon erfahren hätte. So war es aber nicht.

Das lässt die Deutung zu: Parmelin will der Öffentlichkeit signalisieren, dass er in seinem Kampf für einen tieferen Zoll nichts unversucht lässt. Zugleich kann er der amerikanischen Regierung zeigen: Gianni Infantino ist geeignet als Vermittler, denn er unterhält Kontakte zum Bundesrat.

In der Waadt wohnte Infantino in Parmelins Nachbardorf

Der Oberwalliser kennt Parmelin schon lange. Einst wohnten sie im Waatdland nicht weit voneinander entfernt, und beide waren als Fussballschiedsrichter aktiv. Heute verfolgen sie manchmal gemeinsam Fussballspiele. Man sah Parmelin und Infantino im vergangenen November auf einer Tribüne im Zürcher Letzigrundstadion, wo sie das Spiel zwischen der Schweiz und Serbien sahen.

Infantino steht in regelmässigem Austausch mit Donald Trump. Der Fifa-Präsident war eingeladen zur Amtseinführung im vergangenen Januar. Der Weltfussballverband hat sich eingemietet im Trump Tower in New York. Infantino und Trump reden oft über die Weltmeisterschaft, die 2026 in den USA, Kanada und in Mexiko gespielt wird. Infantino begleitete Trump im Mai sogar auf dessen Reise nach Katar und Saudi-Arabien – und traf darum verspätet am Fifa-Kongress in Paraguay ein. Das trug ihm scharfe Kritik von Funktionärskollegen ein.

KEYPIX - President Donald Trump holds a photo of himself with Russian President Vladimir Putin as FIFA President Gianni Infantino watches during an announcement in the Oval Office of the White House,  ...
Infantino steht in regelmässigem Austausch mit Donald Trump.Bild: keystone

Beobachter sagen: Infantino wolle die Gelegenheit nutzen, um sein Ansehen in der Heimat zu verbessern. Der Ruf der Fifa ist beschädigt. Für Kritik sorgen unter anderem die zunehemend aufgeblähten Wettberbe und Infantinos Nähe zu Diktatoren. Als vor drei Jahren das Gerücht kursierte, dass die Fifa den Hauptsitz in Zürich aufgeben könnte, waren die Reaktionen in der Schweiz verhalten. Nun kann Infantino dem Land einen Dienst erweisen. Mit seinem Besuch des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes im Glarnerland Ende August demonstrierte er Nähe zu Schweizer Traditionen.

Durchbruch im Zollstreit soll bis Ende Oktober gelingen

Urs Wiedmer, Sprecher des Wirtschaftsdepartementes, erklärt: «Herr Infantino hat weder ein Mandat des Bundesrates noch von Bundesrat Guy Parmelin, um mit der amerikanischen Regierung zu verhandeln. Verhandlungen sind einzig dem Bundesrat und den zuständigen Departementen vorbehalten.»

Ein Mandat braucht Infantino allerdings gar nicht. Er verhandelt nicht mit Trump über den neuen Vorschlag des Bundesrates zur Senkung der Zölle. Aber er kann dem US-Präsidenten sagen, dass Guy Parmelin ein great guy sei und ein Treffen mit ihm lohnenswert wäre.

Infantino würde dabei nicht den Eindruck erwecken, dass er aus Eigeninteresse handelt. Anders als der Uhrenkonzern Rolex, dessen Schweizer Chef Jean-Frédéric Dufour den amerikanischen Präsidenten an das Finale des Tennisturniers US Open einlud, ist die Fifa vom Zollhammer nicht betroffen.

Bundesrat Parmelin reiste vor einer Woche nach Washington und traf sich mit Mitgliedern der US-Regierung. Ein Durchbruch gelang dem Wirtschaftsminister dabei noch nicht. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte der amerikanische Finanzminister Scott Bessent in Aussicht gestellt: Die Verhandlungen mit Ländern, mit denen die USA noch keine Einigung erzielt hätten, sollen bis Ende Oktober abgeschlossen werden. Vielleicht ist dabei nun die Fürsprache des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino hilfreich. (bzbasel.ch)

Mehr zum Zoll-Streit mit den USA:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
26 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ImmerMitderRuhe
11.09.2025 19:57registriert Februar 2023
Wenn der Bundesrat aufläuft, soll es der FIFA Präsident richten. Irgendwie eine politische Bankrotterklärung.
883
Melden
Zum Kommentar
avatar
Phallumegaly
11.09.2025 19:29registriert Mai 2017
An dem ist so vieles falsch…😩
763
Melden
Zum Kommentar
avatar
Der Lette
11.09.2025 19:44registriert Juni 2024
Ob Infantino der letzte Strohhalm ist an den man sich klammern kann?
Vielleicht kann Peach Weber weiterhelfen, wenn Infantino nicht erfolgreich ist. (Entschuldige Peach, aber du bist mir gerade in den Sinn gekommen).
612
Melden
Zum Kommentar
26
Über 300 festgenommene Südkoreaner aus US-Haftzentrum entlassen
Insgesamt 316 südkoreanische Staatsbürger wurden rund eine Woche nach ihrer Festnahme auf dem Werksgelände des Autobauers Hyundai freigelassen.
Zur Story