Die US-Amerikanerin Laila Mickelwait (38) hat sich den Kampf gegen die Pornoseite Pornhub auf die Fahne geschrieben. Als Gründerin einer Organisation, die sich gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung einsetzt, ist ihr das Pornogeschäft ein Dorn im Auge. Im Interview mit dem «Blick» legt Mickelwait ihre Gründe dar. Das sind die interessantesten Aussagen.
«In der Schweiz genauso wie in jedem anderen Land der Welt ist Pornhub die beliebteste und grösste Porno-Website. Doch Pornhub ist ein Unternehmen, das die Vergewaltigung, den Handel und den Missbrauch von Frauen und Kindern ermöglicht und nutzt, um finanziell davon zu profitieren. Dafür müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir sollten diesen Raubtieren nicht bloss auf die Finger klopfen. Das Ausmass der Ausbeutung, an dem Pornhub beteiligt ist, übertrifft das der berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein oder Harvey Weinstein bei weitem. Die vielen Opfer, deren Leben zerstört wurden, verdienen eine starke und entschlossene Reaktion. Sie verdienen Gerechtigkeit.»
«Ein 15-jähriges Mädchen aus Florida wurde vor kurzem für ein Jahr vermisst und ist dann in 58 Videos auf Pornhub aufgetaucht. Jemand hatte ihrer Mutter einen Tipp gegeben, so wurde das Mädchen gefunden und der Menschenhändler festgenommen. BBC berichtete kürzlich, dass die damals 14-jährige Rose Kalemba mit einem Messer bedroht, entführt und zwölf Stunden lang vergewaltigt wurde. Videos ihrer Folter wurden auf Pornhub hochgeladen. Ein anderes, ebenfalls 14-jähriges Mädchen aus Kalifornien wurde von einer älteren Verwandten vergewaltigt und die Videos davon auf Pornhub hochgeladen. Die «Sunday Times» beispielsweise berichtete, dass sie innerhalb von Minuten Dutzende illegaler Videos auf Pornhub gefunden hat. Die Internet Watch Foundation in Grossbritannien untersuchte und bestätigte 118 Fälle von Vergewaltigung und Ausbeutung von Kindern auf Pornhub, von denen fast die Hälfte Missbrauch der Kategorie A (Penetration und Sadismus) war.»
«Pornhub sagte in seinem eigenen Verteidigungs-Statement gegen meine Kampagne, dass es ein Team von Moderatoren gibt, die jedes Video beim Hochladen überprüfen und manuell genehmigen. Das bedeutet: Entweder lügt Pornhub, oder Pornhub hat Mitarbeiter, die sich die Vergewaltigungen von Kindern ansehen und sie willentlich freischalten, um mit den Anzeigen, die sie dazu schalten können, Geld zu verdienen. Beides ist nicht akzeptabel.»
«Es ist ein schweres und einzigartiges Trauma, das Frauen und Kinder erleiden, wenn ihre schrecklichsten Momente auf Pornoseiten hochgeladen werden. Weil damit Millionen von Menschen die Möglichkeit haben, diesen traumatischen Moment herunterzuladen, zu besitzen und jederzeit wieder auf eine Seite hochzuladen. Der Missbrauch wird für immer im Internet weiterleben, und Menschen werden dazu masturbieren. Was Pornhub damit ermöglicht, ist eine Form von Terror gegen diese Frauen und Kinder. Es verhindert, dass die Betroffenen das hinter sich lassen und Heilung finden können.»
«Dieser Kampf ist voller Hoffnung! Das ist die grösste Petition zur Bekämpfung von Menschenhandel, die jemals existiert hat. Wir haben in sehr kurzer Zeit unglaubliche Erfolge erzielt. Mehrere Regierungsbeamte und Gesetzgeber fordern Ermittlungen auf Bundesebene gegen Pornhub und seine Muttergesellschaft Mindgeek wegen Mitschuld am Sexhandel. Strafverfolgungsbehörden sowie Politiker, Künstler, Anwälte, Überlebende und normale Bürger wurden mobilisiert.»
«Meine Kampagne hat nichts mit dem Verbot von Pornos zu tun. Ich will Vergewaltigung, Missbrauch und den Handel damit stoppen.»
Hier geht's zum ganzen Interview mit Laila Mickelwait.
(rst)
Konsequente Strafverfolgung von illegalen Inhalten wäre wünschenswert. weltweit, egal ob es nun ein User aus Bümpliz, Oklahoma, Nairobi oder Port Moresby ist.
Heute geht es nur noch um möglichst viel Traffic und damit verbundenen Werbeeinnahmen, Verantwortungsbewusstsein muss da weiter hinten anstehen.
Es braucht einfach einen rechtlichen Rahmen, der die Betreiber für die Inhalte die sie publizieren verantwortlich macht.