Kampf gegen Raucher: An diesen Bahnhöfen ziehen die SBB die Schraube an
Die Regeln fürs Rauchen in den Schweizer Bahnhöfen sind klar: Grundsätzlich sind diese rauchfrei. Rauchen ist nur in klar gekennzeichneten Bereichen erlaubt. Diese Regel hat der Branchenverband öffentlicher Verkehr (VöV) Mitte 2019 in Kraft gesetzt. Maximal zwei Raucherbereiche pro Perron gibt es seither.
Doch Rauchen ist eine Sucht, und Süchtige halten sich nicht immer an die Regeln. Viele ignorieren die markierten Raucherbereiche und paffen auf der ganzen Länge des Perrons oder gar in den überdachten Bereichen. Das wiederum sorgt für vermehrt für Reklamationen von Nichtrauchenden.
Nun testen die SBB, wie die Einhaltung der Regeln besser gewährleistet werden könnte. Dazu führen sie an fünf Bahnhöfen einen Test durch, nämlich in Solothurn, Biel BE, Burgdorf BE, La Chaux-de-Fonds NE und Zürich Hardbrücke.
Regeln werden kaum befolgt
An diesen Bahnhöfen werden die Reisenden nun von neuen Plakaten begrüsst. «Dies ist ein rauchfreier Bahnhof», heisst es dort in grosser Schrift. «Zur Verbesserung der Sauberkeit und aus Rücksichtnahme auf Nichtrauchende ist das Rauchen an diesem Bahnhof nicht gestattet. Das gilt auch für den Gebrauch von E-Zigaretten.» Rauchen sei nur bei den Aschenbechern erlaubt.
Ein Augenschein von CH Media am Bahnhof Zürich Hardbrücke zeigt, dass auf den Perrons bei vielen Abfallkübeln die Aschenbechern entfernt oder abgedichtet wurden. Doch es zeigt sich auch: Nicht alle Raucherinnen und Raucher befolgen die Anweisung. Statt den Raucherbereich zu nutzen, drücken viele ihre Zigarette stattdessen auf dem Dach normaler Abfallkübel aus und lassen sie dort liegen. Andere zünden sich weit weg vom Raucherbereich eine Zigarette an.
SBB-Sprecherin Fabienne Thommen sagt, der Test laufe während sechs Monaten. Es handle sich um eine «Sensibilisierung», mit der auf das Rauchverbot hingewiesen und die Raucherzonen «noch etwas sichtbarer gemacht» werden sollen. Ziel sei es, die Einhaltung der Regeln zu fördern. Die Auswahl der Bahnhöfe basiere auf gehäuften Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden zum Thema Rauchen am Bahnhof.
Hohe Kosten für die Bahn
Es scheine, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens generell abnehme, sagt Thommen. Dementsprechend gebe es Reklamationen seitens der Kundschaft. Die Anzahl variiere je nach Saison und belaufe sich auf ungefähr drei bis vier pro Woche. Eine Anpassung der geltenden Regeln sei aktuell aber nicht geplant.
Passivrauchen am Bahnhof ist für viele nicht nur störend, etwa wegen des Geruchs, der in den Kleidern hängen bleibt, sondern auch gesundheitsschädigend. An stark frequentierten Bahnhöfen gibt es gleichzeitig oft kein Entkommen vor den Rauchschwaden. Auch deshalb wurden 2019 die neuen Regeln eingeführt. Denn bei einer Umfrage ein Jahr zuvor hatte sich eine überwiegende Mehrheit der Reisenden strengere Massnahmen gewünscht.
Das Thema Rauchen sei ein «Dauerthema», teilte der VöV damals mit.
Tatsächlich sind die Gleise in Bahnhöfen oft mit Zigarettenstummeln übersät – und diese müssen kostspielig manuell entfernt werden.
Hoher Raucheranteil in der Schweiz
Das Rauchen im öffentlichen Raum sorgte zuletzt auch am Flughafen Zürich für Diskussionen. Dort sind die Raucherzonen gleich bei den Eingängen angelegt, sodass auch Nichtrauchende die Rauchschwaden abbekommen. Claudia Künzli, Bereichsleiterin Prävention bei der Lungenliga, forderte unlängst gegenüber CH Media, dass diese Zonen weiter weg positioniert werden sollen.
«Passivrauch ist schädlich, da sich dieser aus praktisch identischen toxischen und krebserregenden Stoffen zusammensetzt wie der Tabakrauch», sagt Künzli. Im Aussenbereich sei die Schadstoffkonzentration zwar weniger hoch, aber nach wie vor gesundheitsbelastend.
Zuletzt hat etwa der Kanton Genf seine Gesetze verschärft. Seit Anfang Jahr gilt dort ein Rauchverbot zum Teil auch an öffentlich zugänglichen Orten im Freien wie an Bushaltestellen, Spielplätzen und Schulen. Es drohen Bussen bis zu 1000 Franken. Und in Zürich-Seebach verbietet der Eigentümer eines neuen Hochhauses das Rauchen in einem 8-Meter-Radius rund um das Gebäude.
Gemäss Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konsumieren derzeit 25,3 Prozent der Schweizer Bevölkerung im Alter von über 15 Jahren Tabakprodukte. Die Schweiz hat damit eine eher hohe Rate an Raucherinnen und Rauchern. In Grossbritannien (12,5 Prozent), Deutschland (19,7 Prozent) oder in den USA (23,6 Prozent) werden weniger Tabaknutzer registriert, in Spanien oder Frankreich hingegen mehr.
In den vergangenen Jahren nahm der Anteil der Raucherinnen und Raucher hierzulande ab. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik konsumierten im Jahr 1997 noch 39,1 Prozent der Männer und 27,8 Prozent der Frauen Tabakprodukte. Im Jahr 2022 waren es noch 27,1 respektive 20,8 Prozent, der tiefste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1992. (aargauerzeitung.ch)