Wenn es darum geht, seine «America first»-Politik umzusetzen, setzt US-Präsident Donald Trump seit dem ersten Tag seiner zweiten Amtszeit auf Präsidialerlasse. Mit diesem Instrument krempelt er die USA seit gut einem halben Jahr um – und scheut dabei auch vor symbolischen Massnahmen nicht zurück. So liess er den Golf von Mexiko per Dekret in Golf von Amerika umbenennen. Dem Mount Denali gab er seinen alten Namen zurück. Nun heisst der mächtige Berg in Alaska wieder Mount McKinley – trotz zahlreichen Protests von prominenten Einwohnern des US-Bundesstaats.
Nun will Trump sogar eine Football-Mannschaft dazu zwingen, wieder ihren alten Namen anzunehmen. Der US-Präsident drohte am Sonntag den Washington Commanders, den Bau eines neuen Football-Stadions in Washington zu verhindern, wenn das Team der National Football League (NFL) seinen Namen nicht ändert: «Wenn sie den Namen nicht wieder in den ursprünglichen Namen 'Washington Redskins' ändern und den lächerlichen Namen 'Washington Commanders' loswerden, werde ich ihnen keinen Vertrag für den Bau eines Stadions in Washington geben», schrieb Trump in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social.
Das American-Football-Team hiess noch bis zum Jahr 2020 Washington Redskins. Doch schliesslich gaben die Eigentümer des Klubs, auch nach Druck von prominenten Sponsoren, den Namen auf. Zuvor war die Mannschaft bereits jahrzehntelang dafür kritisiert worden, da es sich bei dem Beinamen Redskins (Rothäute) um eine rassistische Bezeichnung für die indigene Bevölkerung Nordamerikas handele.
Der Begriff Redsksins wird unter anderem mit dem Mord an der indigenen Bevölkerung in der US-Geschichte in Verbindung gebracht. Er steht aber auch allgemein für eine abwertende Bezeichnung Indigener.
Trump hatte bereits früher eine Rückkehr zum Namen Redskins gefordert. Auch bei den Cleveland Guardians fordert er die Rückkehr zum alten Namen – das Baseballteam aus der Major League Baseball (MLB) hiess früher Cleveland Indians.
Auffällig ist allerdings, dass Trump zuletzt jedoch in versöhnlichen Tönen von den Washington Commanders gesprochen hatte. Noch vor zwei Wochen sagte er, er hätte die Umbenennung zwar nicht vorgenommen, aber: «Ach, wisst ihr, Erfolg lässt doch alles besser klingen. Wenn sie also ein Gewinnerteam werden sollten, dann klingt auch der Name Commanders richtig gut», sagte er vor Reportern.
Den Besitzer der Commanders, der US-Milliardär Josh Harris, hatte Trump erst im Mai im Weissen Haus empfangen. Gemeinsam mit NFL-Boss Roger Goddell stellten sie gut gelaunt die Pläne für den NFL-Draft vor, der jährlichen Auswahl von Amerikas besten Nachwuchsspielern im Football. Der Draft soll 2027 in der Hauptstadt Washington stattfinden, unweit von Trumps Amtssitz.
Liberale US-Medien vermuten hinter der plötzlichen Attacke ein Ablenkungsmanöver des Präsidenten. «Der Präsident schikaniert jetzt Sportteams, um von dem desaströsen Umgang seiner Regierung mit dem Fall Epstein abzulenken», schrieb das Magazin «Rolling Stone». Vor wenigen Tagen erst hatte die «New York Times» pikante Details aufgedeckt, demnach soll die Verbindung zwischen dem aktuellen Präsidenten und dem verurteilten Sexualstraftäter Epstein enger gewesen sein, als Trump zugeben möchte.
Allerdings beruft Trump sich bei seiner Forderung nach einer Umbenennung des NFL-Teams auch auf die Unterstützung von indigenen Interessengruppen – ohne Belege. «Unser grossartiges Indianer-Volk steht in grosser Zahl dahinter. Ihr Erbe und Ansehen wird ihnen systematisch genommen», schrieb er.
Fakt ist, dass führende Organisationen für die Rechte indigener Völker den Namen Redskins ablehnen, darunter der einflussreiche National Congress of American Indians. Allerdings unterstützt auch mindestens eine Gruppierung, die Native American Guardian's Association, den Namen Redskins und die «respektvolle Verwendung von indianischen Namen und Bildern im Sport, in der Bildung und im öffentlichen Leben».
Die Washington Commanders waren 1997 von Washington in den Vorort Landover umgezogen, wollen jetzt aber in die Hauptstadt zurückkehren und dort ein neues Stadion bauen. Die neue Spielstätte soll bis 2030 fertig werden und rund 3,7 Milliarden US-Dollar kosten – eine Milliarde davon soll die Hauptstadt Washington, D.C. übernehmen. Ob Trump den Vertrag darüber, der noch in der Amtszeit von Joe Biden vom US-Kongress abgesegnet wurde, stoppen kann, ist fraglich. Eigentümer Josh Harris hatte bereits in der Vergangenheit stets betont, dass eine Rückbenennung seines Teams in Washington Redskins für ihn nicht infrage kommt.