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Weisser Mann erschiesst drei Schwarze in Florida

Law enforcement officials investigate the scene of a mass shooting at a Dollar General store, Saturday, Aug. 26, 2023, in Jacksonville, Fla. (AP Photo/John Raoux)
FBI am Tatort.Bild: keystone

«Ekelhafte Ideologie des Hasses» – weisser Mann erschiesst drei Schwarze in Florida

27.08.2023, 07:1827.08.2023, 16:29

Ein neues Hassverbrechen erschüttert die USA: Ein weisser Mann hat in einem Geschäft in Jacksonville im Bundesstaat Florida drei schwarze Menschen erschossen. Die Polizei sprach am Samstagabend (Ortszeit) von einer rassistisch motivierten Tat. Der mutmassliche Schütze habe mehrere Manifeste hinterlassen. «Er hasste schwarze Menschen», sagte der Sheriff von Jacksonville, T.K. Waters. Die Polizei beschrieb den Schützen als weissen Mann Anfang 20. Den Angaben nach tötete er zwei Männer und eine Frau und nahm sich anschliessend selbst das Leben.

Waters sagte, der Täter habe eine schusssichere Weste und eine Maske getragen und sei mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet gewesen. Man stehe noch ganz am Anfang bei den Ermittlungen, viele Fragen seien noch offen.

Der Schütze habe bei seinen Eltern gewohnt. Kurz vor der Tat habe der junge Mann seinem Vater eine Nachricht geschickt und ihn aufgerufen, seinen Computer zu checken. Die Eltern hätten kurz darauf die Polizei verständigt - zu dem Zeitpunkt sei der Schütze aber bereits am Tatort gewesen und habe Schüsse abgegeben. Er habe mehrere Manifeste verfasst: für seine Eltern, für Medien und für Ermittler. Darin habe er eine «ekelhafte Ideologie des Hasses» festgehalten, sagte Waters.

«Er hatte es auf Schwarze abgesehen»

«Er hatte es auf eine bestimmte Gruppe Menschen abgesehen, und das waren Schwarze», betonte der Sheriff, der selbst schwarz ist. «Dies war, offen gesagt, ein Wahnsinniger, der beschloss, andere zu töten.» Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass der Mann irgendeiner Gruppe angehört habe. Er habe alleine gehandelt. «Dies ist ein düsterer Tag in der Geschichte von Jacksonville», sagte Waters. Der Hass, der den Täter angetrieben habe, mache die Attacke noch herzzerreissender. Zur genauen Identität des Täters und der Opfer äusserte sich die Polizei zunächst nicht.

Die Bürgermeisterin von Jacksonville, Donna Deegan, sagte, auf einer Waffe des Schützen sei ein Hakenkreuz zu sehen gewesen. «Dies war ein hasserfülltes Verbrechen», beklagte sie. «Wir müssen alles tun, was wir können, um diese Art von Hass zu unterbinden.» Jacksonville habe immer und immer wieder unter Schusswaffenattacken zu leiden. Diese dürften nicht einfach weitergehen. «Wir haben davon zu viel gesehen.» Auf den Tag genau fünf Jahre zuvor habe es eine Schusswaffenattacke bei einem Videospiel-Turnier in Jacksonville gegeben, sagte Deegan. In einem der Manifeste habe der Schütze wohl darauf verwiesen und den Tag für seinen Angriff möglicherweise danach gewählt. Am 26. August 2018 hatte ein Mann bei einem Videospiel-Turnier in der Stadt das Feuer eröffnet, zwei Menschen getötet und mehrere verletzt.

Ron DeSantis verurteilte die Tat

Jacksonville liegt im Nordosten Floridas. Die Stadt in dem südlichen US-Bundesstaat hat etwa 970'000 Einwohner. Floridas Gouverneur Ron DeSantis verurteilte die Tat mit scharfen Worten. Der Republikaner bezeichnete den Täter als «Drecksack». Der Mann habe es auf Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe abgesehen. «Das ist völlig inakzeptabel.» Der Mann habe sich «lieber umgebracht, als sich der Verantwortung für seine Taten zu stellen». Er habe «den Weg eines Feiglings» gewählt.

FILE - Republican presidential candidate Florida Gov. Ron DeSantis speaks during a Republican presidential primary debate hosted by FOX News Channel, Aug. 23, 2023, in Milwaukee. DeSantis says he got  ...
Ron DeSantis bezeichnet den Täter als «Drecksack».Bild: keystone

Aus dem Weissen Haus hiess es, US-Präsident Joe Biden sei über die Attacke in Jacksonville informiert worden und ebenso über andere Schusswaffenattacken im Land innerhalb der vergangenen 24 Stunden.

Täglich Schusswaffenangriffe in den USA

In den USA kommt es täglich zu schweren Schusswaffenangriffen – und immer wieder auch zu tödlichen Hassverbrechen. Besonders stach zuletzt eine Tat im Mai 2022 in Buffalo im Bundesstaat New York heraus: Ein rassistisch motivierter Schütze hatte dort zehn Menschen in und vor einem Supermarkt mit einem Sturmgewehr getötet. Die Mehrzahl der Opfer war schwarz. Der Täter wurde später zu lebenslanger Haft verurteilt.

Rassismus und Diskriminierung von Afroamerikanern und anderen Gruppen sind in den USA weiter ein drängendes Problem. In der US-Hauptstadt versammelten sich am Samstag mehrere Tausend Menschen anlässlich des 60. Jahrestages des «Marsches auf Washington». Am 28. August 1963 hatte der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King mit den legendären Worten «I have a dream» (Ich habe einen Traum) die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weissen eingefordert. King, der 1964 den Friedensnobelpreis erhielt und 1968 bei einem Attentat starb, hatte seinerzeit rund 250 000 Anhänger nach Washington geführt.

Bürgerrechtler, Aktivisten und Nachfahren von Martin Luther King beklagten bei der Veranstaltung am Samstag, bis zu Gleichberechtigung von Schwarzen und Weissen im Land sei noch ein weiter Weg. Manche äusserten Sorge über die Entwicklung des Landes.

(yam/sda/dpa)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Walter-Brock Miami-FM
27.08.2023 09:57registriert August 2023
Wenn man heute von Amoklauf liest, denkt man nicht mehr an Islamisten sondern an Rechtsextreme. Diese Typen sind nicht erst seit Breivik gemeingefährlich. Hanau, Halle, München, Christchurch, El Paso, Utøya, Quebec City, Charleston, Pittsburgh, Bayonne, usw.

Islamisten und Rechtsextreme sind zwei Seiten der ein und derselben Medaille: Männer an die Macht, Frauen an den Herd, Macht durch Herkunft, usw.
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FrancoL
27.08.2023 10:05registriert November 2015
Was mich erschüttert ist, dass man heute noch wenn von solchen abscheulichen Taten in den USA schreibt, man sei erschüttert oder gar die Amis seien erschüttert. Sie sind es wohl mehrheitlich nicht, sonst würden sie versuchen dem Nährboden solcher Taten etwas beizukommen.
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banda69
27.08.2023 17:29registriert Januar 2020
...gabs eigentlich schon mal einen Amoklauf bei dem Rechtsgerichtete/Rechtspopulisten das Ziel bzw. die Opfer waren? Oder sind das immer nur die Täter?
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