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Trump übersteht den Mueller-Bericht – doch hier droht 10 Mal Ärger

President Donald Trump speaks during a rally in Grand Rapids, Mich., Thursday, March 28, 2019. (AP Photo/Paul Sancya)
Donald Trump feiert sich in Michigan: Doch viele seiner juristischen Probleme sind auch nach dem Mueller-Bericht nicht gelöst.Bild: AP/AP

Der Mueller-Bericht scheint überstanden – doch hier droht 10 Mal grosser Ärger für Trump

Die Mueller-Untersuchung scheint überstanden. Doch Donald Trump plagen noch ganz andere grosse juristische Probleme. Es geht um Finanztricks, seine Kinder, Seitensprünge. Der Überblick.
29.03.2019, 12:28
Fabian Reinbold / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die Arbeit von Sonderermittler  Robert Mueller  ist beendet. Der frühere FBI-Chef fand keine hinreichenden Belege für eine verschwörerische Zusammenarbeit von Donald Trump und russischer Regierung. Und sein Justizminister sprach auf Grundlage der Mueller-Untersuchung Trump vom Vorwurf frei, er habe die Justiz behindert.

Auch wenn die Details von Muellers Ergebnissen noch unbekannt sind, kann der US-Präsident aufatmen und zudem einen wichtigen politischen Sieg  feiern. Juristisch sieht seine Situation jedoch ganz anders aus.

Denn abseits der Mueller-Untersuchung sieht sich Trump noch immer zahlreichen Untersuchungen, Ermittlungen und Klagen ausgesetzt. Teilweise hat Mueller Materialien aus seiner Untersuchung an Staatsanwälte weitergeleitet, teilweise sind aus eigenem Antrieb Ermittler, Justizminister in Bundesstaaten aktiv geworden oder haben frühere Bekannte Trump verklagt.

Wir zeigen nur die grössten juristischen Probleme Trumps.

Schweigegeldzahlungen

Worum geht's: Es geht um Schweigegeldzahlungen an Pornostar Stormy Daniels und Ex-Playboy-Model Karen MacDougal – Trump soll im Wahlkampf 2016 Überweisungen an die beiden Frauen veranlasst haben, damit sie nicht über ihre angeblichen Affären mit ihm auspacken. Laut Ex-Anwalt Michael Cohen hat Trump die Zahlungen direkt angeordnet. Der hat das zwischenzeitlich bestritten. Da sie verdeckt im Wahlkampf erfolgten, wird wegen illegaler Wahlkampffinanzierung ermittelt.

Wer ermittelt: die Bundesstaatsanwalt in New York.

Was ist der Stand: Die wichtigsten Zeugen des Falls kooperieren mit der Staatsanwaltschaft, darunter Cohen und der Chef des National Enquirer, jener Klatschzeitschrift, die an den Zahlungen beteiligt war.

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Stormy Daniels.Bild: AP/AP

Die Amtseinführung

Worum geht's: Woher kam das Geld und wohin floss das Geld, das für Trumps Inaugurationsfeier im Januar 2017 gesammelt wurde? Ermittler prüfen, ob für Gelder Gefälligkeiten in Aussicht gestellt worden sind und ob Gelder über Strohmänner geflossen sind.

Wer ermittelt: die Bundesstaatsanwalt in New York , sowie Ermittler in Kalifornien und Washington, DC.

Was ist der Stand: Ein Geschäftspartner des verurteilten Ex-Wahlkampfmanager von Trump, Paul Manafort, kooperiert mit den Ermittlern. Sam Patten räumte ein, mitgeholfen zu haben, 50'000 Dollar eines ukrainischen Oligarchen an das Komitee zu leiten. Ermittler haben weitreichende Akteneinsicht verlangt.

Die Trump-Stiftung

Worum geht's: Der steuerbefreite Status der gemeinnützigen «Trump Foundation» soll missbraucht worden sein, um Trump Mittel für den Präsidentschaftswahlkampf, seine Geschäfte oder zur Begleichung aussergerichtlicher Vergleiche zufliessen zu lassen. Beschuldigt sind die Vorsitzenden der Stiftung: Trumps Kinder Donald Jr., Eric und Ivanka.

Wer hat geklagt: Der Generalstaatsanwalt in New York, der ein «schockierendes Muster von Illgelität» ausgemacht hat.

Was ist der Stand: Im Sommer ist die Zivilklage des Generalstaatsanwalts eingereicht worden. Man will Erstattungen in Millionenhöhe – und Trumps Kindern verbieten, in Zukunft für Stiftungen zu arbeiten. Im Dezember 2018 wurde die Trump-Stiftung aufgelöst, dies hat allerdings keinen Einfluss auf die Klage.

Der Fall Roger Stone

Worum geht's: Einer der Fälle aus den Mueller-Akten. Der langjährige Trump-Vertraute Stone soll mit der Enthüllungsplattform WikiLeaks über die Veröffentlichung von Hillary-Clinton-E-Mails kommuniziert haben. Russische Hacker hatten die E-Mails zuvor entwendet. Mueller hatte in einer Anklageschrift erklärt, dass er Beweise für eine Kommunikation zwischen Stone und Wikileaks gesammelt habe. Zudem soll Stone den Kongress belogen und Zeugen beeinflusst haben.

Wer ermittelt: Mueller leitete den Fall an Bundesanwälte in Washington weiter. Der Fall liegt dort vor dem Bundesgericht.

Was ist der Stand: Stone wurde kurzzeitig festgenommen und auf Kaution wieder freigelassen. Die zuständige Richterin verpasste Stone, der im Internet immer wieder Verschwörungstheorien über Richterin und Fall verbreitete, einen Maulkorb. Sein Prozess soll im November stattfinden.

epa07436592 Roger Stone (C), a longtime political advisor to US President Donald J. Trump, departs after a hearing at the DC Federal District Court in Washington, DC, USA, 14 March 2019. Special Couns ...
Roger Stone.Bild: EPA/EPA

Trumps Steuertricks

Worum geht's: Nachdem die «New York Times» im vergangenen Oktober eine grosse Recherche zu Trumps Steuertricksereien veröffentlicht hatte, begannen örtliche Steuerbehörden mit Ermittlungen. Die Zeitung berichtete dabei auch, dass Trump über Steuerumgehung einen Grossteil seines Vermögens Geschenken seines Vaters verdankte.

Wer ermittelt: sowohl die Steuerbehörde des Bundesstaats New Yorks als auch Behörden der Stadt New York.

Was ist der Stand: Wie weit die Ermittlungen fortgeschritten sind, ist unbekannt.

Interessenkonflikte rund um das Trump-Hotel

Worum geht's: Um die Geschäfte mit dem Trump International Hotel in der Hauptstadt. Trump hat zwar formell die Kontrolle über die Unternehmensgruppe abgegeben, bezieht als Eigentümer weiterhin Einnahmen aus dem Hotelgeschäft. Damit sei Trump anfällig für die Beeinflussung durch ausländische Regierungen, die nun besonders zahlreich in seinem teuren Hotel absteigen.

Wer hat geklagt: die Generalstaatsanwälte aus Maryland und Washington, DC.

Was ist der Stand: Trump ist gegen die Klage vorgegangen, momentan liegt der Fall bei einem Berufungsgericht im Bundesstaat Virginia.

Trump und die Deutsche Bank

Worum geht's: Die Deutsche Bank war viele Jahre lang das einzige Finanzinstitut, das bereit war, Trump noch Kredite zu geben. Warum? Cohen sagte im Februar vor dem Kongress aus, Trump habe regelmässig seine finanzielle Lage extrem geschönt.

Wo liegt der Fall: Der New Yorker Generalstaatsanwalt hat nach Cohens Aussage die Deutsche Bank zur Herausgabe von Dokumenten aufgefordert, die etwa die Finanzierung des Trump-Hotels in Washington (siehe oben) oder seines Golfklubs in Florida betreffen.

Was ist der Stand: Das ist laut «New York Times» momentan noch unklar. Für die Kredite der Deutschen Bank interessieren sich zudem zwei Ausschüsse im Repräsentantenhaus.

epa07447136 An outside view of the Deutsche Bank (L) and the Commerzbank headquarters in Frankfurt am Main, Germany, 18 March 2019. Germany's two biggest lenders Deutsche Bank and Commerzbank hav ...
Hauptquartier der Deutschen Bank in Frankfurt.Bild: EPA/EPA

Summer Zervos

Worum geht's: Die frühere Teilnehmerin von Trumps Reality-TV-Show «The Apprentice» sagte im Wahlkampf 2016, Trump habe sie im Jahr 2007 sexuell belästigt, als sie für einen Job bei ihm vorsprach. Dieser nannte sie daraufhin eine Lügnerin, Zervos reichte Klage ein – nicht wegen des Vorfalls an sich, sondern wegen Verleumdung. Der Fall ist brisant, weil Trump möglicherweise unter Eid aussagen muss.

Wo liegt der Fall: vor Gericht im Bundesstaat New York.

Was ist der Stand: Trumps Anwälte wehren sich gegen eine Vorladung des Präsidenten. Sie argumentieren, ein amtierender Präsident müsse immun sein gegen Verfahren auf Bundesstaatsebene, sie werden trotz zweier Niederlagen wohl weiter Berufung einlegen. Möglicherweise landet der Fall letztlich vor dem Obersten Gericht.

Illegale Einwanderer im Trump-Klub

Worum geht’s: Im Dezember kam heraus, dass im Trump-Golfklub in New Jersey jahrelang illegale Einwanderer mittels falscher Ausweispapiere eingestellt wurden. Hat Trump, der als Politiker den Kampf gegen illegale Einwanderung ins Zentrum stellt, sich also genau jener Arbeitskräfte bedient?

Wer ermittelt: Ermittler des Bezirks und des Bundesstaats New Jersey.

Was ist der Stand: Noch laufen Vorermittlungen. Die Demokraten im Kongress haben auch das FBI zu Ermittlungen aufgefordert. Der betreffende Golfclub hat nach den Berichten gut zwei Dutzend Mitarbeiter entlassen.

... und dann sind da noch viele, viele Untersuchungen im Kongress

Worum geht‘s: Neben den juristischen Fällen hat der Kongress eine wahre Offensive an Untersuchungen gegen Trump und sein Umfeld gestartet. Das hat mit der Mehrheitsübernahme der Demokraten im Repräsentantenhaus zu tun. Hier geht es weniger um strafrechtliche Fragen als um Regierungskontrolle und potentiell unangenehme Enthüllungen – auch in den Bereichen, in denen Mueller zu keinem Ergebnis gekommen ist. Es geht daneben um Trumps Steuerklärungen, die Sicherheitsfreigaben für Trumps Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner.

Wer untersucht: Gleich ein halbes Dutzend Ausschüsse im Repräsentantenhaus ist entschlossen, Trumps Gebaren zu durchleuchten: der Geheimdienstausschuss, der Justizausschuss, der Finanzausschuss, der Kontrollausschuss, der Auswärtige Ausschuss und das themenübergreifende, mächtige Ways and Means Committee.

Was ist der Stand: Die Demokraten haben Ende Januar mit den Vorbereitungen begonnen. Auf vielen Themenfeldern wurden zahlreiche Dokumente angefordert – das Weisse Haus sperrt sich dagegen. Ausserdem planen die Demokraten weitere öffentliche Anhörungen von Trump-Vertrauten – ähnlich wie zuletzt bei der spektakulären Anhörung von Ex-Anwalt Cohen.

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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
Bernie Sanders, Senator aus Vermont, Jahrgang 1941. Sanders ist zwar ein unabhängiger Senator, aber Mitglied der demokratischen Fraktion.
quelle: epa/epa / tannen maury
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Mueller-Bericht entlastet Trump in der Russland-Affäre
Video: srf
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bratansauce
29.03.2019 13:08registriert Juni 2018
Komm schon. blablabla. Schon gefühlte 100 mal wurde Trump hier angezählt und über ein mögliches Amtserhebungsverfahren spekuliert? Was ist passiert? Genau nichts! Und seien wir doch realistisch: Da wird auch künftig nichts passieren und wenn er etwas Glück hat, wird er in zwei Jahren im Amt bestätigt. Stupid americans
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DrFreeze
29.03.2019 13:22registriert November 2018
Kann es sein dass ihr bei Watson eine Trump Phobie habt? Er ist auch für mich ein absolutes no go, aber stellt euch mal darauf ein dass er weitere vier Jahre gewählt werden wird. Und nur wenn wir Glück haben, ändern die Hill Billies die Verfassung nicht, so dass er bis ans Lebensende weiter Diktator spielen kann.
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John Galt
29.03.2019 13:09registriert November 2014
Trotz all der Probleme, bin ich immer wieder erstaunt wie sich Trump herauswindet; mit grosser Hilfe von Teilen der GOP und vom ihm ernannten Richtern und Departementsvorstehern.
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