Eine Mitarbeiterin des Gouverneurs von New York, Andrew Cuomo, hat Strafanzeige gegen ihren Chef erstattet – wegen sexueller Belästigung. Die Anzeige sei tags zuvor eingegangen, sagte ein Vertreter Justizbehörden am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. US-Medienberichten zufolge handelt es sich um eine der elf Frauen, deren Anschuldigungen gegen Cuomo zwei unabhängige Juristen im Auftrag der Staatsanwaltschaft nachgegangen waren.
Die Ergebnisse dieser offiziellen Untersuchung waren Anfang der Woche vorgestellt worden. Die Juristen stuften die Aussagen der Frauen demnach als glaubhaft ein. Cuomo habe sie «unerwünscht und nicht einvernehmlich berührt und zahlreiche Bemerkungen anzüglicher sexueller Natur gemacht», sagte Generalstaatsanwältin Laetitia James.
Laut Untersuchungsbericht wirft die Frau, die den Medienberichten zufolge nun Anzeige erstattete, Cuomo vor, ihr vergangenes Jahr in seinem Büro unter die Bluse und an die Brust gefasst zu haben. Der 63-jährige Politiker hat alle Vorwürfe bisher zurückgewiesen. «Ich habe niemals jemanden unangemessen berührt oder unangemessene sexuelle Avancen gemacht», sagte er diese Woche in einer Fernsehansprache.
Zahlreiche Aufforderungen zum Rücktritt lehnte Cuomo ebenfalls ab. Auch US-Präsident Joe Biden legte seinem Parteifreund den Rücktritt nahe. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses von New York, Carl Heastie, ebenfalls ein Demokrat, leitete ein Amtsenthebungsverfahren ein. Cuomo hat demnach bis zum 13. August Zeit, um Beweismaterial zu seiner Verteidigung vorzulegen.
Cuomo wies die Vorwürfe nach der Veröffentlichung des Berichts am Dienstag per Videobotschaft zurück und thematisierte einen Rücktritt zunächst nicht. In Bezug auf den Untersuchungsbericht haben Cuomos Anwälte Verfahrensfehler und Voreingenommenheit beklagt. «Es gab in diesem Fall keine für alles aufgeschlossene Faktensuche», sagte Cuomos Anwältin Rita Glavin bei einer Pressekonferenz am Freitag. «Diese Untersuchung wurde so durchgeführt, dass eine vorher bestimmte Sichtweise unterstützt wurde.» Es sei nicht um die Suche nach der Wahrheit gegangen – «die Ermittler waren Strafverfolger, Richter und Geschworene in einem».
Zudem hätten der Gouverneur und andere Beteiligte vorab keinerlei Benachrichtigung darüber gekommen, dass der Untersuchungsbericht fertig sei, wann er veröffentlicht werde und was darin stehe – und somit auch keinerlei Möglichkeit zu Reaktion oder Rechtfertigung bekommen, beklagte Glavin. Die Transkripte des Beweismaterials lägen immer noch nicht vor, sagte Anwalt Paul Fishman. «Das ist ein Problem.»
Verwendete Quellen:
(AFP/dpa/t-online)