Seit fast einem Monat kursieren Berichte über Sichtungen von ominösen Drohnen bei New Jersey an der US-Ostküste. Videos von hellen Lichtern am Himmel tauchen in den sozialen Medien auf und sorgen für wilde Spekulationen. Die Theorien im Netz reichen von Spionage über geheime Militärübungen bis hin zu ausserirdischem Leben.
So sehen die angeblichen Drohnen aus:
"We saw one right up above us that was the size of our car."
— CBS News (@CBSNews) December 4, 2024
Mysterious drones have been spotted hovering over neighborhoods in New Jersey, leaving residents confused and concerned. The FBI is investigating and local police say there's no known threat to public safety. pic.twitter.com/iVussv4Q8D
Die US-Regierung hält sich bisher zurück mit detaillierten Stellungnahmen und gab an, dass es sich um bemannte Flugzeuge handle. Zudem beteuerten Vertreter mehrmals, dass keine Gefahr für die Allgemeinheit von den Objekten ausgehe. Aktuell gebe es keine Beweise dafür, dass eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit bestehe, sagte ein Vertreter des Heimatschutzministeriums nun erneut.
Der Vertreter des Heimatschutzministeriums betonte, dass man nicht alle Berichte als unglaubwürdig abtun wolle. Aber das Ausmass der tatsächlichen Drohnenaktivitäten sei «wahrscheinlich geringer» als das, was berichtet werde. Der Bundespolizei FBI zufolge sind mittlerweile rund 5000 Hinweise eingegangen. Davon hätten sich rund 100 als relevant erwiesen, sagte ein hochrangiger FBI-Vertreter.
Die meisten mutmasslichen Drohnensichtungen stammten ausserdem vom Boden, so der Beamte. Es gebe nur «sehr, sehr wenige» Berichte über Drohnen von Piloten aus der Luft. Viele gemeldete Sichtungen seien auch in der Nähe grosser Flughäfen zu verorten. Die Untersuchungen gingen nun weiter. Man werte Videos aus und befrage Zeugen.
Ein Vertreter des Pentagons berichtete von mutmasslichen Drohnensichtungen über zwei Militäreinrichtungen in New Jersey. «Das ist kein neues Problem für uns», sagte er. Es gebe keine Hinweise auf «böswillige Absichten» oder einen «ausländischen Akteur».
Auch der künftige US-Präsident Donald Trump hat sich mittlerweile in die Debatte eingeschaltet. «Mysteriöse Drohnensichtungen im ganzen Land. Kann dies wirklich ohne das Wissen unserer Regierung geschehen? Das glaube ich nicht», schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. «Informieren Sie die Öffentlichkeit, und zwar sofort. Sonst schiesst sie ab!», forderte er in gewohnt radikalem Stil.
Die Regierung des noch amtierenden US-Präsidenten Joe Biden versucht hingegen immer wieder, zu beschwichtigen. «Wir wissen nichts von einer Bedrohung oder von ruchlosen Aktivitäten», sagte etwa Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas in einem Interview mit dem Sender CNN. Es komme häufig vor, «dass Personen, die glauben, Drohnen zu sehen, in Wirklichkeit kleine Flugzeuge sehen». Auch Jugendliche könnten sich eine Drohne kaufen und in den Himmel steigen lassen.
Einige Lokalpolitiker in den betroffenen Regionen hatten sich zuletzt allerdings mit den bisherigen Antworten nicht mehr zufriedengegeben und fordern eine Aufklärung und eine vertiefte Untersuchung der Berichte. «Ich bin aufrichtig dankbar für die Führungsrolle Ihrer Regierung in dieser Angelegenheit, aber es hat sich gezeigt, dass mehr Ressourcen benötigt werden, um die Hintergründe dieser Aktivitäten vollständig zu verstehen», hatte etwa der Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy, in einem offenen Brief an Biden geschrieben.
Die anhaltende Berichterstattung über die angeblichen Drohnen habe mehr Fragen als Antworten aufgeworfen und zu einer Reihe von Verschwörungstheorien im Netz geführt, so der Demokrat.
Auch der frühere Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, schrieb auf der Plattform X, er habe Dutzende grosser Drohnen am Himmel über seinem Wohnsitz in Davidsonville, Maryland gesehen und gefilmt. Die Behörden müssten mehr tun, um die Sache aufzuklären.
Teile der Republikaner verlieren indes keine Zeit, der Biden-Regierung Lügen zu unterstellen. Die radikale republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene warf Washington vor, zu lügen. «Es ist ein Schlag ins Gesicht, dass das Pentagon dem amerikanischen Volk weiterhin erzählt, man wüsste nicht, wer die Drohnen über New Jersey fliegt», so die Abgeordnete.
Die angeblichen Sichtungen am Himmel erinnern an das Auftauchen eines riesigen chinesischen Überwachungsballons über US-Territorium vor knapp zwei Jahren. Die USA warfen Peking damals ein gross angelegtes Spionageprogramm vor und schossen den Ballon ab. China wies die Vorwürfe zurück und sprach von einem Wetterballon.
Das US-Militär schoss daraufhin weitere rätselhafte Flugobjekte über den USA und Kanada ab. Später sagte die US-Regierung, dass es sich zumindest bei letzteren Objekten wohl nicht um Flugobjekte der Spionageballon-Flotte aus China gehandelt habe.
Einem Bericht des «Spiegel» zufolge sind in den vergangenen Wochen ausserdem mehrere Drohnen über sensible Industrieanlagen in Deutschland und die US-Militärbasis im rheinland-pfälzischen Ramstein geflogen. Das Nachrichtenmagazin berief sich auf einen vertraulichen Bericht deutscher Sicherheitsbehörden. So habe es in den Abendstunden des 3. und 4. Dezember zahlreiche Drohnensichtungen über dem Gelände der US-Streitkräfte gegeben, das den Amerikanern als militärisches Drehkreuz in Europa diene, hiess es. Eine Sprecherin des Stützpunkts bestätigte dem «Spiegel» die Sichtungen. Über einen möglichen Zusammenhang zu den Sichtungen an der US-Ostküste ist nichts bekannt. (con/sda/dpa)
Ab dem kommenden 21. Januar müssen die MAGA-Grossmäuler liefern statt lafern. Lustig wird das kaum.