Die Frage einer möglichen Lieferung westlicher F-16-Kampfjets an die Ukraine bleibt auch nach dem jüngsten Treffen der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe offen. «Ich habe dazu keine Ankündigungen zu machen», sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstagnachmittag nach Beratungen der sogenannten Ramstein-Gruppe in der Nato-Zentrale in Brüssel. Dabei wolle er es belassen.
Austin betonte allerdings, dass es die USA Polen nicht verbieten würden, MiG-29-Kampfjets sowjetischer Bauart an die Ukraine zu liefern. «Die Vereinigten Staaten haben Polen niemals davon abgehalten, irgendetwas zu liefern», sagte er. Dies sei die Entscheidung der Führung eines Landes und die USA wollten und könnten so etwas nicht diktieren.
Der Verteidigungsminister reagierte damit auf eine Frage nach der weit verbreiteten Lesart eines Streits um Kampfjet-Lieferungen im vergangenen Jahr. Sie lautet, dass die USA damals aktiv verhinderten, dass Polen MiG-29 an die Ukraine liefert.
Offen für die Lieferung von Kampfjets des Typs F-16 an Kiew zeigten sich am Rande des Treffens in Brüssel die Niederlande. Es stimme, dass die Ukrainer F-16 bei ihrem Land angefragt hätten, sagte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren. Man nehme diesen Wunsch «sehr ernst».
Zugleich wies Ollongren darauf hin, dass die F-16 ein komplexes Waffensystem sei und dass das Thema mit Partnern wie den USA diskutiert werden müsse. «Die Ukraine ist sich sehr darüber bewusst, dass dies etwas ist, das Zeit braucht», sagte sie. Kampfjets seien nicht mit den Kampfpanzern vergleichbar, die nun für den Kampf in den nächsten Monaten in die Ukraine geliefert würden.
Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak erinnerte daran, dass die Frage der Übergabe von F-16-Kampfjets erstmals bereits direkt nach Beginn des russischen Angriffs aufgekommen sei. Er denke, dass genau wie in der Frage der Leopard-Panzer oder Patriot-Flugabwehrraketensysteme «Druck auf die Verbündeten» ausgeübt werden müsse, erklärte er. Polen haben zwar nur 48 Kampfjets dieses Typs, aber andere Verbündete hätten ein wesentlich grösseres Potenzial. (sda/dpa)