Chinas Wirtschaft ist im vergangenen Jahr nach offiziellen Angaben um fünf Prozent gewachsen. Das teilte das Pekinger Statistikamt mit. Damit wurde das Wachstumsziel der Regierung von «rund fünf Prozent» erreicht.
Laut den Angaben legte die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt im vierten Quartal um 5,4 Prozent zu. In den drei Quartalen zuvor war sie um 5,3 Prozent, 4,7 Prozent und 4,6 Prozent gewachsen.
Die Wirtschaft des Landes hatte zuletzt vor allem unter dem kriselnden Immobilienmarkt und einem schwachen Binnenkonsum zu leiden. Peking hat einiges unternommen, um die Konjunktur anzukurbeln. Doch warnten Ökonomen, dass weitere Hilfen notwendig seien, um der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen.
Ein Expertenteam hat gemäss der «NZZ» aufgrund eigener Berechnungen Zweifel an Chinas Zahlen geäussert. Laut ihnen liegt der Zuwachs von Chinas Bruttoinlandprodukts für das Gesamtjahr 2024 zwischen 2,4 und 2,8 Prozent.
Sie stellen auch die Frage, wieso China plötzlich so viel in die Ankurblung der Wirtschaft investiert, wenn doch deren Ziele erreicht wurden. Seit September wurden Massnahmen wie die Zinssenkung, Erhöhung der Staatsausgaben und ein neues Programm zur Refinanzierung der Schulden ergriffen. Zudem errichteten die Behörden Fonds als Hilfe der Börsen und Banken.
Bei der Betrachtung des nominalen Wirtschaftswachstums ist ein Abschwung der Konjunktur zu erkennen. Grund für das Verfehlen von Chinas Zielen sind die fallenden Preise.
Fragwürdig sind laut dem Expertenteam auch die Zahlen zu den gestiegenen Investitionen in Infrastruktur. Da die Zementproduktion sowie die Auslastung der Asphalt-Unternehmen schrumpfte und auch der Dieselverbrauch sich stark verminderte, ergeben diese Zahlen wenig Sinn.
Mit der Amtseinführung von Donald Trump in den USA könnte nun weiterer Gegenwind drohen. Der designierte US-Präsident hat China bereits mit neuen Zöllen gedroht, die den gegenseitigen Handel belasten würden. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump einen Handelskrieg mit Peking begonnen.
«Mit einer erheblichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in China ist auch 2025 nicht zu rechnen», sagte Ökonom Max Zenglein vom China-Institut Merics in Berlin.
Das Wachstumsziel der chinesischen Regierung für das laufende Jahr wird im März bekanntgegeben, wenn der Volkskongress zu seiner Jahrestagung zusammenkommt.
In der Volksrepublik China ist die Bevölkerungszahl das dritte Jahr in Folge zurückgegangen. Bis Ende 2024 fiel die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in dem einst bevölkerungsreichsten Land der Welt von 1,410 auf 1,408 Milliarden. Dies teilte die chinesische Statistikbehörde am Freitag mit. Der Rückgang fiel damit schwächer aus als 2023, als er doppelt so hoch war wie im Jahr 2022.
2023 war China von Indien als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst worden. Nach mehr als sechs Jahrzehnten stetigem Bevölkerungswachstum ist die Einwohnerzahl der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt in den vergangenen Jahren als Folge niedrigerer Geburtenraten zurückgegangen.
Die Regierung in Peking versucht, mit staatlicher Förderung und Kampagnen für mehr Nachwuchs den sinkenden Geburtenraten entgegenzuwirken. Ihre in den 80er-Jahren eingeführte Ein-Kind-Politik hat die Volksrepublik bereits 2016 aufgehoben. Seit 2021 dürfen Paare bis zu drei Kinder haben.
Als Faktoren für die sinkende Geburtenrate werden steigende Lebenshaltungskosten und die zunehmende Berufstätigkeit und der zunehmend höhere Bildungsgrad von Frauen genannt. Laut einer Prognose der Forschungsgruppe Economist Intelligence Unit dürften ältere Menschen ab 60 Jahren im Jahr 2035 bereits fast ein Drittel der chinesischen Bevölkerung ausmachen.
Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der älteren Menschen von knapp 297 Millionen auf 310,31 Millionen. Menschen ab 60 machen damit bereits nahezu ein Viertel der chinesischen Bevölkerung aus. Die Geburtenrate wuchs 2024 leicht auf 6,77 Geburten pro tausend Einwohner, zählt aber weiterhin zu den niedrigsten weltweit. (sda/dpa/afp/kek)