Teepflückerinnen und Teepflücker in Kenia haben bei gewaltsamen Protesten etliche Maschinen zerstört, die ihre Arbeit ersetzen sollen. Bei einem Protest im westkenianischen Bezirk Kericho wurden lokalen Berichten zufolge mindestens neun Maschinen zerstört, darunter mechanische Hilfsgeräte, motorisierte Handmaschinen zum Pflücken und ein Traktor. Die afrikanische Onlinezeitung «Nation» berichtet, dass bei den Protesten, die bereits Ende Mai stattfanden, ausserdem 14 Polizeikräfte verletzt worden seien. Die Protestierenden hätten zudem versucht, illegal Tee zu ernten.
Die Kenya Tea Growers Association schätzte die Kosten der beschädigten Maschinen bislang auf umgerechnet 1.15 Millionen Euro.
Bereits in der Vergangenheit war es zu Ausschreitungen gekommen. Im Oktober waren zehn Maschinen zerstört und drei Verdächtige festgenommen worden, berichteten lokale Medien. Bei Protesten wurden ausserdem Polizeiautos angegriffen und weitere Polizisten verletzt, teilweise schwer. Auch ein Journalist soll verletzt worden sein. Ein Mensch soll getötet worden sein, diese Angabe konnte nicht geprüft werden.
Die Beschäftigten lehnen sich bei den Protesten immer wieder gegen die Automatisierung ihrer Arbeit auf. Durch den Einsatz der Maschinen senken die Landwirtschaftsunternehmen die Betriebskosten, die Arbeiterinnen und Arbeiter aber verlieren zunehmend ihre Jobs.
Lokale Untersuchungen hätten ergeben, dass eine Maschine bis zu 100 Arbeiterinnen und Arbeiter ersetzen kann, berichtet die Nachrichtenseite «Semafor Africa». Allein im Bezirk Kericho seien in den vergangenen zehn Jahren 30'000 Arbeitsplätze durch die Mechanisierung verloren gegangen, schreibt die Seite weiter unter Berufung auf Angaben der lokalen Regierung.
In dem Gebiet des ostafrikanischen Landes lassen Konzerne wie Ekatarra, der Hersteller der meistverkauften Teemarke Lipton, oder Unilever Tee anbauen. Insgesamt werden dort Medienberichten zufolge rund 200'000 Hektar Plantagen bewirtschaftet.
Kenya Tea Growers Association on the escalating insecurity affecting tea farms in Kericho & Bomet. Association says so far, the value of compromised assets as a is estimated at approximately Kes 50.0M & an additional Kes 120.0M in 4.5 million kilos of green
— Julians Amboko (@AmbokoJH) May 23, 2023
leaf. pic.twitter.com/9ES8Lpnhms
Ein Sprecher von Ekaterra/Lipton in Kenia verteidigte den Einsatz von Maschinen gegenüber der Nachrichtenseite «Semafor Africa». Maschinelle Erntehilfen seien «entscheidend», um die globale Wettbewerbsfähigkeit des kenianischen Tees zu gewährleisten. Regierungsvertreter hatten ermittelt, dass eine Maschine die Kosten für die Tee-Ernte von umgerechnet zehn Cent pro Kilogramm bei Handpflückung auf 0.026 Cent senke.
Im März hatte eine Taskforce der lokalen Regierung den Teeunternehmen empfohlen, die Tee-Ernte nur zu 60 Prozent maschinell und zumindest zu 40 Prozent händisch zu organisieren, um Arbeitsplätze zu erhalten. Kenia hat mit 13.9 Prozent die derzeit höchste Arbeitslosenquote in Ostafrika.
In Kericho County, home and a county known to have the best of Kenyan Tea which is renowned worldwide for its taste . I met and interacted with residents and the youth who shared their concerns and views on the issues surrounding the tea industry.
— Hon. Florence Bore (@WaziriBore) May 27, 2023
Consultations are ongoing to… pic.twitter.com/knDRH7OD36
Die kenianische Regierung will nun offenbar Umschulungsprogramme für die Beschäftigten in andere Unternehmen und Arbeitsfelder anbieten. Auch ansässige Firmen sollen solche Schritte planen. Kenianische Journalisten befürchten dennoch, dass der Kampf um die Teeernte andauern wird und auch in Zukunft gewalttätig geführt werden könnte. Martin K.N Siele, Berichterstatter aus Nairobi, schreibt: «Arbeiter und Bewohner werden sich weiterhin gegen diese Veränderungen wehren, weil sie keine alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten haben.»
Kenia ist laut Statista einer der grössten Teeexporteure weltweit. Im Jahr 2021 lieferte das Land Tee im Wert von 1.2 Milliarden Dollar aus – davor liegen nur China und darauf folgend Sri Lanka.
Verwendete Quellen:
„Handpicked Tea 🤚“.
Wäre dann zwar etwas teuer, würde aber hier bei uns whs. gekauft bzw. bezahlt werden.
In Frankreich funktioniert dies bei Weingütern, welche auf biodynamischen Anbau und Ernte gewechselt haben (Handlese, Pferd statt Traktor).