Schweiz
Energie

Neubauverbot für AKWs in der Schweiz: Die Folgen einer Aufhebung

Kurz vor 08.00 Uhr wurde im AKW G
Wenn neue Atomkraftwerke im Raum stehen, leiden die Investitionen in die Erneuerbaren.Bild: sda

Warum sich Atomkraft und erneuerbare Energien nicht vertragen

Eine Aufhebung des AKW-Neubauverbots verzögert die Energiewende. Allein schon die vage Aussicht auf ein neues Atomkraftwerk bremst Investitionen und verunmöglicht die Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien. Das hält die Schweizerische Energiestiftung in einer am Dienstag veröffentlichten Politikfolgenabschätzung fest.
18.11.2025, 07:00

Der Bundesrat beabsichtigt die Streichung des Neubauverbots aus dem Kernenergiegesetz. Die Energiestiftung (SES) wirft ihm vor, dass er in der Botschaft ans Parlament die Folgen dieser Weichenstellung in den nächsten 20 Jahren unterschlägt – der Zeit also, in der der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben werden müsste.

Die Politikfolgenanalyse beleuchtet nach Angaben der SES diesen «blinden Fleck» nach einer Aufhebung des Neubauverbots anhand von drei Szenarien. Angenommen wurden Szenarien ohne AKW-Bauprojekt bis hin zu einer Mitfinanzierung eines AKW-Neubaus durch den Staat.

Bei allen drei Szenarien wäre eine Investitionsbremse für die Energiewende die Folge. Verunsicherte Marktakteure würden weniger in den Ausbau von Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie Batteriespeichern investieren.

Ziele im Stromgesetz verfehlt

In allen untersuchten Szenarien würde die Schweiz ihre Ausbauziele verfehlen, wie sie das 2024 gutgeheissene Stromgesetz vorgibt. Im schlechtesten Szenario würde der Photovoltaik-Ausbau den Zielen bis 2045 um 30 Prozent hinterherhinken.

KEYPIX - Die Baustelle des alpinen Solarkraftwerkes Madrisa Solar, aufgenommen am Freitag, 8. August 2025, in Klosters. Madrisa Solar ist ein alpines Projekt der Gemeinde Klosters, EKZ und Repower. Di ...
Solaranlagen über Klosters. Bild: keystone

Würden staatliche Mittel von etwa 0,5 Rappen pro Kilowattstunde aus dem Netzzuschlagsfonds in den AKW-Neubau umgeleitet, stünden sie für den Ausbau kostengünstiger erneuerbarer Energien nicht mehr zur Verfügung, schreibt die SES weiter.

Dies verteuert gemäss der Abschätzung die Energiewende und verzögert sie. Zudem gefährdet das die Versorgungssicherheit. Damit stelle die Aufhebung des Neubauverbots keine langfristige Option dar, teilt die Stiftung mit.

Grosse Unsicherheit bei AKW

Im weiteren hält die Politikfolgenstudie fest, dass sich Atomkraft und erneuerbare Energien nicht vertragen. Der Bau neuer AKW sei nicht nur technologisch, sondern auch regulatorisch, finanziell und zeitlich mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. «Diese Unsicherheiten strahlen auf den Ausbau der sicheren und planbaren erneuerbaren Energien ab», heisst es.

Die Schweiz braucht gemäss der SES eine klare und verlässliche Energiepolitik. Ans eidgenössische Parlament appelliert die Stiftung, das AKW-Neubauverbot aufrecht zu erhalten und die Planungssicherheit für die vom Volk gutgeheissenen Ausbauziele zu gewährleisten. (leo/sda)

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172 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Barth Simpson
18.11.2025 07:21registriert August 2020
Schon interessant, dass es tatsächlich Politiker gibt, welche an AKWs glauben, die frühestens in 20 Jahren ans Netz könnten und bis dann locker das Vierfache der geplanten Budgets kosten würden. (Endlagerung nicht eingerechnet)
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Ichwillauchwassagen
18.11.2025 07:21registriert Mai 2019
Schon nur die Idee von Rösti doch noch ein AKW zu bauen ist für mich unverständlich.
Das Ding wird vor 2050 nicht laufen und kostet Unmengen an Geld, das, in Erneuerbare investiert mehr bringt.
Vorallem auch die Entsorgung vom Abfall.
Klar, Solar hat auch giftige Komponenten, nur strahlen die nicht für ein paar 100k Jahre.
Bei Rösti bin ich auf SVP Linie: "Bundesrats Wahlen vors Volk" damit wir den abwählen können und jemanden wählen der sich nicht nur mit Öl und anderen alten Energieträgern auskennt.
Sonst fährt die SBB in Zukunft wieder mit Kohle
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Pointless Piraña
18.11.2025 07:32registriert Dezember 2019
"Allein schon die vage Aussicht auf ein neues Atomkraftwerk bremst Investitionen und verunmöglicht die Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien."

Genau deshalb ist Rösti im Bundesrat.
Prove me wrong.
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