International
Wirtschaft

Wladimir Putins rätselhaftes Netzwerk enthüllt – was ist LLC Invest?

Wladimir Putins rätselhaftes Netzwerk enthüllt – was ist LLC Invest?

Journalisten haben aufgedeckt, dass zwischen diversen Unternehmen und Luxusimmobilien, deren Eigentümer Wladimir Putin nahestehen, ein Zusammenhang besteht. Sie alle gehören offenbar einer ominösen Organisation an – gesteuert vom russischen Präsidenten?
20.06.2022, 16:4420.06.2022, 16:44
Russian President Vladimir Putin speaks as he takes part in the opening ceremony of new healthcare facilities in several regions of Russia via a videoconference in St. Petersburg, Russia, Saturday, Ju ...
Bild: keystone
Ein Artikel von
t-online

In seiner Zeit als russischer Präsident soll Wladimir Putin ein sagenhaftes Vermögen angehäuft haben. Zuletzt gingen Bilder eines neuen Palasts am Schwarzen Meer um die Welt, enthüllt von der Organisation des inzwischen inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny. Auch eine Luxusjacht , die von russischen Agenten bewacht und Putins Besitz zugeordnet wird, sorgte für Schlagzeilen.

Nawalny zeigt Video von angeblichem Luxus-Palast von Putin

Video: watson

Das Problem: Offiziell fungierte Putin nie als Eigentümer. Stets gehören die Immobilien oder Luxusgüter einem Unternehmen oder einer Organisation, die wiederum in Besitz eines Oligarchen aus Putins Machtzirkel sind. Der Präsident streitet seinen Reichtum ab.

Geheime Konzernstruktur

Das internationale Recherchenetzwerk «Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP)» hat nun erstmals Gemeinsamkeiten zwischen diesen Organisationen entdeckt. Sie deuten darauf hin, dass all diese auf den ersten Blick voneinander unabhängigen Organisationen kooperieren oder sogar unter einem zentralen Kommando stehen.

Das entscheidende Stichwort lautet: LLCInvest.ru. Wie die Reporter mithilfe von IT-Spezialisten herausfanden, nutzen Dutzende Unternehmen und Organisationen diese russische Internetdomain, beispielsweise um E-Mails zu verschicken. Für die Öffentlichkeit ist sie nicht zugänglich.

Was LLC Invest genau ist, bleibt dabei im Unklaren. Ein dazugehöriges Unternehmen existiert offiziell nicht. In der Recherche zeichnen die Journalisten aber das Bild einer Konzernstruktur. Zu ihr gehört beispielsweise ein Unternehmen von Putins früherem Judo-Partner Arkady Rotenberg, das den Palast am Schwarzen Meer offiziell verwaltet.

Spuren führen zu dubioser Bank

Auch die Organisationen hinter einem Weingut, diversen Luxusjachten, einem Ski-Resort und einer Luxusvilla nördlich von St. Petersburg nutzen LLCInvest.ru, ebenso wie die Charterfluggesellschaft Russair. Sie alle wurden in der Vergangenheit mit Putin in Verbindung gebracht. Insgesamt konnten die Rechercheure Vermögenswerte in der Höhe von rund 4.5 Milliarden Dollar auf LLC Invest zurückführen.

epa08974909 (FILE) - Russian President Vladimir Putin (L) decorates businessman Arkady Rotenberg (R) with the Hero of Labour medal during an awards ceremony for those who led the construction of the 1 ...
Putin mit Arkady RotenbergBild: keystone

Aus E-Mail-Daten, die den Reportern zugespielt worden sind, geht hervor, dass die Unternehmen auch untereinander zusammenarbeiten. So soll beispielsweise über Finanzdetails beraten worden sein. Auffällig ist zudem, dass viele der Firmen ganz oder teilweise in Besitz der Bank Rossiya sind – oder enge Verbindungen zu ihr haben.

Nur ein Mitarbeiter geht ans Telefon

Das private Geldhaus taucht noch ein zweites Mal in den Recherchen auf: Die Domain LLCInvest.ru gehört demnach dem IT-Unternehmen Moskomsvyaz, das wiederum eng mit Rossiya verbunden ist. Rossiya gilt seit Jahrzehnten als Bank der russischen Machtelite um Wladimir Putin. Seit der Krim-Annexion 2014 steht sie deshalb auf der Sanktionsliste der USA.

Unklar bleibt, wer oder was genau sich hinter der Struktur von LLC Invest versteckt. Das dürfte aber auch das Ziel sein: Vermögen zu verschleiern. Auf Anfragen der Journalisten haben demnach weder LLC-Invest-Mitarbeiter noch die reichen Besitzer der einzelnen Unternehmen reagiert. 

Nur einer ging ans Telefon. Er wird mit den Worten zitiert: «Ich unterschreibe hier nur Papiere.» Und weiter: «Wenn mein Unternehmen Teil eines grossen Konzerns wäre, wüsste ich es nicht.»

Verwendete Quellen:

((lr,t-online ))

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
46 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
20.06.2022 17:15registriert Oktober 2020
Der Präsident streitet seinen Reichtum ab.

Alles was er abstreitet oder verleugnet stimmt meistens. Beispiele hat er genug geliefert.

Ansonsten alles ähnlich organisiert und strukturiert wie man es von anderen Briefkasten-Firmen auch in der Schweiz kennt.
11511
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jo Kaj
20.06.2022 17:02registriert Juli 2019
Der Zitierte ging wohl das letzte Mal ans Telefon ran. Wohl generell, nicht nur für dieses "Unternehmen".
655
Melden
Zum Kommentar
avatar
Haarspalter
20.06.2022 18:54registriert Oktober 2020
„Offiziell fungierte Putin nie als Eigentümer.“

Ist er auch nicht:
Was man stiehlt, gehört einem ja nicht.
360
Melden
Zum Kommentar
46
Holcim übernimmt deutsche Firma
Holcim expandiert in Europa. Für einen Transaktionswert von 1,85 Milliarden Euro übernimmt Holcim den Anbieter von Wandsystemen Xella. Zu Xella gehören die Marken Ytong, Silka, Hebel und Multipor.
Xella beschäftigt über 4000 Personen und dürfte gemäss den Prognosen 2025 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro erzielen, wie Holcim am Montag mitteilte. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Duisburg bietet seine Wandsysteme in 21 europäischen Märkten an.
Zur Story