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Wie die US-Behörden einen Bankenkollaps verhindern wollen

A branch of Signature Bank is photographed, late Sunday, March 12, 2023, in New York. Regulators announced that the New York-based bank had failed and was being seized. At more than $110 billion in as ...
Die Türe bleibt geschlossen: Eine Filiale der New Yorker Signature Bank, die am Wochenende auf Geheiss der Aufsichtsbehörden den Betrieb einstellen musste.Bild: keystone

Die Angst vor dem Montag: Wie die US-Behörden einen Bankenkollaps verhindern wollen

Beben in der amerikanischen Bankenwelt, nach der Zwangsschliessung zweier mittelgrosser Institute. Mit ihrem forschen Vorgehen wollen die Regulierer verhindern, dass sich zu Wochenbeginn an den Finanzmärkten Panik breit macht.
13.03.2023, 02:4613.03.2023, 03:54
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Bloss keine Panik! Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in Kalifornien haben die amerikanischen Aufsichtsbehörden über das Wochenende versucht, eine Kettenreaktion zu vermeiden. «Wir wollen sicherstellen, dass die Probleme, die bei einer Bank bestehen, keine Ansteckung anderer, gesunder Banken verursachen», sagte Finanzministerin Janet Yellen in einem am Sonntag ausgestrahlten Fernsehinterview.

Die Lösung, die am späten Sonntag vorgestellt wurde: Erstens wurde mit der Signature Bank eine weitere spezialisierte mittelgrosse Bank von den Aufsichtsbehörden geschlossen. Das Finanzinstitut, das sich auf das Geschäft mit Kryptowährungen spezialisiert hatte und Einlagen von gegen 89 Milliarden Dollar (Stand: Ende 2022) verwaltete, war bereits am Freitag ins Fadenkreuz von Spekulanten gelangt; an der NASDAQ büsste die Aktien fast 23 Prozent ein.

Zweitens, und vielleicht noch wichtiger, entschieden sich die Aufsichtsgremien gemeinsam, die Silicon Valley Bank und die Signature Bank nachträglich als systemrelevant einzustufen. Dieser Schritt ermöglicht es der quasi-staatlichen Einlagensicherung FDIC, für sämtliche Bankeinlagen geradezustehen.

Mit der Aufhebung der gemeinhin geltenden FDIC-Obergrenze von, vereinfacht gesagt, 250'000 Dollar pro Kunde hoffen die Aufsichtsbehörden, am Montag eine Panikreaktion zu verhindern. Die ungewöhnliche Massnahme wurde gemeinsam von Finanzministerin Yellen, US-Notenbankchef Jerome Powell und dem FDIC-Chef Martin Gruenberg bekannt gegeben.

Technologiebranche droht Liquiditätskrise

Die Silicon Valley Bank war am Freitag kollabiert, weil sich beim Institut, das in Kalifornien bei Start-up-Unternehmen und in der Weinindustrie höchst beliebt war, die Buchverluste angehäuft hatten und die liquiden Mittel knapp wurden. Die Aufsichtsbehörden schritten überraschend schnell ein, stellten die Bank unter Bevormundung und gründeten ein neues Institut, die Deposit Insurance National Bank of Santa Clara.

Beobachter rechneten mit Panikreaktionen zu Wochenbeginn, wenn das Nachfolgeinstitut seine Türen öffnen würde, die neu kreierte Bank aber höchstens 250'000 Dollar pro Kunde auszahlen dürfte. Szenarien kursierten, wonach Technologieunternehmen in eine Liquiditätskrise geraten, und keine Löhne mehr auszahlen könnten.

Bereits wurde auf eine Ausdehnung der Krise auf weitere stark spezialisierte Regionalbanken spekuliert, die in den Silicon-Valley-Strudel gezogen werden könnten. Dabei fiel auch immer wieder der Name Signature Bank, die auch bei Anwälten höchst beliebt sein soll. Mit der Gründung eines Nachfolgeinstituts, das den Namen Signature Bridge Bank trägt, soll dieser Effekt nun vermieden werden.

Offen ist, ob sich die verunsicherten Investoren und Kunden angeschlagener Banken beruhigen lassen. Weitere Schritte könnten notwendig sein. Die Rede war am Sonntag von direkten Geldspritzen für gefährdete Institute durch Konkurrenzunternehmen; die Suche nach einem Käufer für die Überbleibsel der Silicon Valley Bank, die noch Ende 2022 Einlagen von gegen 195 Milliarden Dollar verwaltet hatte, blieb aber vorerst erfolglos.

Die Aufsichtsbehörden betonten derweil, dass die gefundene Lösung keine Steuergelder kosten würde und damit nicht einer Wiederholung der «Bailouts» während der Finanzkrise vor 15 Jahren gleichkomme. Die FDIC wird über ihre mehr als 5000 Mitgliederbanken finanziert. (aargauerzeitung.ch)

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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Harlekin (1)
13.03.2023 06:58registriert August 2022
Gewinne privatisieren und Verluste kollektivieren. The american Dream?
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Hadock50
13.03.2023 06:58registriert Juli 2020
Aufdicht braucht es keine...
Der Markt regelt das schon
😉😅🤡
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Opossum2
13.03.2023 11:14registriert Januar 2022
Alle die, die in meinem Alter sind, werden ein Déjà-vu haben, diese Situation haben wir alle zehn bis fünfzehn Jahre. Und dann pumpen wir alleine in der Schweiz Milliarden ins Bankensystem, damit alles einigermassen hält. In zwei, drei Jahren versichert man uns, dass dies mit irgendwelchen neuen Mechanismen von nun an nie mehr passieren würde, und dass man die Banken nicht zu stark regulieren dürfe, weil sie sonst international nicht mehr konkurrenzfähig seien usw. usf. Und die Banker klopfen sich im Kreis herum auf die Schulter und genehmigen sich erst mal einen dicken Bonus.
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