Der Zusammenbruch des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) hat am Freitag Schockwellen durch den Bankensektor gejagt. Die Kurse der grossen Geldhäuser an der Wall Street brachen zeitweise massiv ein, da Anleger ihre Einlagen zurückzogen. «Die Silicon Valley Bank ist nur die Spitze des Eisbergs», sagte Christopher Whalen von der Finanzberatung Whalen Global Advisors gegenüber «Bloomberg». Um die grossen Firmen mache er sich keine Sorgen, doch die kleineren «werden einen schweren Schlag einstecken müssen», so Whalen.
Die Silicon Valley Bank (SVB) wurde am Freitag von einer kalifornischen Regulierungsbehörde zwangsgeschlossen. Insidern zufolge war zuvor eine Not-Kapitalerhöhung gescheitert, die nach Milliardenverlusten aus dem Verkauf eines Anleiheportfolios nötig geworden war. Es ist die grösste US-Bankenpleite seit der Finanzkrise 2008. US-Finanzministerin Janet Yellen zeigte sich besorgt. Es gebe «Entwicklungen einige Banken betreffend, die ich sehr genau im Blick habe», sagte sie am Freitag vor einem Kongressausschuss.
Der Handel mit den Papieren des Instituts, das Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, blieb am Freitag vom Handel ausgesetzt. Am Donnerstag hatten sie rund 60 Prozent eingebüsst, vorbörslich hatten sich Verluste in ähnlicher Höhe angekündigt.
Die Angst vor um sich greifenden Problemen im Finanzsektor zog die Aktien der grossen US-Institute mit nach unten. «Viele Banken halten grosse Portfolios von Anleihen und steigende Zinsen machen diese weniger wertvoll. Die SVB-Situation erinnert daran, dass viele Institute auf grossen nicht realisierten Verlusten bei ihren festverzinslichen Beständen sitzen», sagte Russ Mould, Investmentexperte von AJ Bell. Der frühere US-Finanzminister Larry Summers bezeichnete die Stimmung in der Branche als «Überreaktion», so die «Welt». Er gehe von keinem systemischen Risiko für den Bankensektor aus, wenn die Krise der SVB vernünftig bewältigt und Kundengelder ausgezahlt würden.
Ganz unbemerkt bleibt das SVB-Aus bei anderen Banken dennoch nicht: Die Titel von Goldman Sachs fielen um gut vier Prozent, Morgan Stanley büssten zwei Prozent ein und Bank of America knapp ein Prozent. Die Aktien von JPMorgan drehten hingegen nach dem Eingreifen der Regulierer zwei Prozent ins Plus. Einige Analysten hatten den Kursverfall im Sektor als übertrieben bezeichnet. Die Probleme von SVB seien «zu speziell, um sie auf alle zu übertragen», sagte Ebrahim Poonawala, Analyst bei Bofa Securities in New York.
Ein abgeschwächtes Lohnwachstum linderte zumindest die Inflationssorgen und Ängste der Anleger vor weiteren grossen Zinsanhebungen der US-Notenbank am Freitag. Im Februar kamen in den USA 311'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 504'000 im Januar. Die Löhne stiegen im Monatsvergleich so gering wie zuletzt vor zwölf Monaten.
Händler preisten eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 40 Prozent für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die Fed in diesem Monat ein, verglichen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zuvor. Das machte dem Dollar zu schaffen. Im Gegenzug legte der Euro um 0.6 Prozent auf 1.0639 Dollar zu. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds sank auf knapp 3.70 Prozent.
Auch in der Schweiz spürte man die Nachricht aus den USA: Der Swiss Market Index (SMI) schloss eine sowieso schon schlechte Woche am Freitag im Minus ab. Der SMI schloss den Tag 1,68 Prozent tiefer bei 10'765 Punkten. Es war somit die schwächste Woche seit September 2022 – mit einem Wochenminus von 3,8 Prozent. Das am Nachmittag erzielte neue Jahrestief bei 10'720 lag gar unter dem Schlussstand von Ende 2022. Insbesondere die Bankaktien verloren: Grösste Verliererin war die Credit Suisse, deren Aktie am Freitagabend noch 2.50 Franken wert war – ein Allzeittief. Auch Julius Bär und die Partners Group verloren.
Verwendete Quellen:
(lak/t-online)
Verbranntes Hitzeschild
Sir-Smack-A-Lot
Silly Bank wurde von Forbes im Feb23 noch unter den besten Banken in USA auf den ersten(sic)Platz gevoted.
Expertenwissen halt, die gleichen Experten sagen euch nächste Woche alles wird gut.