In vielen Teilen der Welt ist der Frieden in weite Ferne gerückt. Konfliktzonen breiten sich immer weiter aus. Gefährlich geworden ist infolge des Gaza-Kriegs nun auch die Meerenge Bab al-Mandab – ein der wichtigsten Schifffahrtslinien der Welt. Handelsschiffe nutzen die Meeresstrasse, welche das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet, um den Suezkanal zu durchqueren und Güter von Asien nach Europa zu transportieren. Doch nicht nur. Die Meeresenge ist auch ein Nadelöhr, durch das täglich 3 Millionen Barrel Rohöl aus Saudi-Arabien, Kuwait oder Katar geschleust werden.
Eigentlich.
Denn seit Wochen greifen die Huthi-Rebellen aus Jemen Frachter im Roten Meer mit Drohnen und Raketen an – und stören zusehends den Welthandel.
Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz zielt seit Wochen auf Schiffe von Staaten ab, die Israel unterstützen. Angegriffen wurde letzten Freitag das Schweizer Containerschiff MSC PALATIUM III, das unter liberianischer Flagge fuhr und auf dem Weg nach Israel gewesen sei, wie die Rebellen erklärten. Die Besatzung habe eine Warnung ignoriert.
Viele Containerschiffe fahren aufgrund der Angriffe aktuell lange Umwege ums Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas. Die weltgrössten Containerschiff-Reedereien wie Maersk, Evergreen oder CMA sowie auch der Ölgigant BP leiten ihre Schiffe und Tanker so lange um, bis die Passage wieder sicher ist.
Rund zwölf Prozent des Welthandels laufen über das Rote Meer. Rund 20'000 Schiffe passieren den Suezkanal pro Jahr. Die Alternativroute rund um Afrika wird Lieferungen verzögern. «Ein Schiff braucht im Schnitt von Asien nach Europa zwischen 30 und 40 Tagen», sagt Dominique Nadelhofer, Sprecher von Kühne + Nagel, dem grössten Schiffslogistiker der Welt mit Sitz in der Schweiz, gegenüber SRF. «Wir rechnen damit, dass das Schiff zwischen zehn und 15 Tagen länger unterwegs ist.» Zudem verursacht der Umweg zusätzliche Treibstoffkosten. Der schwedische Möbelriese Ikea hat bereits vor möglichen Lieferverzögerungen und sogar leeren Regalen wegen der Umfahrung gewarnt.
Die Huthi-Rebellen drohen inzwischen, jedes Schiff auf dem Weg nach Israel anzugreifen, solange nicht der Transport von mehr Lebensmitteln und Medikamenten in den Gazastreifen erlaubt wird. Die USA wollen mit internationalen Einsatztruppen gegen die Angriffe im Roten Meer vorgehen. Die jemenitische Miliz «greift den Wohlstand und das wirtschaftliche Wohlergehen von Nationen auf der ganzen Welt an», sagte Pentagon-Sprecher Ryder. Die Huthi-Rebellen seien «Banditen auf der internationalen Autobahn, dem Roten Meer». Daraufhin legte sich der Huthi-Rebellen-Anführer Abdel-Malik al-Huthi in einer Rede mit der Weltmacht an. Er drohte, das Rote Meer in einen neuen Kriegsschauplatz zu verwandeln. «Wenn die USA den Jemen angreift, dann wird etwas Schlimmeres als in Afghanistan und Vietnam eintreten», so der Huthi-Chef.
Vor gut drei Jahren kam es im Suezkanal zu einer mehrtägigen Blockade durch das Containerschiff «Ever Given». Ein einziges Schiff legt Teile der Weltschifffahrt lahm – und kostete die Weltwirtschaft Milliarden. Und man zeigte sich besorgt darüber, dass der Suezkanal für Terroristen künftig interessant sein könnte.
(cst, mit Material der Nachrichtenagentur sda)