Das Weisse Haus bezeichnet das Rohstoffabkommen mit der Ukraine als «historisch». Parallel dazu streckt US-Präsident Donald Trump seine Finger nach Grönland aus. In beiden Ländern spielen kritische Rohstoffe, darunter vor allem seltene Erden, eine zentrale Rolle. In Grönland wie in der Ukraine gibt es davon grosse Vorkommen. Sie gelten als Gold der Zukunft.
Mit Trumps Präsidentschaft hat der Kampf um Rohstoffe ernsthaft eingesetzt. Einerseits will er sie für die USA sichern. Andererseits hat er mit Strafzöllen in der Höhe von 145 Prozent gegenüber China eine weltweite Verknappung provoziert: China stoppte als Gegenmassnahme den Export von seltenen Erden und von Produkten mit seltener Erde. Und zwar in alle Länder, also auch in die Schweiz.
Das wird zum Problem. China hat ein Quasimonopol bei seltenen Erden. 2024 förderte das Land 70 Prozent aller seltenen Erden. Bei der Produktion liegt der Marktanteil oft noch höher. Bei Magneten etwa, die in Flugzeugen, Windrädern und militärischen Ausrüstungen eingesetzt werden, liegt er bei fast 100 Prozent. Magnete müssen temperaturbeständig sein. Dafür braucht es Samarium, eines der siebzehn Metalle, die zu den seltenen Erden gehören.
Auch die Schweiz spürt die Folgen. Hunderte von Schweizer Unternehmen dürften von Chinas Ausfuhrverbot betroffen sein, sagt Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor von Swissmem, dem Verband der Tech-Industrie. Schweizer Unternehmen importieren zwar nur geringe Mengen an seltenen Erden in Rohform: 100 Kilogramm, vor allem aus China. Bei Produkten, die mit seltenen Erden veredelt sind, sieht es aber anders aus: Die Schweiz importiert 174 Tonnen.
Dass sie das vorwiegend aus der EU tut, könnte zu einem zusätzlichen Problem werden, befürchtet Swissmem. «Die EU hat kein Freihandelsabkommen mit China», sagt Vizedirektor Kohl. «Deshalb könnte es sein, dass sich Schweizer Unternehmer plötzlich fragen müssen: Wie kommen wir zu Magneten aus der EU mit seltener Erde aus China?»
Für Kohl ist die Situation sehr fragil. «Die Unsicherheit ist gross», sagt er. «Es besteht das Risiko einer politischen Eskalation. Zieht China die Ausfuhrrestriktionen gegen alle Länder konsequent durch, hat das kurz- bis mittelfristige Verwerfungen zur Folge.»
Auf Verwerfungen dieser Art ist die Schweiz schlecht vorbereitet. Zwar hat der Bundesrat noch am 13. Dezember 2024 einen Bericht zur «Versorgung der Schweizer Industrie mit mineralischen Rohstoffen für die Energiewende» verabschiedet. Darin ist aber nichts zu lesen von einer dramatischen Verknappung kritischer Rohstoffe und seltener Erden, wie sie mit Trumps Präsidentschaft drohen könnte.
Zu lesen ist nur ein wenig alarmierender Satz: «Geopolitische Spannungen und umweltpolitische Bestrebungen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die grossen Wirtschaftsblöcke USA, EU und China die Absicherung ihrer Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu stärken versuchen.»
Für Swissmem unverständlich. «Der Bundesrat verabschiedet den Bericht des Seco quasi am Vorabend von Donald Trumps neuem Zollregime», sagt Vizedirektor Kohl. Er betont: «Man hätte Trumps Wahlversprechen ernster nehmen können. Wenn ein möglicher Tsunami bevorsteht, darf man Negativszenarien – nämlich dass andere Staaten, namentlich China, auf Zölle der USA reagieren – nicht ausblenden.»
Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter formuliert die Kritik noch härter. Sie war es, die 2020 einen Bericht vom Bundesrat einforderte zur drohenden Verknappung von kritischen Rohstoffen und seltenen Erden. Heute ist sie ernüchtert. «Es findet ein globaler politischer Kampf um seltene Erden statt», sagt sie. «Nur die Schweiz findet, es gebe keinen Handlungsbedarf. Damit bewegen wir uns ins Abseits und gefährden unsere Versorgungssicherheit.»
Die Wirtschaft sieht den Bundesrat in der Pflicht. «Da es hier um hoheitliche Entscheide von China geht, ist die Politik gefordert», sagt Jean-Philippe Kohl. «Die Schweiz sollte auf diplomatischer Ebene versuchen, Ausfuhrausnahmen zu erreichen.» Dabei werde die Schweiz betonen, dass sie «nicht als Umgehungsdrehscheibe» fungiere.
Dass Aussenminister Ignazio Cassis Ende April in China weilte und dort Aussenminister Wang Yi traf, ist für Swissmem ein «wichtiges Zeichen». Es zeige, sagt Vizedirektor Kohl: «Wir sind nicht Teil eines Blocks und wollen mit allen Handel treiben und Hürden abbauen.» Die Schweiz habe mit China langjährige gute diplomatische Beziehungen und arbeite daran, das Freihandelsabkommen weiterzuentwickeln.
Was sagt das Staatssekretariat für Wirtschaft zur Kritik, das Problem zu wenig ernst genommen zu haben? «Das Seco und die beteiligten Ämter haben sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und eine Bestandsaufnahme der bestehenden Herausforderungen erstellt», schreibt es. Als Massnahme sehe man etwa vor, die Import- und Versorgungsdaten regelmässig zu analysieren und zu aktualisieren. Auch solle die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Institutionen enger werden. Man wolle die Transparenz im Rohstoffsektor erhöhen.
Albert Rösti, Bundesrat, SVP
Hat man aber nicht/ wieso eigentlich?
Hier auf Watson konnten sich viele (darunter auch ich) nicht vorstellen, dass die Amerikaner so unverantwortlich sein würden, jemanden wiederzuwählen, der nur Chaos und Antidemokratie sät.
ABER auf der rechten Seite?
Hatte die SVP/FDP von Rösti wirklich die Illusion, dass dies leere Worte waren?
Dass er eine Marionette war, die von ihnen gelenkt wurde?
Und sie geben die Fehleinschätzung immer noch nicht zu !