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Donald Trump erhöht Zölle für China und gewährt 75 Ländern Frist

epa12006232 US President Donald Trump gestures during a tariff announcement in the Rose Garden of the White House in Washington, DC, USA, 02 April 2025. Trump plans to roll out tariffs on global tradi ...
Donald Trump hat die Zölle für China nochmals erhöht.Bild: EPA BLOOMBERG POOL

Trump rudert im Zollstreit zurück – nur gegenüber China bleibt er hart

09.04.2025, 21:2310.04.2025, 07:21
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US-Präsident Donald Trump rudert zurück und setzt bestimmte gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus. Dies kündigte er am Mittwoch in einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social an. Während der Pause solle ein universeller Zollsatz von 10 Prozent gelten.

Für China gilt das nicht – auf chinesische Einfuhren verhängte Trump stattdessen noch einmal höhere Zölle. Der Zoll steige mit sofortiger Wirkung auf 125 Prozent, kündigte Trump ebenfalls auf Truth Social an. Er begründete den neuen, gut 20-prozentigen Aufschlag für Peking mit dem «Mangel an Respekt, den China für die Weltmärkte gezeigt» habe.

Trump geht jedoch nach wie vor davon aus, dass man mit China eine Lösung finden werde. «China will einen Deal machen», ist er überzeugt. «Sie wissen nur nicht so recht, wie sie es angehen sollen.» Die Chinesen seien «ein stolzes Volk» und Präsident Xi Jinping «ein stolzer Mann», betonte Trump. Das Land werde aber «schon einen Weg finden».

Die USA hatten zuletzt in einem ersten Schritt neue pauschale Zölle von zehn Prozent auf Importe aus fast allen Ländern eingeführt. Für viele Staaten wurden in einem zweiten Schritt je nach Handelsdefizit noch einmal deutlich höhere sogenannte reziproke Strafabgaben eingeführt. Auf Staaten der EU in die USA wurden damit neue Zölle von insgesamt 20 Prozent fällig, für die Schweiz sogar von 31 Prozent.

Nach grossen Turbulenzen an internationalen Börsen lenkte Trump nun offenbar ein. US-Regierungsvertreter legten nahe, die Pause gelte für die länderspezifischen Zölle in unterschiedlicher Höhe. Der zuvor in Kraft getretene einheitliche Zollsatz in Höhe von zehn Prozent für alle Länder bleibe während der Pause bestehen.

Trumps Masterplan

Während der 90-tägigen Pause soll es Verhandlungen mit den betroffenen Staaten geben. Trumps Ziel war es von Beginn an unter anderem, Länder mit Hilfe der Zölle dazu zu zwingen, Handelsbarrieren für Einfuhren aus den USA abzubauen.

US-Finanzminister Scott Bessent bemühte sich, das Vorgehen Trumps als Erfolg darzustellen. Es sei dessen Strategie gewesen, die mehr als 75 Länder dazu gebracht habe, an den Verhandlungstisch zu kommen. Bessent ging auch auf die Marktschwankungen ein, die Trumps Zollpolitik in den vergangenen Tagen verursacht hatte. Die Börsen bekämen nun mehr Gewissheit, argumentierte er.

Gegenüber CNN erklärt Bessent, das Vorgehen sei von Anfang an Trumps «Masterplan» gewesen. Er habe damit die Nationen zu Verhandlungen animieren wollen. Trump selbst erklärte später im Weissen Haus, die Zollpause habe er wegen der Nervosität der Menschen beschlossen. «Die Leute wurden ein bisschen ängstlich.» Gleichzeitig spricht er vom «grössten Tag der Finanzgeschichte».

Euphorie an der Börse

Tatsächlich reagierten die US-Börsen in New York sofort: Der dortige Leitindex Dow Jones Industrial notierte zuletzt 6,9 Prozent höher bei 40'228 Punkten. Die von den grossen Technologieaktien dominierte Nasdaq gewann sogar gut 10 Prozent auf 16'888 Punkte. Auch die Öl-Preise stiegen nach der Ankündigung wieder.

Die zuletzt arg gebeutelten Aktien der «Glorreichen Sieben», der sieben bedeutendsten US-Tech-Unternehmen, sprangen in Reaktion auf die Trump-Ankündigungen kräftig an. Amazon, Meta, Nvidia, Alphabet, Microsoft, Apple und Tesla verbuchten zum Teil zweistellige Kursaufschläge. Noch stärker profitierten die Aktien von US-Fluggesellschaften. So schnellten die Papiere von Delta Air Lines und United Airlines um rund ein Fünftel nach oben.

Die zuvor erheblich unter Verkaufsdruck stehenden Papiere aus der US-Pharmaindustrie erholten sich ebenfalls deutlich. Eli Lilly, Pfizer, Merck & Co und Johnson & Johnson notierten zuletzt zwischen 1 und 2 Prozent im Plus.

Schwächerer Franken, Bitcoin legt zu

Die Zollpause dürfte sich am Donnerstag auch positiv auf den Aktienhandel in der Schweiz auswirken. Nachbörslich legt der Swiss Market Index (SMI) gemäss den Berechnungen von IG um rund 7 Prozent zu. Am Mittwoch hatte er wegen des Zollstreits gut 4 Prozent verloren.

Im Gegenzug gibt der Franken, der im Tagesverlauf wegen seiner Eigenschaft als «sicherer Hafen in unsicheren Zeiten» markant an Wert gewonnen hatte, nun deutlich nach. Der USD/CHF-Kurs ist entsprechend hochgeschnellt auf 0,8553, nachdem das Tagestief bei unter 0,84 lag. Der EUR/CHF-Kurs stieg ebenfalls deutlich auf 0,9373, nachdem er im Tageslauf beinahe ein neues Allzeittief erreicht hatte.

Der Bitcoin ist derweil über 81'000 US-Dollar geklettert. Vor den Äusserungen Trumps hatte er noch deutlich weniger als 78'000 Dollar gekostet.

(vro/sda/dpa/afp)

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Trump zu Zoll-Deal: Länder «küssen mir den Arsch»
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237 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Liebu
09.04.2025 21:36registriert Oktober 2020
Ich denke hier wird Insiderhandrl betrieben.
Erst verkaufen sie Aktien usw. Dann haut Trump die Zölle raus.
Dann wird wieder gekauft, worauf er die Zölle vertagt.
Dann wird wider verkauft und er überlegt es sich doch wieder anders.
Dann……..
Das ist das einzige das Sinn macht.
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So oder so
09.04.2025 21:34registriert Januar 2020
ERINNERUNG: Erst vor zwei Tagen wurde Trump gefragt, ob er einer Pause zustimmen würde. Seine Antwort lautete: „Das ziehen wir nicht in Erwägung.“ Trump hat gerade bewiesen, dass er keinen Plan hat und von einer Krise in die nächste schlittert – und das alles selbst verursacht.
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fritzfisch
09.04.2025 21:38registriert Januar 2018
Nun also eine Zoll Pause. Der Schaden ist längst angerichtet und kaum mehr wieder gutzumachen. Die Amerikaner haben bewiesen dass sie kein verlässlicher Partner sind. Denen welche nun nicht alles daran setzen sich so schnell wie möglich so unabhängig wie möglich von den USA und deren Diktator in spe zu machen, ist nun wirklich gar nicht mehr zu helfen. Die USA ist wahrlich ein kaputtes Land. Abe das ist ja allerspätestens klar seit ein Typ wiedergewählt wurde der noch vor ein paar Jahren einen Staatsstreich versuchte. Wahn wähnt sich irgendwie in den 1930er Jahren.
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