Die staatliche Intervention an Chinas Börsen weckt Zweifel an der Entschlossenheit der Regierung, dringend nötige Reformen umzusetzen. Nach einem Handelsauftakt am Mittwoch im Plus lagen die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen gegen Mittag wieder leicht im Minus.
Die neue Talfahrt hatte am Montag mit dem grössten Tagesverlust seit acht Jahren angefangen. Hintergrund waren Sorgen über einen Rückzug der staatlichen Unterstützung und schlechte Nachrichten aus der Realwirtschaft.
Experten rechnen damit, dass Chinas Aktienmärkte noch über Monate grösseren Schwankungen ausgesetzt sein werden, weil sie jetzt extrem von staatlicher Unterstützung abhängig seien. «Schon die kleinsten Hinweise auf einen möglichen Rückzug des Staates aus den Märkten können zu Panikverkäufen führen», sagte die Wirtschaftsexpertin Sandra Heep vom Berliner China-Institut Merics in Peking.
Der Parteistaat habe mit seinen umfangreichen Interventionen «eine neue Quelle der Instabilität geschaffen», sagte Heep. Niemand wisse, wie lange die staatliche Unterstützung anhalten oder wie die Märkte bei einer Verringerung der Hilfe reagieren werden.
Seit vergangenem Monat hatten Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt hingelegt: Getrieben von Privatanlegern, die in grossem Stil Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni begann dann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert. Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, zunächst die Kurse zu stabilisieren. (egg/sda/dpa)