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Gestorben trotz Corona-Impfung: Studie zeigt, wer gefährdet ist

ARCHIV - Ein Intensivpfleger betreut hinter einer Schleuse auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel in Berlin einen Corona-Patienten. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Covid-Station: Auch gegen Corona geimpfte Menschen können in seltenen Fällen an der Infektion sterben.Bild: sda

Geimpft und trotzdem an Corona gestorben: Studie zeigt, wer gefährdet ist

Ein Tod durch Covid-19 trotz Impfung ist extrem selten, aber möglich. Forscher aus Schottland haben nun dieses Risiko ermittelt. Welche Vorerkrankungen dabei eine Rolle spielen.
14.11.2021, 11:25
Melanie Rannow / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die meisten Geimpften sind sehr gut geschützt vor Corona. Doch einen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem Virus bieten die derzeitigen Impfstoffe nicht. Das zeigt aktuell die steigende Zahl der Impfdurchbrüche. Hinzu kommt: Der Immunitätsschutz nimmt mit der Zeit langsam ab.

Auch die Impfquote steigert das Risiko für Impfdurchbrüche. «Dass im Laufe der Zeit mehr Impfdurchbrüche verzeichnet werden, ist erwartbar, da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich SARS-CoV-2  derzeit wieder vermehrt ausbreitet», erklärt das Robert Koch-Institut (RKI) dazu in seinem Wochenbericht. Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen. Meist bemerken die Betroffenen ihre Ansteckung kaum oder gar nicht. In der Regel sind die Symptome mild.

Die Corona-Impfung senkt das Risiko für einen schweren Verlauf zwar deutlich, aber nicht auf null. So erkranken Geimpfte selten auch schwer an Covid-19. Noch seltener aber enden solche schweren Verläufe tödlich. Eine neue Studie, die im Fachblatt «The Lancet» veröffentlicht wurde, hat das Covid-Sterberisiko für Geimpfte ermittelt. Es zeigt sich: Nicht alle Menschen haben das gleiche Risiko, trotz Impfung an Covid-19 zu erkranken oder gar zu sterben.

Wie wahrscheinlich ist ein Covid-Tod trotz Impfung?

Forscher von verschiedenen Universitäten Schottlands haben nach der Antwort auf die Frage gesucht: Was sind die Gründe dafür, dass Menschen trotz doppelter Impfung an Covid-19 sterben?

Dafür werteten sie die Datenlage in ihrem Land aus. Insgesamt starben 0.007 Prozent (236 Menschen) der vollständig Geimpften an Covid-19. Davon hatten 47 Personen den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten und 188 Personen Astrazeneca. Das Vakzin von Moderna wurde keinem der Covid-19-Toten verabreicht, es wurde daher in dieser Studie nicht berücksichtigt.

Info
Zum Untersuchungszeitpunkt am 18. August 2021 waren in Schottland 73.6 Prozent der Bevölkerung (3'273'336 Menschen) vollständig gegen Covid-19 geimpft.

Das mittlere Alter der Corona-Toten lag bei 79.5 Jahren. 61.8 Prozent von ihnen waren Männer.

Mindestens eine weitere Todesursache bei 97 Prozent

Bei 230 der Corona-Toten (97 Prozent) wurde mindestens eine weitere Todesursache zusätzlich zu Covid-19 aufgeführt. Durchschnittlich wurden 2.9 Todesursachen neben Covid-19 auf den Totenscheinen vermerkt. Die Spanne reichte von einer bis acht weiteren Todesursachen.

Zu den häufigsten Todesursachen gehörten:

  • chronische Herzerkrankungen,
  • chronische Nierenerkrankungen,
  • Diabetes  mellitus,
  • chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und
  • Vorhofflimmern.

Nach Berechnungen der Wissenschaftler steigt das Risiko, trotz Impfung an Covid-19 zu sterben, mit der Zahl der chronischen Erkrankungen. So hatten Männer und Frauen mit mehr als fünf sogenannten Komorbiditäten ein zehnmal höheres Risiko zu sterben als Menschen ohne Vorerkrankungen. Generell waren Männer 2.7-mal gefährdeter als Frauen.

Auch hatten die Personen, bei denen erst im Krankenhaus klar wurde, dass sie an Covid-19 erkrankt sind, ein gut zehnmal höheres Sterberisiko als diejenigen, die ambulant diagnostiziert wurden.

Hygienemassnahmen bleiben wichtig

Das Fazit der Studienautoren lautet: Covid-19-bedingte Todesfälle unter vollständig Geimpften sind extrem ungewöhnlich. Am häufigsten sterben Menschen, die älter als 75 Jahre sind und mehrere Vorerkrankungen haben. Damit gehören sie zu den Hochrisikogruppen von Covid-19.

Besonders für ältere, chronisch Kranke ist es daher umso wichtiger, dass sie sich mit allen Mitteln vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen und die Vorsichtsmassnahmen weiter einhalten.

Dazu zählt auch die Auffrischungsimpfung gegen Covid-19. Gerade bei den Älteren liegt die Immunisierung schon länger zurück. Generell fallen ihre Abwehrkräfte gegen Corona in der Regel von vornherein schwächer aus als bei jungen gesunden Menschen. Auch das Immunsystem reagiert weniger stark auf den Impfstoff. Eine Booster-Impfung ist für alle Menschen sinnvoll – kann für Ältere aber lebensrettend sein.

Verwendete Quellen:

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Herr Impfexperte, was wird uns da eigentlich gespritzt?
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137 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chrimark
14.11.2021 11:40registriert November 2016
"Am häufigsten sterben Menschen, die älter als 75 Jahre sind und mehrere Vorerkrankungen haben. Damit gehören sie zu den Hochrisikogruppen von Covid-19."
Also eigentlich in etwa die gleiche Gruppe, die schon ungeimpft das grösste Risiko hatte und die auch bei anderen Erkrankungen das grösste Risiko hat.
Also nichts vom wegen Impfung nützt ja nichts, liebe Schwurbler.
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Haarspalter
14.11.2021 12:01registriert Oktober 2020
Ist jetzt nicht ganz überraschend:
Die aufgezählten Co-Morbiditäten Herzkrankheiten, Diabetes etc. sind wohl auch ausserhalb von Covid bekannte Risikofaktoren für einen tödlichen Ausgang bei jeglicher schweren Erkrankung.

Was mich interessieren würde (war jetzt aber nicht das Thema dieser Studie):

Sind junge ungeimpfte Raucher vermehrt gefährdet für einen schweren Covid-Verlauf mit Notwendigkeit zur Hospitalisation, im Vergleich zu jungen ungeimpften Nichtrauchern, oder sogar zu älteren geimpften Nichtrauchern?

Immerhin sind 23% der erwachsenen Bevölkerung hierzulande Raucher.
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Kleine Hexe
14.11.2021 17:25registriert März 2017
„Auch die Impfquote steigert das Risiko für Impfdurchbrüche.“
An diesem Satz ist so viel falsch. Wenn es stimmen würde, wäre es erstens nicht die Impfquote, sondern die steigende Impfquote. Diese steigert aber nicht das Risiko für Impfdurchbrüche, sondern die absolute Zahl von Impfdurchbrüchen. Also die Wahrscheinlichkeit, dass Impfdurchbrüche festgestellt werden. Das Risiko für Impfdurchbrüche steigt dadurch aber nicht.
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