Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, dürfte jeder Mensch jährlich nur 2,1 Tonnen CO₂ ausstossen. Doch Personen des reichsten Prozents der Weltbevölkerung – rund 77 Millionen Menschen – haben dieses Budget bereits in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres verbraucht. Die internationale Organisation Oxfam nennt den 10. Januar daher den «Pollutocrat Day».
Ab einem kaufkraftbereinigten Einkommen von etwa 140'000 US-Dollar gehört man laut Oxfam zum reichsten Prozent der Erdbevölkerung. Umgerechnet entspricht das einem Jahreslohn von etwa 141'000 Franken in der Schweiz.
Laut der britischen Hilfs- und Entwicklungsorganisation stösst eine Person aus diesem reichsten Prozent durchschnittlich 76 Tonnen CO₂ pro Jahr aus. Zum Vergleich: Menschen aus den ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung verursachen pro Jahr nur etwa 0,7 Tonnen CO₂. Personen dieser Gruppe benötigen also etwa drei Jahre, um auf denselben CO₂-Ausstoss zu kommen, den Personen des reichsten Prozents in 10 Tagen verursachen.
Ein signifikanter Teil der Emissionen des reichsten Prozents stammt aus Konsumgütern der Luxusklasse wie Privatjets und Superyachten. Zum Beispiel verbringen laut einer früheren Oxfam-Studie die beiden Privatjets von Amazon-Gründer Jeff Bezos jährlich etwa 25 Tage in der Luft und stossen dabei so viel CO₂ aus, wie ein durchschnittlicher Amazon-Mitarbeiter in 207 Jahren.
Ein weiteres Beispiel sind die drei Superyachten der Walton-Familie, den Eigentümern von Walmart. Diese Yachten verursachen gemeinsam etwa 18'000 Tonnen CO₂ pro Jahr – so viel wie 1714 Walmart-Mitarbeitende zusammen.
Oxfam kritisiert diese Ungleichheit scharf und fordert deshalb ein Verbot oder zumindest eine hohe Strafbesteuerung von emissionsintensiven Luxusgütern. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste das reichste Prozent seine Emissionen bis 2030 um 97 Prozent reduzieren. Stattdessen prognostiziert Oxfam jedoch nur eine Senkung um etwa 5 Prozent.
Laut dem «Emissions Inequality Calculator» des Stockholmer Umweltinstituts waren 2019 die reichsten 0,1 Prozent für 4,5 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Die darauf folgenden 0,9 Prozent für 11,3 Prozent. Damit ist das reichste Prozent der Welt für 15,8 Prozent aller Emissionen verantwortlich.
Die nächst wohlhabendsten 9 Prozent – wozu ein Grossteil der arbeitenden schweizerischen Bevölkerung gehören dürfte – sind für 34 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Pro Person verursacht diese demografische Gruppe einen Ausstoss von etwa 18 Tonnen CO₂ pro Jahr. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Schweizer, die durchschnittliche Schweizerin stösst jährlich etwa 14 Tonnen CO₂ aus.
Die nächste Einkommensklasse, die sogenannten «mittleren 40 Prozent», sind für weitere 43 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Das bedeutet, dass die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung, etwa 3,9 Milliarden Menschen, nur knapp 8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verursachen.
Der grösste Teil davon lebt in Sub-Sahara-Afrika und in Asien, alleine in Indien sind es über 1 Milliarde. Deshalb argumentiert Oxfam, dass der globale Norden Ländern im globalen Süden etwa 5 Billionen US-Dollar an Klimaschulden und Reparationen schuldet. Zurzeit fliessen dafür etwa 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus dem globalen Norden an Länder aus dem globalen Süden.
Wenn man bedenkt, wie viele Jahre man Autofahren kann, bis man gleichviel CO2 ausgestossen hat, wie die mit ihren Privatjets nach einem einzigen Flug...