Die Weltklimakonferenz in Madrid hat sich am Sonntag nach einer 40-stündigen Verlängerung zwar auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt. Die ist aber zahnlos:
Der Unmut nach dem Gipfel ist gross: «Eine Klimakonferenz für nichts. Trotz noch nie dagewesener Proteste und glasklarer wissenschaftlicher Erkenntnisse kommt die Staatengemeinschaft und mit ihr die Schweiz an der rekordlangen COP25 in Madrid nicht vom Fleck», schreibt Greenpeace in einer Mitteilung.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga äussert sich auf Twitter: «Ich bin enttäuscht von den Ergebnissen»:
Ich bin enttäuscht von den Ergebnissen der Weltklimakonferenz. Wir haben uns für klare Marktregeln eingesetzt, die auch wirklich greifen. Die Schweiz ist jetzt umso mehr gefordert, mit starken Klimaschutzmassnahmen im Inland voranzugehen. #COP25https://t.co/ZTCx8wHoOF
— Simonetta Sommaruga (@s_sommaruga) December 15, 2019
What kind of warning, what kind of scientific evidence are our leaders waiting for? How many million people need to be marching on the streets before you act?
— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) December 14, 2019
Please tell us, we would really like to know.#COP25
Luisa Neubauer, führende Aktivistin der Klimabewegung Fridays For Future, erklärte, die Regierungen seien damit gescheitert, ihre Ambitionen der Krisenrealität anzupassen. «Die COP25 lässt uns nach einem Jahr mit beispiellosen Klimaprotesten ohne signifikanten Fortschritt zurück.»
Die Hilfsorganisation Brot für die Welt machte insbesondere den Industriestaaten schwere Vorwürfe. «Es ist extrem verantwortungslos, egoistisch und kurzsichtig, dass sie Finanzzusagen gegenüber den ärmsten Staaten für die Bewältigung von Klimaschäden verwehren», bilanzierte die Organisation.
Sven Harmeling von der Organisation Care fragte: «Wie laut muss noch demonstriert werden, wie viele Warnungen muss die Wissenschaft noch aussprechen, wie viele junge Leute müssen ihre ganze Energie dafür aufwenden.»
Um Regeln für den internationalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften - er soll Industriestaaten ermöglichen, ihre Ziele fürs Einsparen von Treibhausgasen teilweise im Ausland zu erreichen, sprich: Sich Klimaschutz anderswo zu kaufen. Dazu gelang keine Einigung. Nicht nur die deutsche Bundesregierung hatte die Haltung vertreten: Hier lieber gar nichts machen, als es schlecht zu machen. «Der Angriff auf die Integrität des Pariser Abkommens ist abgewehrt worden», lobt auch Klimapolitik-Experte Christoph Bals von Germanwatch. Schlimmes verhindern kann manchmal fast wie Fortschritt wirken.
Wie immer ging es auch ums Geld. Hurrikans, Starkregen und Dürren haben auch in diesem Jahr vielen ärmeren Ländern wieder schwer zugesetzt. Viele von ihnen zeigten sich zum Abschluss schwer enttäuscht - Optimisten glauben aber, dass Schäden durch Extremwetter, die der Klimawandel verstärkt, in Folge der diesjährigen Beschlüsse in Zukunft eine deutlich grössere Rolle spielen können.
(amü/sda)
Die Australier brauchen wohl noch ein paar Dürren und Waldbrände mehr, bis sie verstehen.