UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Iran und die Türkei aufgefordert, die irakische Regierung bei der Eindämmung des Terrorismus zu unterstützen. Er habe mit Regierungsvertretern beider Länder gesprochen, sagte er in einem Interview der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Freitag.
Gleichzeitig müsse sich die irakische Regierung aber bemühen, für alle Bevölkerungsgruppen da zu sein und den Dialog mit ihnen zu vertiefen. Ban sprach deshalb auch mit dem irakischen Premierminister Nuri al-Maliki.
Die Sunniten im Irak werfen dem Schiiten al-Maliki seit langem vor, sie in Politik, Verwaltung und den Sicherheitskräften zu benachteiligen. Bei ihrem Vormarsch auf Bagdad fand die Dschihadistengruppe ISIS daher auch Unterstützung bei vielen gemässigten Sunniten.
Die Dschihadisten im Irak haben nach Angaben der US-Regierung die einstige Chemiewaffenfabrik besetzt, in welcher der frühere Machthaber Saddam Hussein Giftgase herstellen liess. Die Islamistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Grosssyrien (Isis) habe den Komplex al-Muthanna besetzt, erklärte die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Jen Psaki, am Donnerstag in Washington.
Allerdings ging Psaki nicht davon aus, dass die ISIS in der Lage ist, dort Chemiewaffen zu produzieren, weil das dort lagernde Material veraltet ist. Der Komplex liegt rund 70 Kilometer nordwestlich der irakischen Hauptstadt Bagdad.
Seit Anfang der 1980er Jahre waren dort nach Angaben des US-Geheimdienstes CIA Chemiewaffen wie Senfgas und das Nervengas Sarin produziert worden. Während des Iran-Irak-Krieges wurde das Chemiewaffenprogramm demnach ausgebaut. 1987 wurden dort laut CIA 209 Tonnen Sarin hergestellt, 1988 waren es 394 Tonnen.
Den Angaben zufolge wurde die Anlage nach dem ersten Golfkrieg geschlossen. Anfang der 1990er-Jahre wurden dort die Massnahmen des Iraks zur Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände überwacht.
Psaki erklärte, Washington sei bei jeder Einnahme militärischer Anlagen durch Isis besorgt. Jedoch gingen die USA nicht davon aus, dass die Anlage militärisch relevantes Material für chemische Waffen beherberge. «Und es wäre sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, das Material sicher wegzubewegen.»
Wegen der Kämpfe im Irak hat das zweitgrösste Ölunternehmen des Landes die Produktion heruntergefahren. Wie heute aus Firmenkreisen der staatlichen North Oil Company in Kirkuk verlautete, werden zum ersten Mal seit 2003 nicht mehr 650'000 Barrel täglich gefördert.
Stattdessen fördere das Unternehmen nur noch 300'000 Barrel (je 159 Liter). Grund seien der Betriebsstopp der umkämpften Raffinerie in Baidschi, die von dem Unternehmen versorgt wurde, sowie die Unterbrechung der Exporte von Rohöl aus dem Norden. Nun werde nur noch für den irakischen Markt gefördert, hiess es, etwa um Benzin zu produzieren. (rar/rey/sda/afp)