Er war einer der liebenswürdigsten Menschen der deutschen Medienbranche. Er ätzte trotzdem gerne gegen Heidi Klum und prügelte sich verbal mit Til Schweiger. Und: Der Moderator und Autor Roger Willemsen glänzte auch im Schweizer Fernsehen, als er von 2004 bis 2006 durch den «Literaturclub» führte. Die Literaturwissenschaftlerin Corina Caduff, die damals im «Literaturclub» mitargumentierte, schreibt uns:
«Er war ein hinreissender Gesprächspartner, vor der Kamera und auch neben ihr, warm und extrem leistungsfähig. Einmal sagte er, wie verrückt doch das Wort ‹mutterseelenallein› sei, und wir studierten an einer möglichen Etymologie herum. Er war Personen und Dingen leidenschaftlich zugewandt, ohne sich in sie bis ins Letzte zu involvieren. Er blieb frei, ein wahrhaft Autonomer, ein Hochbegabter, ein Einzigartiger.»
Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen.
Beliebt waren vor allem seine essayistischen Reisebücher. 2010 veröffentlichte er das Buch «Die Enden der Welt». Darin berichtete
er von 22 seiner Reisen von Bombay bis in die Eifel, durch Bordelle und
Idylle. Zuletzt landete er mit seinem Buch «Das Hohe Haus» (2014) einen
Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang als Zuhörer das Geschehen im
Bundestag verfolgt.
Nach dem Abitur studierte Willemsen zunächst Germanistik, Philosophie
und Kunstgeschichte. 1984 promovierte er mit einer Doktorarbeit über
Robert Musil und arbeitete zunächst als Assistent an der Universität
München sowie als freier Autor und Übersetzer. Der Fernsehdurchbruch
gelang ihm ab 1991, als Willemsen von dem Hamburger Pay-TV-Sender Premiere als Moderator für das Interviewmagazin «0137» verpflichtet
wurde. Er lud dort Prominente wie Audrey Hepburn zum Gespräch, aber
auch einen entflohenen Bankräuber. 1993 erhielt er dafür den Grimme-Preis.
Willemsen engagierte sich für verschiedene soziale Organisationen wie etwa Amnesty International und war Mitglied von «Attac». Im August 2015 erfuhr er am Tag nach seinem 60. Geburtstag von seiner Krankheit. Danach trat er nicht mehr öffentlich auf. Am Sonntag starb er zuhause in der Nähe von Hamburg.
Er stand für kluges #Fernsehen wie kein anderer: Wir trauern um unseren Ex-#aspekte-Moderator Roger Willemsen. R.I.P #RogerWillemsen @ZDF
— ZDF aspekte (@zdfaspekte) 8. Februar 2016
Einer meiner Verehrtesten ist tot: Roger #Willemsen: https://t.co/x4sPnGB07d
— Christof Moser (@christof_moser) 8. Februar 2016
Froh, dass er so viel gesagt hat, traurig, weil er noch so viel zu sagen gehabt hätte. Gerade jetzt. #rogerwillemsen
— Marco Fuchs (@MarcoFuchs74) 8. Februar 2016
Der hätte nicht so früh gehen sollen. Der nicht. Wie schade. #rogerwillemsen
— Marko Langer (@markolanger) 8. Februar 2016
Ein Genie ist viel zu früh gegangen. RIP #rogerwillemsen
— Pia (@pia_sophie26) 8. Februar 2016
Unendlicher Respekt für deinen Geist, dein Wissen, deine Worte. Wenn die guten alle gehen bleiben nur die Idioten über... #rogerwillemsen
— markus tietje (@tietmark) 8. Februar 2016
Ich könnte kotzen @liebergott du nimmst die besten/schrägsten/klügsten/kreativsten zu früh #rogerwillemsen #fuckcancer #scheisskrebs
— Henning Wehland (@HenningWehland) 8. Februar 2016
(phi/sme/SPON)